Handlungsentwicklung und Motive
Fluchtvorhaben
Beschreibung:
(Teil II, Kapitel 11 - 18, S. 25 - 51)
Die Aufstellung über die Art der Bedrohung und über die
Vorgeschichte der Personen wird in dieser Stunde weitergeführt
(Schülerarbeitsblatt "Die Personen und ihre Gefährdungen").
In Kapitel 12 tritt "Der lesende Klosterschüler" in die Handlung
ein - zugleich ändern sich die Erzählkapitel:
Statt einer einzelnen Person treten nun auch zwei bis drei auf. Das
Beziehungsgeflecht, in Stunde 1 angedeutet und spielerisch
verlängert (Strukturskizze 1: Die Personen und ihre Bedrohungen)
nimmt Formen an.
Inhaltlich sind die Fluchtmotive damit vollständig:
Der Junge wird sich der Motive seiner Flucht zunehmend bewußt;
Helander sucht Hilfe zur Rettung seiner Holzplastik; Judith hofft auf
ein schwedisches Schiff; Gregor, zwischen Parteiauftrag, Angst und
Fluchtgedanken bewegt, begegnet der Plastik "Lesender
Klosterschüler" (Kapitel 16). Ab hier kristallisiert sich die
Handlung vollends um die Holzplastik und deren Faszination und
natürlich um Knudsen, der den Transport des
"Klosterschülers" verweigert, weil er keinen "Götzen"
transportieren will und sich gegen Gregor stellt.
Die Wirkung der Plastik auf alle Beteiligten wird im
Unterrichtsschritt "Lesender Klosterschüler" in den Mittelpunkt
gestellt.
Unterrichtsschritt 1: Die Gefährdungen
- Ergänzen im Schülerarbeitsblatt "Die Personen und
ihre Gefährdungen"
- Erweitern des Strukturbildes 1 "Die Bedrohung"
- Vorstellen der Gruppenergebnisse zu den Figuren. Herausstellen
der jeweiligen Gefährdungen/Notwendigkeit zur Flucht. Jede
Gruppe referiert über ihre Person. Dabei werden die
Informationen aus den Arbeitsblättern zum historischen
Hintergrund miteinbezogen.
- Hier können auch Aufsätze zu Schreibanlässen
über die Personen vorgetragen und ausgehängt werden.
- Wenn Plakate angefertigt worden sind, werden diese
vorgestellt.
- Gregors Tarasovka-Erlebnis muß vermittelt werden:
Gregors Zweifel an der Partei und ihrer ideologischen Ausrichtung
ist wesentlich für seine Unsicherheit - und die spätere
Begegnung mit der Figur "Der lesende Klosterschüler".
- Vorschlag für einen Lehrervortrag, in dem etwa folgendes
mitgeteilt wird:
Die Ideologie der KPD war durch die enge Anbindung an die
Sowjetunion stark von Moskau beeinflußt (Schulungen,
Kontrolle der Funktionäre, Geld). Im Faschismus, trotz seiner
schrecklichen und menschenverachtenden Praxis, sahen die
Kommunisten die endgültige Krise und die Chance, den
Kapitalismus zu überwinden. Sein Scheitern würde
zugleich das Ende des Kapitalismus und die Möglichkeit zum
Übergang in den Sozialismus sein.
Die starke Opposition zur SPD (Schimpfwort "Sozialfaschisten",
nicht deutlich genug gegen den Kapitalismus ausgerichtet)
isolierte die KPD, wie umgekehrt die SPD eine Zusammenarbeit mit
den Kommunisten lange ablehnte.
Für viele Kommunisten war das dogmatische Weltbild der
Partei, nach der alles kausal begründbar und stufenweise
zwangsweise erfolgte, nicht nachvollziehbar. Struktur der Partei
und deren Schulung ließen eigenes Denken jedoch nicht zu. Zu
ergänzen wäre der Hinweis auf die Stalin-Ära, in
der Stalin jede innerparteiliche Kritik brutal unterdrückte
(gut zu zeigen an Franziskas Verhaftung).
Mit dieser Haltung isolierte die die KPD zunehmend selbst; der
Hitler-Stalin-Pakt und die Zurückhaltung Moskaus in ihrer
Kritik am nationalsozialistischen Deutschen Reich tat ein
übriges, viele Parteimitglieder zu verunsichern.
Die Ergebnisse werden in einer Tafelübersicht verdeutlicht:
Tafelbild:
Das Netz von Beziehungen
Gregor
ist bedroht als Regimegegner; der
gefälschte Paß und seine Erfahrung bieten eine
gewisse Sicherheit.
Gregor ist unsicher gegenüber der Partei; er glaubt
nicht mehr an sie.
Er möchte fliehen.
Als geschulter Funktionär beobachtet er das Geschehen.
|
Judith
|
"Klosterschüler"
Helander
|
Knudsen
|
Der Junge
|
- sie ist bedroht als Jüdin
- sie muß weg; ihr drohen KZ und Ermordung
|
"Klosterschüler"
- ist bedroht als "entartet"
- er muß weg; er wird sonst "magaziniert"
Helander
- ist bedroht durch sein entzündetes Bein
und seine Diabetes.
- Als "Fluchthelfer" und Regimekritiker käme er
ins KZ. Dies wäre sein sicherer Tod.
|
- ist bedroht als Regimekritiker; wird
überwacht
- Bertha ist Geisel für seine politische
Zurückhaltung
|
- will weg
- sucht Freiheit "von" den Erwachsenen, von der
Monotonie
- sucht eine Möglichkeit, auf die "offene See" zu
fahren
|
Hoffnung auf ein schwedisches Schiff
|
Þ
|
Ohne Knudsen und dessen Schiff "Pauline" ist eine
Rettung der Holzplastik nicht möglich
|
Will ins Ausland: Anheuern auf einem
Großschiff
|
Auch hier können mögliche Entwicklungen mittels der
Personenkarten, in Form des vorgestellten Strukturbildes 1 u.a.
untersucht und verfolgt werden.