Viele Stoffe, ein Name! Was ist Ecstasy?

Ecstasy ist ein vollsynthetisches Ampheta-minderivat, das im Chemie­labor hergestellt wird und über keinerlei natürlichen Ausgangsstoff verfügt. Dies gilt für alle vier Stoffe, die heute mehrheitlich als Ecstasy gehandelt werden.

MDA

(Methylen-Dioxy-Amphetamin): Ausgangsstoff ist das bereits 1910 synthetisierte MDA, das pharmakologisch als Hustenmittel und als Medi­kament gegen den Grauen Star eingesetzt wurde. Als Appetitzügler wurde es 1961 sogar patentiert, konnte jedoch nie erfolgreich auf den Markt gebracht werden. Es handelt sich dabei um den synthetisierten (künst­lich erzeugten) Wirkstoff der Muskatnuß, dem seit 1576 eine be­rau­schende Wirkung zugeschrieben wird. In der Szene werden Ecstasy-Produkte auf MDA-Basis auch unter dem Namen „Snowballs“ gehandelt. Insge­samt spielt es eine relativ untergeordnete Rolle. Testergebnisse lassen darauf schließen, daß etwa 5-10% der als Ecstasy angebotenen Pillen den Wirkstoff MDA enthalten. Seit 1984 ist es laut BTMG verboten. Den Grenzwert für eine geringe Menge legte das LG Heidelberg mit 50g Base fest. Da eine höchst-richterliche Entscheidung noch aussteht, kann davon ausgegangen werden, daß dieser Grenzwert noch gesenkt wird.

MDMA

(3,4-Methylen-Dioxid-N-Methylamphetamin): MDMA wurde 1912 von der Firma Merk synthetisiert und 1914 als Appetitzügler patentiert, aber wegen seiner vielen Nebenwirkungen nicht erfolgreich eingesetzt. Es handelt sich dabei um die synthetische Version des Öls bzw. des Wirkstoffes aus der Sassafra-Staude, die in Europa nicht wächst. Bei MDMA handelt es sich um den eigentlichen „wahren“ Ecstasy-Wirkstoff. Dementsprechend wird er auch nicht selten als „ADAM“ bezeichnet. Seit 1986 ist der Stoff durch das BTMG verboten. Die geringe Menge wurde vom LG Stuttgart mit bis 24g MDMA Base festgelegt, was bei durchschnittlich 100 mg Wirkstoffgehalt pro Tablette ca. 240 Tabletten bedeuten würde. Ein Toxikologensymposium empfahl 1990, eine Höchstgrenze von 16 g Base festzuschreiben.

MDE

(Methylen-Dioxy-Ethylamphetamin) MDE wurde erst 1980 entdeckt. Es zählt zur Gruppe der Entactogene und wirkt nur in verhältnismäßig hohen Dosierungen (ab 120 mg). MDE wurde ebenfalls in psychiatrischen Zusammenhängen getestet und untersteht seit März 1993 dem BTMG. Eine geringe Menge ist nicht definiert. Vorgeschlagen sind 25 g Base (etwa 200 Tabletten=120 mg). MDE firmiert in der Szene auch als „MDEA“ oder, entsprechend der Häufigkeit seines Auftretens, als „EVE“. Ecstasy ist somit kein Stoff an sich, sondern ein Oberbegriff für eine Vielzahl von Wirkstoffen, die in der Szene unter diesem Namen gehandelt werden. Die drei beschriebenen Wirkstoffe sind dabei zu über 80% vertreten.

MBDB

(N-Methyl-1-(1,3-Benzo-Dioxol-5-yl)-2-Butamin) Eine Sonderrolle bezüglich seiner rechtlichen Stellung und seiner Wirkungserwartungen durch die KonsumentInnen nimmt der Wirkstoff MBDB ein. Er ist nicht im BTMG verboten, sondern unterliegt derzeit dem Arzneimittelgesetz und ist damit juristisch bedingt verkehrsfähig. MBDB ist ein Methylen-dioxyam­phetamin und wirkt als Serotonin-antagonist. Dabei setzt er diesen Neurotransmitter verstärkt frei, was zu einer Erhöhung des Serotoningehaltes im synaptischen Spalt führt. Im Unterschied zu anderen Methylen-dioxyamphetaminen treten bei MBDB wenig bis keine halluzinogenen und antriebssteigernde Wirkungen auf, sondern ausschließlich eine Intensivierung der Gefühle und Emotionen. In der Techno- und Raver-Szene ist MBDB nicht so gefragt, weil er das erwünschte stundenlange Durchtanzen nicht ermöglicht. Der geringe Marktanteil zwischen 1,5 und 4% ist durch diese „nicht gewünschten“ Wirkungen größtenteils erklärbar. MBDB ist folglich zum Prototypen der pharmakologischen Substanzklasse der Entactogene geworden. Dieser Wirkstoffgruppe wird in erster Linie die Fähigkeit zugeschrieben, im „Inneren des Menschen Gefühle zu erzeugen“. Entactogene fördern das „in sich Hineinversinken“ der Menschen und erhöhen damit die Möglichkeiten, „persönliche Probleme zu erkennen und sich damit auseinanderzusetzen.“ Beliebt sei MBDB in der Szene jedoch eher als „Kuschel- oder Sofadroge“ bei „Liebhabern“ [Jürgen Kunkel]. MBDB gilt aufgrund seiner größeren Molekülstruktur als noch weniger neurotoxisch als MDMA und MDEA, weil die großen Moleküle von den Nervenenden nicht aufgenommen werden.

Die Wirkdauer von MBDB beträgt 4-5 Stunden. Der Körper baut MBDB - wie andere Amphetamine und -derivate auch - recht schnell wieder ab und spült sie aus. Schon nach zwei Tagen ist die Wirksubstanz soweit aus dem Körper ausgespült, daß sie selbst bei guten chemischen Analyseverfahren in Körperflüssigkeiten (vor allem Urin) unter die Nachweisgrenze sinkt.

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