Viele Leute stellen sich beim Betrachten der Gradierwerke die Frage: Heißen diese Gebäude Salinen oder Gradierwerke? Das Wort Saline geht eben leichter von den Lippen und hört sich besser an; wenn diese Bauwerke gemeint sind. Ursprünglich ist es aber die falsche Bezeichnung. Dazu etwas Geschichte:
Es gibt verschiedene Arten von Salzgewinnung, eine davon ist das versieden von Solewasser. Häufig hatte die geförderte Quellsole einen nicht so hohen natürlichen Salzgehalt (in Bad Nauheim waren es 0,5%). Die Salzsiedung kostete dadurch zwangsläufig mehr Zeit und Brennmaterial. Da auch früher Kosten/Nutzenfaktor eine große Rolle spielte, mussten sich die Salinenbetreiber etwas einfallen lassen, um die Rentabilität zu steigern. Die ersten Gradierwerke wurden in der Lombardei aufgestellt. Nach einigen Modellen wurden dann im gesamten europäischen Raum diese zunächst rein industriell genutzten Bauwerke errichtet.
Durch kreislaufartige Zirkulation der Sole an den Dornenwänden verdunstet der Wassergehalt und die Salzkonzentration erhöht sich. Dieser Vorgang wurde so lange wiederholt, bis sich der natürliche Salzgehalt auf 25-26% (in Bad Nauheim bis auf 27%) erhöhte und nannte sich gradieren. Die Wortwahl hat seinen Ursprung im damaligen Sprachgebrauch. Vieles, was wir heute in „Prozent“ ausdrücken, bekam die Bezeichnung „Grad“. Durch die Zirkulation der Sole vermehrten sich die Grade des Salzes und damit wurde das Bauwerk einfach „Gradierwerk“ genannt. Die Bezeichnung Saline bezog sich dabei auf die gesamte Salzproduktion.
Gradierwerke sind in Holzständerbauweise aus Fichtenholz errichtet und mit Schwarzdorn ausgefüllt. Der Schwarzdorn( er wurde zuerst in Bad Nauheim eingeführt) wird bevorzugt, weil dieser auch bei Berieselung mit Sole nicht die Rinde verliert und außerdem sehr fein verästelt ist, was für die Wasserverdunstung sehr günstig ist.
An den Gradierwerken kondensiert die Sole. Bei dem kondensieren dieser Sole entstehen Aerosole, die sich dann in Form von Salztropfen oder Salzkristallen in der Nähe der Gradierwerke absetzen. Sie steigen dann in die Luft und bilden ein Klima und eine Luftzusammensetzung wie es für Kureigenschaften spezifisch ist. Die Luft in der Umgebung der Gradierwerke ist dann weithin salzig, würzig und vor allen Dingen jodhaltig.