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Hölderlins Aufenthalte in Bad HomburgHölderlin wohnte während seines Lebens mehrmals in Bad Homburg, wohin er über seinen
Freund Isaac von Sinclair gefunden hatte. In seiner Homburger Zeit arbeitete er an den
verschiedensten literarischen Werken, die von seinen Aufenthalten in Homburg beeinflusst
wurden. Erwähnenswert ist, dass Hölderlin, bevor er dem Wahnsinn verfiel, seine letzte
"gesunde" Phase in Bad Homburg verbrachte.
Erinnerungen an Hölderlin
Hölderlins Weg nach HomburgDoch wie kam es dazu, dass es Hölderlin in das Städtchen Homburg verschlug? Nachdem Hölderlin bei der Familie Gontard in Frankfurt als Hauslehrer tätig gewesen war, musste er wegen seiner Beziehung zu der Hausherrin Susette Gontard das Haus verlassen. In dieser Situation wandte er sich an seinen Freund in Homburg: Isaak von Sinclair, der am Hofe des Landgrafen Friedrich V. Ludwig von Hessen-Homburg als Hofrat beschäftigt war. Mit dessen Hilfe fand Hölderlin "Kost und Logis" beim Hofglaser Wagner in der Haingasse, dem ersten Wohnsitz Hölderlins in Homburg für die Zeit von 1798 bis 1800. In dieser Zeit freundete sich Hölderlin mit den zwei Homburgern Franz Wilhelm Jung und Cassimir Ulrich Böhlendorff an. Auch war Hölderlin am landgräflichen Hof gerne gesehen, und seine Werke wurden vom Landgrafen und dessen Tochter Prinzessin Auguste bewundert. Trotzdem hielt er sich weitgehend vom höfischen Leben fern und lebte zurückgezogen. In Homburg verfasste Hölderlin auch einige seiner Werke. Neben einigen Gedichten, die er in seiner Homburger Zeit verfasste, arbeitete er auch an seiner 'Empedokles'-Tragödie. Am bekanntesten jedoch ist sein Werk 'Hyperion' , dessen zweiten Band er 1799 in Homburg vollendete. Außerdem hatte Hölderlin mit einem Freund zusammen geplant eine poetische Monatszeitschrift herausgeben. Diese sollte 'Iduna' heißen und in Bad Homburg publiziert werden; der Plan scheiterte jedoch aus mangelndem Interesse an einer solchen Zeitschrift. Zweiter Aufenthalt in HomburgWährend der vier Jahre zwischen seinen Homburger Aufenthalten starb Susette Gontard und Hölderlins geistige Verfassung verschlechterte sich merklich. Dies war mit ein Grund, dass Hölderlin auf das Drängen seines Freundes Sinclair wieder nach Homburg zurückkehrte. Bald darauf wurde er vom Landgrafen zum Hofbibliothekar ernannt. Die Besoldung für diese pro forma Anstellung übernahm Sinclair selbst. Hölderlin wohnte bei seinem zweiten Aufenthalt von 1804 bis 1806 zuerst in der Dorotheenstraße (frühere Neugasse). Von seiner neuen Wohnstätte genoss er einen freien Blick auf Frankfurt, wie er es sich gewünscht hatte. Dennoch trat keine Besserung seines Zustandes ein. Wieder war es Sinclair und in diesem Falle auch dessen Mutter, Frau von Proeck, die sich Hölderlins annahmen und ihn unterstützten. Weitere Bekanntschaften aus diesem zweiten Aufenthalt in Homburg sind der Hofarzt Dr. Müller, der Hofprediger Breidenstein, Konrektor Zinck und Jakob Zwilling. Die Bewunderung seitens des Landgrafen schien ungebrochen, und Hölderlin erhielt von ihm sogar die Wakefield´sche Ausgabe des Vergil, zum Dank für seine Widmungshandschrift der Patmos-Hymne. Was Hölderlin schließlich aus der Bahn warf, war die Verhaftung Sinclairs, der des
Hochverrats (Verschwörung gegen den Kurfürsten von Württemberg) beschuldigt wurde. Wie
sich später herausstellen sollte, ein unbegründeter Verdacht. Wieder war es Sinclair der ihm erneut in der Haingasse eine Wohnung besorgte. Hölderlin geistiger Zustand verschlechterte sich weiter. In der Haingasse verbrachte er seine letzten Monate in Homburg vom Frühsommer 1805 bis zum 11.9.1806. An diesem Tag wurde der 'umnachtete' Dichter widerstrebend aus der Stadt geschafft. Sinclair schien es nicht mehr möglich, Hölderlin einen weiteren Aufenthalt in Bad Homburg zu ermöglichen. Auch die Fürsorge der Prinzessin Auguste, die sich wahrscheinlich in Sinclairs häufiger Abwesenheit Hölderlins angenommen hatte, änderte an dieser Entscheidung Sinclairs nichts. So wurde Hölderlin am 11.9.1806 nach Tübingen in die Autenrieth´sche Klinik gebracht. |
Copyright 1999 [Olaf Deussen] - Aktualisiert am: 30 Januar 2000 |