Als ZUM-Unterrichten als Plattform für Unterrichtshilfen eingeführt wurde, war ich der Meinung, dass die „Historischen Stichworte„, die ja nur lexikalisches Material zur Verfügung stellen, dafür nicht zu gebrauchen wären. Ich wurde eines Besseren belehrt.
Denn gerade, wenn man mit einer anregenden Aufgabe beschäftigt ist, hat man nicht die Zeit, sich bei unverstandenen Wörtern einen Wikipediaartikel dazu durchzulesen. Deshalb ist ein Link zu einem kurzen Stichwort in solchen Fällen sehr nützlich.
Die historischen Stichworte zeigen aber noch einen anderen Vorteil für die Verwendung im Unterricht. Sie eignen sich nämlich dafür, das zu üben, was bei anderen Aufgabenstellungen gerade ausgeblendet wird, nämlich das Erfassen von Hauptgedanken in einem ausführlicheren Text.
Was einem beim Nachschlagen im Lexikon erspart wurde, das muss man bei der Benutzung eines Wikipediaartikels selbst leisten: die Unterscheidung zwischen wichtig und unwichtig in dem speziellen Gebrauchskontext.
Nach dem Prinzip Schwierigkeiten isolieren, sollte dies getrennt geübt werden.
Nach dem Grundsatz Lernen durch Lehren geschieht das am besten dadurch, dass Schüler ihre kurzen Lexikonartikel selbst erstellen. So sind auch die ersten Historischen Stichworte im ZUM-Wiki aus dem laufenden Unterricht hervorgegangen.
Ein Bedarf nach kurzen Erklärungen besteht freilich nicht nur in den Bereichen Geschichte und Politik, sondern auch in Philosophie, Biologie, Physik und anderen Fächern.
Die Stärke der Wikipedia, dass sie immer anspruchsvolleren Kriterien genügt, erweist sich nämlich für den Unterrichtsgebrauch als Schwäche. Die Artikel werden nicht mehr ohne weiteres verstanden. Gerade diese „Schwäche“ aber kann man im Unterricht für das Erlernen der Unterscheidung zwischen wichtig und unwichtig nutzen, indem man in Arbeitsgruppen Lexikonartikel zu Unterrichtsstoffen erstellt. Dabei braucht selbstverständlich nicht nur ein Wikipediaartikel die Grundlage zu sein, sondern vor allem das im Unterricht Erabeitete.
Wichtig
Historische Stichworte sind wichtig, vor allem, wenn sie von einem belesenen Geschichtslehrer herausgegeben werden, derεὐδαιμονία noch wörtlich nimmt. Weiter so, Walter!
Dank für die Ermutigung
Ich danke für das freundliche Lob, das mich anderthalb Jahre nach dem Artikel überraschend erreichte.
Ich fühle mich ermutigt, wenn mir etwas einfällt, es wieder beizutragen, auch wenn es kein typisch „historisches“ Stichwort ist.
Beiträge von Schülern, mit denen wir ursprünglich angefangen haben, sind leider nicht leicht zu bekommen, weil sie oft nicht ins Formatpassen und Lehrer in den Zeiten des gemischten Unterrichts weder Zeit noch Energie haben, einen ganzen Klassensatz von Beiträgen zurechtzuschneiden. Ich greife jetzt mal kurz einen zur chinesischen Geschichte heraus, weil ich vor kurzem die Gelegenheit hatte, in sehr kenntnisreiche, aber viel zu lange Artikel zum Thema hineinzusehen.
Kritik: Fehler bei der Definition Industriealisierung usw.
Guten Tag Walter Böhme!
Es ist – ganz ohne Zweifel – eine hervorradende Idee, interessierten Schülern (resp. deren Eltern & Lehrkräften) historische Stichworte mittels einer kurzen Definition zu erläutern. Das erfordert allerdings größte Sorgfalt, damit die Leser nicht schon durch fehlerhafte Definitionen in die Irre geführt werden:
1. Hinweis zu
https://unterrichten.zum.de/wiki/Historische_Stichworte/Industrialisierung
Dort wird der Begriff „Industrielisierung“ als Epochenbegriff definiert. Siehe dazu aber
Stefan Jordan, Theorien und Methoden der Geschichtswissenschaft, Seite 116
https://wiki.bildungsserver.de/klimawandel/index.php/Industrielle_Revolution#cite_note-Geschichtswissenschaft-12
ZITAT:
‚Industrialisierung‘ ist ein Prozessbegriff, weil er einen bestimmten Zeitpunkt als Anfang einer historischen Veränderung benennt […] und den Zeitraum seither umfasst […]. Die Epoche der Industrialisierung in England umschließt also einen Zeitraum von bislang etwa 250 Jahren. […]
2. Hinweis zu
https://unterrichten.zum.de/wiki/Historische_Stichworte/Soziale_Frage
Im Zum-Wiki wies ich bereits darauf hin, dass hier zu unterscheiden ist zwischen
a) Soziale Frage im 19. Jahrhundert
b) Soziale Frage im 20. Jahrhundert
c) Soziale Frage im 21. Jahrhundert
Die meiner Meinung nach beste Definition findet sich bei
Werner Wilhelm Engelhardt: Zum Begriff der Sozialen Frage in Hans Peter Widmaier (Hrgb.): Zur neuen sozialen Frage, Duncker & Humblot, 1978, ISBN 3428441516, 9783428441518, Seite 33 ff.
https://wiki.bildungsserver.de/klimawandel/index.php/Industrielle_Revolution#cite_note-Engelhardt-15
Die soziale Frage ist der
ZITAT:
„Widerspruch zwischen Gesellschaftsideal und Wirklichkeit“ (Wirklichkeit: insbesondere auch i. S. v. ökonomischer Entwicklung = der Gegensatz von Kapital und Arbeit bzw. die wachsende Kluft zwischen arm und reich) bzw. „das Ergebnis der Nichtübereinstimmung von sozialer Idee und vorgefundener Wirklichkeit“.
Vgl. hierzu:
Hans von Scheel, Die Theorie der sozialen Frage, Jena 1871, S. 16:
https://books.google.de/books?id=-tlLAAAAcAAJ&pg=PA16
ZITAT:
[…] Formulierung der sozialen Frage der Gegenwart: sie ist der zum Bewußtsein gekommene Widerspruch der volkswirtschaftlichen Entwicklung mit dem als Ideal vorschwebenden und im politischen Leben sich verwirklichenden gesellschaftlichen Entwicklungsprinzip der Freiheit und Gleichheit. […]
Hans von Scheel definiert den Begriff „Soziale Frage“ [im 19. Jahrhundert] also als Widerspruch zwischen der Wirklichkeit (volkswirtschaftliche Entwicklung = wachsende Kluft zwischen arm und reich) und der Menschenrechtsidee. Diese Definition ist nur augenscheinlich weiter gefasst als die bspw. von Alice Salomon (1872-1948) verwendete Begriffsdefinition …
ZITAT:
„In dem Sinne hat man als soziale Frage den Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit, zwischen Unternehmer und Arbeiter bezeichnet; […]
… denn auch in dieser Definition neben der deskriptiven Komponente (Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit = Wirklichkeit) – implizit (!) – eine normative Komponente enthalten, wobei die Definition des Hans von Scheel den Vorteil hat, dass dort die normative Komponente ganz konkret bezeichnet wurde.
SIEHE zu diesem Thema (Soziale Frage) auch die Literaturnachweise in:
https://wiki.bildungsserver.de/klimawandel/index.php/Industrielle_Revolution#Begriffsdefinitionen_.28Epochenbegriff_.2F_Prozessbegriff.29
Beste Grüße:.
san.draB@web.de
P.S.:
Hier noch eine durchaus lesenwerte Publikation zu Thema „Die soziale Frage des 19. Jahrhunderts“:
https://www.kas.de/upload/dokumente/verlagspublikationen/Christliche_Sozialethik/Zschaler.pdf
PDF (17 Seiten)
Dank für die Anregung
Ich habe die Anregung für einige Formulierungsänderungen in den Artikeln aufgegriffen. Freilich dienen die Historischen Stichworte sehr bewusst der Komplexitätsreduktion. Daher wird für wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Differenzierungen auf die Wikipedia verwiesen.
Ohje…
Das heißt, alle Tools für Schüler auf diesen Seiten sind mehr oder weniger Hochstapler, oder wie?
?
Wie meinen Sie das?
Nur ein Scherz
ZUM ist ein hilfreiches Tool und wird von kenntnisreichen Menschen in schülergerechter Weise betreut. Hier fehlenden wissenschaftlichen Anspruch zu reklamieren ist aus meiner Sicht unnötig.
Überblick
Was mir an der ZUM generell missfällt, ist, dass sie nach derzeitigem Stand ein chaotisches Sammelsurium an Wissensfragmenten ist, die einem Schüler kaum helfen werden, da didaktisch nicht sinnvoll aufbereitet.
Chaos? aha. Na dann.
ZUM ist ein ehrenamtlich arbeitender Verein, den es seit 1997 gibt – seit dem sind viele Tools und Plattformen dazu gekommen. Wir machen das übrigens alles in unserer Freizeit… Die verschiedenen Plattformen sind in erster Linie an Lehrkräfte gerichtet, die damit ihren Unterricht schneller und flexibler vorbereiten können. Sie lotsen dann ihre Schüler*innen zu konkreten Übungen oder Lernpfaden hier. ZUM ist definitiv nicht an Schüler*innen gerichtet, die sich allein damit irgendwas aneignen sollen.
2 Aspekte
2 Aspekte fallen mir bei der ZUM ein: Gender Mainstreaming einerseits und Diversity zum anderen. Hinsichtlich Gender Mainstreaming sollte es einen Sprachkondukteur geben, der alle Texte auf Gender hin überprüft und nötigenfalls alles durchgendert, was noch in der alten Form da steht. Beim Thema Diversity fällt mir auf, dass die ZUM aus überwiegend alten weisen, aber eben auch weißen, Männern besteht. Ein paar Senegales:innen in der ZUMunity würden dieses Problem auflösen.
Freiwillige vor 🙂
Hallo,
wenn Sie uns gern unterstützen wollen, alle älteren Texte zu überarbeiten, melden Sie sich gern bei mir unter info@zum.de
Zur Erinnerung: wir arbeiten ehrenamtlich, d.h. in unserer Freizeit an der ZUM. Wir haben leider nicht die Zeit, alle alten Texte glatt zu ziehen.
viele Grüße,
M.Schütze
Was ist mit Queerpolitik?
Queere Interessen finden bis dato kein Gehör in der ZUM.
Nicht geplant
Soweit ich weiß, ist es auch nicht geplant, hier abseitigen Interessen ein Forum zu bieten.
Das ist schlicht falsch. Die
Das ist schlicht falsch. Die ZUM ist ein ehrenamtlicher Mitmachverein. Wenn es Kolleg*innen gibt, die sich kompetent zu diesen Themen einbringen können / wollen, ist das gern gesehen und ein Mehrwert für uns alle. Niemand wird ihn / sie / etc. bremsen. (Das gilt übrigens für alle Themen und Interessen. Viele andere sind auch nicht besetzt, weil wir auf ehrenamtliches Engagement angewiesen sind. )
M. Schütze
Vorsitzende der ZUM