Die Corona-Pandemie beeinflusst momentan unser aller Leben. Schulen und Universitäten haben geschlossen, Berufstätige müssen oft von zuhause aus arbeiten und soziale Kontakte sind auf das Mindeste reduziert. Diese Umstellung stellt besonders Familien vor neue Herausforderungen. Ohne die Möglichkeit, Hilfe wie gewohnt in Anspruch nehmen zu können, müssen Schüler*innen derzeit Unterrichtsinhalte eigenständig erarbeiten und zahlreiche Aufgaben, welche sie von ihren Lehrer*innen erhalten, bewältigen. Vielen Eltern fehlen dazu die zeitlichen und/oder inhaltlichen Mittel, um ihren Kindern unter die Arme zu greifen. Damit betroffene Schüler*innen nicht in Rückstand geraten, wurde Mitte März die Corona School ins Leben gerufen. Hier bieten ehrenamtlich arbeitende Studierende digitale, kostenfreie Hilfestellungen in einer 1-zu-1-Betreuung an.

 

Die Idee für das Projekt entstand in einer Diskussion zwischen dem Bonner Mathematikstudenten Christopher Reiners und seinen Bekannten. Er erkannte die aktuelle Problematik und wollte sich in diesen Krisen-Zeiten sozial engagieren. Durch die Schließung der Universitäten und die Einschränkung des öffentlichen Lebens haben viele Studierende mehr Zeit, welche sie für digitale Nachhilfe sinnvoll einsetzen können. Da klassische Nachhilfe mit direkten Personenkontakt in der Corona-Krise nicht verantwortungsvoll wäre, kam Christopher auf die Idee, Online-Nachhilfe anzubieten. Kurzerhand entwickelte er mit drei weiteren Studienfreunden, Gero Embser, Lukas Pin und Tobias Bork, die Website www.corona-school.de

Sowohl Schüler*innen als auch Studierende können sich mit ihrem Namen und einer E-Mail Adresse auf der Website registrieren. Zusätzlich werden dort die Fächer angegeben, in denen der/die Schüler*in Hilfe braucht bzw. in denen der/die Studierende Hilfe anbieten möchte. Diese Fächer müssen nicht zwangsläufig mit den eigenen Studienfächern übereinstimmen. Hier geht es um eine gesunde Selbsteinschätzung, in welchen Fächern und in welchen Jahrgangsstufen Unterstützung angeboten werden kann. Als nächstes werden die Studierenden zu einem persönlichen, digitalen Eignungsgespräch eingeladen. In diesen Gesprächen werden die Studierenden auf grundlegende fachliche wie pädagogische Fähigkeiten überprüft und mit den Werten wie Verhaltensrichtlinien der Corona School vertraut gemacht, um Missbrauch der Plattform auszuschließen. Mittlerweile führt ein internes Screening-Team von über 70 Studierenden täglich dutzende von Eignungsgesprächen per Video-Chat durch.

 

Anschließend werden mithilfe eines Matching-Algorithmus geeignete Lernpaare gebildet und beide Seiten über den/die gefundene*n Lernpartner*in informiert. Für eine digitale Lernunterstützung stellt die Corona School einen persönlichen Link zur Verfügung, mit dem Video-Gespräche unkompliziert direkt über den Browser oder über das Handy stattfinden können. In einem ersten digitalen Kennenlerngespräch werden genaue Unterrichtsinhalte besprochen, und das weitere Vorgehen abgeklärt. Im weiteren Verlauf bleibt den Studierenden und Schüler*innen allerdings freigestellt, auf welchem digitalen Weg sie sich untereinander vernetzen. 

Um die Studierenden bestmöglich auf digitale Nachhilfe vorzubereiten werden außerdem Leitfäden für die Gespräche bereitgestellt, in welchem sowohl pädagogische Tipps, als auch technische Hilfestellungen geboten werden. Anschließend koordinieren die Student*innen und Schüler*innen den Unterricht eigenständig und in dem Ausmaß, wie es für beide Parteien am sinnvollsten bzw. am besten umsetzbar ist. Motivierte Studierende haben zusätzlich in einem User-Bereich die Möglichkeit, weitere Schüler*innen anzufordern und zu unterstützen.

Bereits nach vier Wochen sind über 7100 Schüler*innen und über 5700 Studierende aus ganz Deutschland bei der Corona School registriert. Ein engagiertes Team von mittlerweile fast 100 Studierenden arbeitet täglich bis zu 14 Stunden an dem Projekt. Die Arbeitsstruktur lässt sich dabei in verschiedene Themenbereiche unterteilen, z.B. die technische Entwicklung, die Durchführung von Eignungsgesprächen, Presse und Social Media Arbeiten oder die Sicherung des Datenschutzes. Für die Koordination und Organisation innerhalb und zwischen den Teams sind hierbei acht Studierende hauptverantwortlich.

Die Corona School möchte auch über die Corona-Krise hinaus den Austausch zwischen Studierenden und Schüler*innen fördern. Gerade für Schüler*innen aus sozial schwachen oder bildungsfernen Familien bietet das kostenlose Projekt eine außerschulische Bildungsunterstützung, die andernfalls nicht für jede Familie finanziell möglich wäre. Auf lange Sicht soll das Angebot weiterhin wachsen. Angedacht ist eine Erweiterung der Kernfächer, sodass auch AGs digital angeboten werden können. Zusätzlich wird an dem Konzept einer digitalen Studienberatung von Studierenden für Schüler*innen gearbeitet, die vor allem Abiturient*innen eine Orientierung für die Zeit nach der Schule geben soll. Damit die Corona School auch in Zukunft über genügend Studierende verfügt, werden zusätzlich Anreize für Studierende geschaffen. Da das Projekt zukünftig als gemeinnütziger Verein “Corona School e.V.” eingetragen werden soll, kann den Studierenden in Zukunft z.B. ein Zertifikat für ihr soziales Engagement ausgestellt werden. Insgesamt soll das Projekt in jedem Fall rein ehrenamtlich bleiben, einen sozialen Mehrwert für unsere Gesellschaft leisten und eine Verbindung zwischen Universitäten und Schulen herstellen. Daher freuen wir uns weiterhin über alle engagierten Studierenden und alle Schüler*innen, die Teil des Projekts werden möchten und so ein Zeichen des Zusammenhalts setzen. 

 

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