Mit großem Interesse haben wir in der ZUM den Entwurf der KMK für eine Strategie „Bildung in der digitalen Welt“ zur Kenntnis genommen. Gerne sind wir deshalb dem Aufruf gefolgt, hierzu unsererseits Stellung zu nehmen, und dokumentieren diese Stellungnahme hier, in der es uns vor allem darum geht, einige Akzente zu verschieben und andere zu setzen. Uns ist es wichtig, zu betonen, dass es bei der Verwendung digitaler Medien nicht immer nur um die Erstellung eines Produkts geht, sondern dass Lern- und Lehr-Prozesse dabei gleichermaßen von Bedeutung sind. Wir verweisen darauf, dass die ZUM seit fast 20 Jahren im Bereich digitaler Bildung aktiv ist, und betonen, dass wir den geplanten Ausbau etablierter OER-Strukturen begrüßen.

 

Stellungnahme der Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet e.V. (ZUM, zum.de) zum Entwurf zur Strategie “Bildung in der digitalen Welt” 

Die ZUM ist außerordentlich erfreut, dass es dieses Papier gibt und dass damit auch die Lehrkräfte eine Orientierung beim Einsatz digitaler Medien in der Schule bekommen. Momentan ist die Situation in der Schule so, dass die Lehrer an den Schulen je nach eigener Interessenlage mehr oder weniger digitale Medien einsetzen. Die Fortbildung erfolgt meist selbstorganisiert in informellen Netzwerken. Um so wichtiger ist es, Ziele von staatlicher Stelle aus zu formulieren um die Lehreraus- und -fortbildung daran zu orientieren. 

Bezug nehmend auf das Strategiepapier haben wir einige Anregungen:

  1. Unserer Meinung nach erfordert die “Einordnung, Bewertung und Analyse” nicht nur Wissen, sondern auch die Kompetenz, mit den digitalen Medien umzugehen. 
  2. Die KMK ist der Auffassung, dass in weiterführenden Schulen die Schüler auf digitale Medien zugreifen können sollen. Warum nicht schon in der Grundschule? Unsere Erfahrungen mit Wikis, Lern- und Lesepfaden in der Grundschule sind sehr positiv. Ebenso dürfen an dieser Stelle nicht die Förderschulen vergessen werden, in denen digitale Hilfsmittel in vielen Fällen inzwischen unverzichtbarer Bestandteil des Unterrichts geworden sind. 
  3. Was wird unter einer Lernplattform verstanden? Dieser Begriff sollte konkretisiert und durch Beispiele (staatliche und private) ergänzt werden. Auch eine Umbenennung in Learning Management System wäre bedenkenswert. 
  4. Wir empfehlen unter Punkt 1.1 einen weiteren Absatz einzubinden: Insgesamt betrachtet ermöglicht die Digitalisierung neue Organisations- und Kommunikationskulturen auf allen Ebenen innerhalb der Schulgemeinschaft. Netzwerkstrukturen, die Lehrer, Schüler, Eltern, Schulträger und Schulaufsicht umfassen, beschleunigen den Informationsfluss und können auch zu einer umfassenderen Mitbestimmung und Teilhabe am schulischen Leben und an Schulentwicklungsprozessen beitragen. 
  5. Die Bildungsstandards sollten lieber früher als später angepasst werden. Sie sollten auch über das bloße Nutzen digitaler Medien hinausgehen und auch das Verstehen der digitalen Welt einschließen. Während in Großbritannien mittlerweile Informatik bereits in der Primarstufe zum Fächerkanon gehört, ist sie in Deutschland noch nicht einmal in allen Bundesländern Pflichtfach an Gymnasien. Wenn hier nicht bald entgegengesteuert wird, kommt Deutschland hier unweigerlich wirtschaftlich und gesellschaftlich ins Hintertreffen. 
  6. Es geht bei der Verwendung digitaler Medien nicht immer um das Erstellen eines „Produkts“. Unserer Meinung nach ist dies ungeschickt formuliert und wir schlagen daher vor, die Kompetenzen, die allgemein hierbei in unterschiedlichen Formen der Anwendung und in unterschiedlichen Unterrichtsphasen bzw. im Rahmen eines projekt- oder produktorientierten Unterrichts erworben werden, hervorzuheben. Es sollte eine bessere Differenzierung der Begrifflichkeiten im Hinblick auf die unterschiedlichen Gruppierungen „digitaler Medien“ erfolgen. 
  7. Seit fast 20 Jahren stellt die ZUM unter der Internetadresse www.zum.de Materialien bereit, die erfolgreich in den Schulen genutzt werden. Seit mehr als 10 Jahren gibt es kollaborativ und kooperativ nutzbare Plattformen wie das ZUM-Wiki (zumwiki.de) oder das ZUMpad (zumpad.de). Wir freuen uns, dass der Aspekt des Nutzens und Produzierens Eingang ins Strategiepapier gefunden hat. Gleichzeitig wünschen wir uns, dass nicht noch eine weitere Sammelbörse für Materialien mit viel Geld aus der Taufe gehoben wird, sondern dass bestehende Repositorien unterstützt und gefördert werden. Wir empfehlen, für die Bereitstellung von Materialien durch Lehrkräfte das Mittel der Reduzierung von Deputatsstunden zu nutzen, da die Erstellung und Bereitstellung extrem viel Zeit und intensive Arbeit über den Unterricht hinaus bedeutet. Entsprechend muss dies z.B. schul- oder fachschaftsintern geregelt werden können. 
  8. Wir begrüßen den geplanten Ausbau von etablierten OER-Strukturen. 

 

Mandy Schütze 

1. Vorsitzende der ZUM.de 

15.07.2016

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