Qualitätskriterien von OER

Vor einigen Tagen hatte ich im Postfach eine Mail mit der Frage, wie es eigentlich um das Qualitätsmanagement der OER-Materialien steht – welche Mechanismen gibt es, wie wird überprüft, etc. Das erinnerte mich daran, dass ich nach dem OER-Camp noch einen Blogpost zu Qualitätskriterien für OER schreiben wollte. Beim OER-Camp besuchte ich den Workshop  „Qualität und OER“ von Dr. Susanne Friz. Sie arbeitet bei FWU und beschäftigt sich dort mit der Qualität der Materialien. 

Bei dem Workshop ging sie auf verschiedene Kataloge von Qualitätskriterien ein. Dabei wurde deutlich, dass es unterschiedliche Qualitätsdefinitionen gibt: technische Kriterien, pädagogisch-didaktische Kriterien und lizenzrechtliche Kriterien (siehe Folie aus der Präsentation: CC-BY-SA, Dr. Susanne Friz für OERinfo). 

Außerdem gibt es verschiedene Kriterienkataloge, die Qualitätskriterien veröffentlichen:

Und wo steht nun die ZUM?

Auf den unterschiedlichen Plattformen der ZUM arbeiten hauptsächliche Lehrerinnen und Lehrer, Hochschuldozenten und Hochschuldozentinnen. Der Großteil der Vereinsmitglieder stammen ebenfalls aus diesen beiden Personengruppen. Das bedeutet für die Inhalte der ZUM, dass sie fast durchweg von Akademikern stammen, die mindestens fünf Jahre Studium absolviert haben. Ich denke, dass sollte man bei allen Fragen nach inhaltlicher Qualität immer im Hinterkopf haben. 

Die ZUM hat verschiedene Bereiche für unterschiedliche Zielgruppen. Wenn wir den Focus auf die Plattformen legen, die Unterrichtsmaterial für Lehrkräfte bereit stellen, stechen zwei heraus: die ZUM-Classic und das ZUM-Unterrichten. 

In der ZUM-Classic haben seit Beginn der ZUM 1997 Lehrer*innen Webspace zur Verfügung bekommen und konnten darin ihre Materialien per ftp anderen Kolleg*innen zur freien Verwendung in ihrem Unterricht bereitstellen. Damals gab es noch keine Lizenz dafür, die Intention ist als Vorform von OER zu sehen. Diese Materialien wurden in den letzten Wochen von Klaus Dautel gesichtet und viele davon deaktiviert, da sie veraltet waren oder der ursprüngliche Autor sich nicht mehr um sie kümmern kann. Viele der ursprünglichen ZUM-Autoren sind inzwischen in Pension und haben andere Projekte. Generell ist  zu sagen: Viele dieser Materialien basierten auf Unterrichtsmaterialien aus der Vor-Internet-Zeit oder aus der beginnenden Arbeit mit „neuen Medien“. Entsprechend begrenzt waren die Mittel und Möglichkeiten. Sobald der Reinigungsprozess abgeschlossen ist, bleiben die inhaltlich starken, didaktisch gut aufbereiteten und gut einsetzbaren Materialien übrig. 

ZUM-Unterrichten ist mit dem Ziel angetreten, gute Materialien aus den Wikis der ZUM zu übernehmen oder neu zu entwickeln und in einem modernen, responsiven Design zu präsentieren. Dafür gibt es verschiedene Qualitätsstandards, die eingehalten werden müssen. 

Im Folgenden werde ich die Fragen der Uni Augsburg für ZUM-Unterrichten durchgehen:

I. Angebot und Angebotsstruktur

1. Für welche Fachgebiete werden Lehr-Lernmaterialien auf der Onlineplattform angeboten? — Geplant: Alle Fächer an allgemeinbildenden Schulen, zur Zeit sind schon viele Fächer vorhanden. Da es sich um ehrenamtliche Arbeit handelt, sind die Fächer stark vertreten, in denen sich jemand engagiert. (mitmachen!)

2. Weist die Onlineplattform eine Suchfunktion auf? — Ja

3. Weist die Onlineplattform eine Sortier- und Strukturierungsfunktion auf? — Jedes Fachportal besitzt eine Suche speziell für dieses Fach. Außerdem werden die Kategorien am Fuß der Seite recht strikt vergeben, so können schnell z.B. Materialien für die Sekundarstufe 1 oder Sekundarstufe 2 oder interaktive Übungen gefunden werden. 

4. Welche Arten von Lehr-Lernmaterialien sind auf der Onlineplattform verfügbar? — Unterrichtsmaterialien, Unterrichtsideen – beide dienen den Lehrerinnen und Lehrern zur Vorbereitung ihres Unterrichts, sowie interaktive Übungen und Lernpfade, die direkt im Unterricht eingesetzt werden können (oder von Lehrer*innen kopiert und an ihre Bedürfnisse angepasst neu gespeichert werden können)

5. Wie viele Lehr-Lernmaterialien gibt es ungefähr auf der Onlineplattform? —  Die aktuelle Statistik (Stand 07.08.2019) weist 18 248 Seiten sowie 13 278 hoch geladene Dateien auf. 

6. Welche weiteren Angebote (z.B. Forum, Presseportal) stellt die Onlineplattform bereit? — Auf ZUM.de gibt es weitere Angebote, z.B. Projektwiki zur Arbeit mit Schüler*innen und Student*innen, Grundschulpost, Klexikon, einige Mailinglisten, etc. Das Forum haben wir vor einigen Jahren abgeschaltet, weil es kaum noch genutzt wurde. Ein Presseportal gibt es bisher nicht, könnte aber überlegt werden… es gibt ja dieses Blog 😉

7. Gibt es Fremdangebote auf der Onlineplattform? — Nein

8. Wird auf externe Materialien bzw. andere Onlineplattformen verlinkt? — Ja

9. Können neben den Lehr-Lernmaterialien kostenpflichtige Dienste und Materialien über die Onlineplattform bezogen bzw. deren Erstellung beauftragt werden? — Nein, alle Angebote im ZUM-Unterrichten sind kostenlos.

10. Ist eine Registrierung notwendig, um alle Angebote auf der Onlineplattform nutzen zu können? — Die Nutzung ist ohne Registrierung möglich. Nur wer inhaltlich etwas beitragen möchte, muss sich vorher registrieren. Das läuft per Mail und jede Anmeldung wird sorgfältig geprüft. 

II. Zielgruppe und Ziele

11. Gibt es auf der Onlineplattform Angaben, für welche Zielgruppe das Angebot gedacht ist? — Auf der Startseite steht, dass Unterrichtsmaterialien und -ideen zu finden sind. Ich dache, damit sei die Zielgruppe recht klar umrissen. Aber das Wort Lehrer*innen steht tatsächlich nicht da. Auf den Übersichtsseiten zu Unterrichtsmaterialien/-ideen, interaktive-Übungen sowie Lernpfad-Seite steht ganz oben im Kasten jeweils ein kurzer Einleitungstext, in dem auf die Verwendung und die Zielgruppe eingegangen wird. 

12. Welchem/n Bildungsbereich/en ist/sind die Zielgruppe/n zuzuordnen? — ZUM-Unterrichten richtet sich ausdrücklich an Lehrer*innen in allgemeinbildenden, weiterführenden Schulen. Es gibt außerdem die Mieze Mia für die Grundschule. Wir hoffen noch ein wenig darauf, dass sich weitere Lehrer*innen beteiligen, z.B. der berufsbildenden Schulen, um die Angebote dahin gehend zu erweitern. Die Inhalte erweitern sich jeweils mit dem Engagement der freiwilligen und ehrenamtlichen Helfer.  

13. Wird auf der Onlineplattform über Open Educational Resources und/oder die Ziele der OER-Bewegung informiert? — Ja. 

14. Wird die Motivation, Lehr-Lernmaterialien bereitzustellen, auf der Onlineplattform beschrieben? — Ja, sogar auf der selben Seite wie 13, denn ZUM und OER gehören zusammen 😉

III. Mitwirkende der Onlineplattform

15. Welcher Institutionsform (z.B. Verein, Unternehmen, öffentlich-rechtliche Institutionen) lässt sich der Träger der Onlineplattform zuordnen?  — Die ZUM ist ein gemeinnütziger Verein. Auch Nicht-Mitglieder tragen sehr wesentlich zu den Angeboten teil. Alle Angebote können auch von Nicht-Mitgliedern genutzt werden. Die Mitgliedschaft ist eher eine Art ideelle Unterstützung.  

16. Werden auf der Seite nähere Angaben zum Träger der Onlineplattform gemacht bzw. auf eine entsprechende Seite verwiesen? — Ja, auf die ZUM.  

17. Seit wann wird die Onlineplattform betrieben (Jahr)? —  ZUM-Unterrichten gibt es seit November 2018. Viele Materialien stammen aber aus dem ZUM-Wiki, das es seit 2004 gibt. Das ZUM-Wiki hat 2016 den OER-Award gewonnen. 

18. Wo hat der Träger seinen Sitz (Ort und Land)? — Sitz des Vereins ist bei der Vorsitzenden, also Gerabronn im Nordosten von Baden-Württemberg

19. Handelt es sich bei der Onlineplattform um ein Lehr-Lern-Portal? — Zum Teil. Die Interaktiven Übungen sowie die Lernpfade können direkt von Schüler*innen im Unterricht – und auch am Smartphone bearbeitet werden. 

20. Werden die Verantwortlichen der Onlineplattform (z. B. anbietende Institution oder Vorsitzender) genannt? — Ja, es ist das ZUM-Portal verlinkt, auf der es eine „Über uns“-Seite gibt. Der aktuelle (ehrenamtliche) Vorstand sieht wie folgt aus: Mandy Schütze (ganz links) ist die Vorsitzende, Klaus Dautel (rechts) fungiert als Kassenwart, weitere Mitglieder des Vorstands von links nach rechts: Ralf Klötzke, Andrea Schellmann, Maria Eirich, Andreas Kalt, Nadine Anskeit.

21. Wie viele derzeit haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitende werden auf der Onlineplattform genannt? — Hauptamtliche Mitarbeiter: keine. Ehrenamtliche Mitarbeiter: alle. Zur Zeit gibt es ca. 60 angemeldete Benutzer im ZUM-Unterrichten. 

22. Gibt es auf der Onlineplattform Angaben zur Zusammensetzung der Mitarbeitenden (z. B. Funktionen, Aufgaben)? — Jede/r Benutzer*inn hat eine Benutzerseite, auf der er sich kurz vorstellen soll. Wir achten verstärkt darauf, dass das auch eingehalten wird. (Wir sind in dem Falle die aktiven Admins). Zu jeder Wikiseite gibt es die Versionsgeschichte, auf der alle Autoren der jeweiligen Seite genannt sind. Auf einigen Lernpfad-Seiten ist außerdem der jeweilige Autor genannt. Wir arbeiten daran, demnächst die Sichtbarkeit der Autoren zu erhöhen, auch wenn es der Wiki-Philosophie widerspricht. Wir haben aber festgestellt, dass es für Lehrer*innen leichter ist, ein Material oder eine Übung zu verwenden, wenn sie den Autor „kennen“.

23. Welchen Funktionen lassen sich die Mitarbeitenden zuordnen (z.B. Organisation, Redaktion, Technik)? — Es gibt keine Redaktion. Wir (der Vorstand) hoffen, dass sich mit einer gewissen Größe des Wiki, Fachbeauftragte für alle Fächer finden lassen, die sich der letzten Änderungen in ihrem Fach sowie neuen Nutzern annehmen und diese zumindest am Anfang etwas betreuen. Außerdem würden wir uns wünschen, dass sich mehr Austausch zwischen den Autoren eines Faches ergibt. Die Technik wird von Idea Sketch betreut. Die Koordination des Projekts hat im November Christian Schröder von Andreas Kalt übernommen. 

24. Werden die fachlichen Hintergründe der einzelnen Mitarbeitenden genannt? — Die Mitarbeitenden stellen sich auf ihren Benutzerseiten selbst vor. Ca. 90% sind Lehrer*innen. Zwei Nutzer sind/waren wissenschaftliche Mitarbeiter an der Uni Würzburg, die Lernpfade ins ZUM-Unterrichten umgezogen haben. 

25. Gibt es Mitarbeitende, die einen erziehungs- oder bildungswissenschaftlichen Hintergrund (u. a. Ausbildung, Studium) haben? — Alle. 

26. Ist die Onlineplattform nutzerbasiert, d. h. entstehen die Inhalte erst durch die Beteiligung der Nutzer und Nutzerinnen? — Ja, es ist ein Wiki.

27. Gibt es Angaben dazu, wer die Lehr-Lernmaterialien erstellt hat? — Siehe 22.

28. Gibt es Angaben dazu, dass die Onlineplattform ausgezeichnet wurde (z. B. durch Preise, Gütesiegel)? — Ja. Viele der Materialien sind aus dem ZUM-Wiki übernommen, das 2016 den OER-Award gewann. Das ZUM-Unterrichten selbst gibt es noch nicht mal ein Jahr. 

29. Wird deutlich, mit wem die Onlineplattform zusammenarbeitet (z. B. Partner(innen), Förderer(innen), Finanzierer(innen))? — Auf zum.de gibt es eine Partner-Seite.

30. Wird auf der Onlineplattform kommerzielle Werbung platziert? — Ja. Der Verein finanziert sich ausschließlich über die Werbung und über Spenden. Gäbe es mehr Spenden, gäbe es weniger Werbung. Über die Verwendung des Geldes schrieb ich hier ausführlich

IV. Verwendung, Verbreitung und Bewertung

31. Wie sind die Lehr-Lernmaterialien lizensiert? — CC-BY-SA 4.0

32. Sind die Lizenzen der Lehr-Lernmaterialien standardisiert und einheitlich angegeben? —  Im Fuß des Wikis – und damit auf jeder Seite ist der entsprechende Lizenzhinweis. 

33. Gibt es Lehr-Lernmaterialien, die nicht unter freien Lizenzen (z.B. CC-BY, CC-BY-SA) stehen? — Prinzipiell sind alle Inhalte im Wiki unter einer freien Lizenz. Werden Materialien von außerhalb eingebunden, z.B. Videos von Youtube, so stehen sie oft nicht unter dieser Lizenz. Die freie Lizenz bezieht sich dann lediglich auf die Aufgaben oder Anwendungsbeispiele, die für das ZUM-Unterrichten erstellt wurden. Aber das ist, so denke ich mir, bei jeder Plattform so. 

34. Werden die Lehr-Lernmaterialien in einem veränderbaren Format zur Verfügung gestellt? — Ja, es ist ein Wiki. Jede/r kann sich den Quelltext anschauen und die Inhalte in eigene Wikiseiten kopieren. 

35. Ist es möglich, selbst Lehr-Lernmaterialien auf der Onlineplattform einzustellen? — Ja. 

36. Wird bei veränderbaren Lehr-Lernmaterialien kenntlich gemacht, welche Nutzer(innen) Veränderungen vorgenommen haben? — Ja, jede Wikiseite hat ihre Versionsgeschichte. 

37. Können die Lehr-Lernmaterialien heruntergeladen und offline verwendet werden? — Warum sollte man das tun wollen? 😉  Viele interaktive Übungen funktionieren nur online. Arbeitsblätter oder Unterrichtsideen können problemlos offline verwendet werden. 

38. Werden Hinweise zur Verwendung der Lehr-Lernmaterialien gegeben (z. B. zeitlicher Umfang, Einbettung)? — Ja, einer der inhaltlichen Kriterien ist es, dass solche Hinweise dabei stehen sollen. 

39. Werden bei den einzelnen Lehr-Lernmaterialien Lernziele bzw. zu erwerbende Kompetenzen ausdrücklich aufgeführt? — Bei den Lernpfaden: meistens. Bei anderen Inhalten zum Teil. 

40. Ist erkennbar, wann die Lehr-Lernmaterialien erstellt wurden, d. h. wie aktuell sie sind? — Ja, über die Versionsgeschichte jeder Wikiseite. 

41. Ist erkennbar, dass die Angebote der Onlineplattform regelmäßig gepflegt und aktualisiert werden? — Ja, über die  „letzten Änderungen„. Diese Seite ist links in der Sidebar verlinkt. 

42. Gibt es eine Möglichkeit, die Lehr-Lernmaterialien zu bewerten? — Nein.

43. Wird die Qualität der Lehr-Lernmaterialien auf der Plattform zur Diskussion gestellt (z. B. Kommentarfunktion, Bewertungssystem)? — Jede Seite hat eine Diskussionsseite. Außerdem kann man recht leicht mit dem Autor in Kontakt treten und ihm auf seiner Benutzereigenen Diskussionsseite schreiben. 

44. Gibt der Träger an, die Qualität seiner Angebote (durch z. B. die Auswahl der Autor(inn)en) zu prüfen? — Ja. Jede/r, der/die mitarbeiten möchte, muss eine Mail an den Vorstand schreiben. Die Anträge werden geprüft und teilweise erst nach Rücksprache frei geschaltet. Neue Autoren werden regelmäßig auf die bestehenden Qualitätskriterien hingewiesen. 

Zusatz:

Was noch fehlt im Fragebogen:

45. Werden die Inhalte in OER-Repositorien geladen? — Wir arbeiten an der Maschinenlesbarkeit der Lizenzen …

Generell ist zu sagen: Auf ZUM-Unterrichten stellen Lehrer*innen Unterrichtsmaterialien ein, die sie selbst in ihrem Unterricht benötigt haben oder konkret einsetzen. Die Veröffentlichung im ZUM-Unterrichten ist dann eher ein Nebeneffekt. Daher ist die Qualität der Inhalte sehr hoch. 

Zum Abschluss möchte ich gern noch meinen Vorstandskollegen Klaus Dautel zitieren, der 2015 in einem Bericht von Mapping OER zur Qualitätssicherung von freien Bildungsmaterialien wieder gegeben wird:

“Nicht die inhaltliche Richtigkeit eines Endproduktes steht zur Debatte, sondern die Effizienz der stattfindenden oder ausgelösten Lernprozesse. Es kommt also darauf an, was die Lehrkraft daraus macht bzw. machen kann.”

Mandy Schütze fürs ZUM-Team

 

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert