Jaron Lanier, Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 2014, bricht in seinem jüngsten Werk „Wem gehört die Zukunft?“ eine Lanze für das Buch. Nicht das eBook oder den Reader, sondern eben das Buch, so wie wir es schon lange kennen. Sein Argument lautet: „Der Käufer eines eBooks gilt auf dem Markt nicht mehr als Bürger erster Klasse. Wenn Sie ein gedrucktes Buch aus Papier kaufen, können Sie es nach Belieben wieder verkaufen oder weiter Ihre Freude daran haben … Vielleicht wird es ja zum Sammlerstück und steigt im Wert, womöglich können Sie es irgendwann mit Gewinn weiterveräußern. Der Kauf eines altmodischen Buches eröffnet immer auch die Gelegenheit, Geld damit zu verdienen, indem man seine Herkunft hervorhebt. Vielleicht signiert der Autor es für Sie persönlich, verleiht ihm damit eine größere Bedeutung für Sie und steigert den Wert. Bei einem eBook sind Sie dagegen kein Käufer erster Klasse mehr. Stattdessen haben Sie bei einem Unternehmen eingeschränkte Rechte am Buch gekauft.“ (Jaron Lanier: Wem gehört die Zukunft? Hoffmann und Campe, 2014, S. 319)
Laniers Argumentation zeigt zwar eine etwas reduzierte Betrachtungsweise vom „Wert“ eines Buches, es ist vor allem ein finanzieller Wert, aber auch dies leuchtet voll ein.

Mark Zuckerberg geht noch einen Schritt weiter in der Wertschätzung des Buches und gründet auf Facebook einen Lesezirkel. Er selbst hat sich für 2015 vorgenommen, alle zwei Wochen ein Buch zu lesen und die vielen Freunde auf Facebook sollen das auch machen und dann einen Kommentar hinterlassen. 
„Our books will emphasize learning about new cultures, beliefs, histories and technologies. Suggestions for new books to read are always welcome. We ask that everyone who participates read the books and we will moderate the discussions and group membership to keep us on topic.“
Mark Zuckerberg lobt das Medium Buch und dessen intellektuelle Bedeutung in Worten, die man nicht besser und prägnanter hätte finden können: „I’ve found reading books very intellectually fulfilling. Books allow you to fully explore a topic and immerse yourself in a deeper way than most media today.“ Und:  „Our first book will be The End of Power by Moisés Naím.“ (facebook.com/ayearofbooks)
Im Prinzip braucht es dazu keine Facebook-Initiative, aber wenn Mark Zuckerberg das macht, dann folgen viele gerne (aktuell 240 000 Likes). Das vorgeschlagene Buch von Moises Naim war sofort vergriffen, der Autor zeigt sich überrascht und erfreut. Die These des Buches ist, dass sich die Machtzentren von den politischen Institutionen wegentwickelt haben hin zu neuen Machtzentren wie zum Beispiel Google und – Facebook. (Siehe hierzu den immer wieder großartigen Richard Quest von CNN in seinem Interview mit Moises Naim).
Mein – ganz und gar unironischer – Kommentar: Man darf gespannt sein!

  1. Alle zwei Wochen ein Buch zu lesen, ist tatsächlich eine „challenge“. Wer von uns schafft das? Das vorgeschlagene Buch hat z.B. über 300 Seiten und ist kein Roman. Stellen wir uns einen überzeugten Facebook-Fan vor und überlegen uns, vor welcher Wahl er nun steht: In Facebook täglich Freunde abklappern oder ein Buch lesen? Das könnte zu einem echten Lebensdilemma werden.
  2. Alle zwei Wochen ein Buch erwerben, wer von uns tut dies? Auch ebooks sind nicht gerade umsonst. Und wie tauscht man eBooks mit anderen Lesern (siehe Jaron Lanier oben)?
  3. Und jetzt soll das auch noch kommentiert werden! Selbst wenn ich selbst keine Kommentare verfasse, sondern „nur“ die der anderen lese, geht das schon von meiner Lesezeit ab.

Aber vielleicht sind das alles Nebenschauplätze und ich unterschätze den lese-fördernden Einfluss von Mark Zuckerbergs Initiative 2015. Wir haben ja jetzt ein ganzes Jahr Zeit, um die Entwicklung der Challenge zu verfolgen, daran teilzuhaben und an sich selbst auszuprobieren.

Jetzt doch noch ein bisschen Ironie: Ich bin sehr an der Lese-Liste  mit den restlichen 25 Titeln interessiert. Ich fände es schlau, diese vorweg zu veröffentlichen, damit ich mich darauf einstellen kann, was ich wirklich lesen (und kommentieren) will. Sonst liest man ja dem Mark Zuckerberg nur hinterher. Ich möchte ihm auch einmal voraus sein.

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