Das Bildungsportal Lehrer-Online hat in einer bundesweiten Umfrage erfragt, welche Erfahrungen Lehrerinnen und Lehrer aus diesem Jahr mitnehmen und welche neuen Unterrichtsformate sich bewährt haben. An der Umfrage beteiligten sich innerhalb eines Zeitraums von drei Wochen insgesamt 329 Lehrkräfte aller Schulformen, -stufen und -fächer.
Digitale Materialien und Tools für den Unterricht auf dem Vormarsch
Nach einem Jahr Corona experimentieren Lehrkräfte nun wesentlich häufiger mit digitalen Werkzeugen, die sie vorher nicht oder kaum beruflich eingesetzt haben. So sagen beispielsweise 36 Prozent der Lehrkräfte, dass Apps und Tools für die Schul- und Unterrichtsorganisation nun selbstverständlicher Bestandteil ihres Unterrichtsalltags sind.
Auch auf digitale Unterrichtsmaterialien wie interaktive Online-Übungen greifen sie nun wesentlich häufiger zurück. Gleichzeitig nimmt die Nutzung analoger Unterrichtsmaterialien ab. Lehrwerke und analoge Arbeitsblätter werden um circa 25 Prozent seltener verwendet als vor der Corona-Pandemie.
Digitale Infrastruktur an Schulen weiterhin ausbaufähig
Die digitale Infrastruktur an Schulen hat sich im vergangenen Jahr insgesamt positiv entwickelt, vor allem im Hinblick auf die Ausstattung der Lehrenden und Lernenden mit schuleigener Software (Clouds, Apps, Lernmanagementsysteme …).
Große Probleme gibt es jedoch nach wie vor bei der IT-Infrastruktur. Der Wunsch nach Dienstgeräten ist bei den Lehrkräften weiterhin groß und auch die Ausstattung der Schülerinnen und Schüler bewerten 25 Prozent der Befragten noch immer mit der Note 6 – trotz der im vergangenen Jahr in Millionen-Höhe vom Bund beschlossenen Mittel für die Ausstattung von Lernenden mit eigenen Endgeräten.
Auch die Versorgung der Schulen mit eigenen digitalen Unterrichtsmaterialien wird von der Hälfte der Befragten noch immer als mangelhaft oder sogar schlechter bewertet. Lehrkräfte müssen also andere Quellen heranziehen, um ihren Bedarf an digitalen Unterrichtsmaterialien zu decken.
Gemischte Erfahrungen mit unterschiedlichen Unterrichtsformaten
Lehrkräfte haben im vergangenen Jahr Unterrichtsformate ausprobiert, die vorher nahezu keine Rolle im Schulalltag gespielt haben. 60 Prozent der Befragten haben beispielsweise Erfahrungen mit Wechsel-Unterricht gemacht und drei Viertel der Befragten mit rein digitalem Unterricht.
Die besten Erfahrungen haben Lehrkräfte im vergangenen Jahr nach wie vor im Präsenz-Unterricht gemacht, allerdings wurden die Erfahrungen mit den unterschiedlichen Formen des Distanz-Unterrichts nur wenig schlechter bewertet (Präsenz-Unterricht: durchschnittlich Note 2,5; Distanz-Unterricht: durchschnittlich Note 2,7). Am schlechtesten wurden die Erfahrungen mit dem Format des Wechsel-Unterrichts bewertet. Rund ein Fünftel der Befragten konnte damit keine zufriedenstellenden Erfahrungen machen.
Kriterien für den Erfolg/Misserfolg des Distanz-Unterrichts
In der Umfrage wurde auch erfragt, wie sich der zeitweise Distanz-Unterricht auf das Lernen der Schülerinnen und Schüler ausgewirkt hat. 63 Prozent der Lehrkräfte ziehen hier eine gemischte Bilanz und immerhin 10 Prozent bewerten die Auswirkungen sogar als eher positiv.
Drei Kriterien für erfolgreiches Lernen im Distanz-Unterricht lassen sich aus der Umfrage ableiten:
- IT-Infrastruktur und Endgeräte: Von vielen Lehrkräften wird die technische Ausstattung der Schülerinnen und Schüler als wichtiges Element für das Gelingen des Fern-Unterrichts genannt.
- Eltern-Engagement: Viele der befragten Lehrkräfte denken, dass das Gelingen ihres Fern-Unterrichts abhängig von der Unterstützung der Schülerinnen und Schüler durch die Eltern ist.
- Fähigkeit zur Selbstorganisation: Besonders an den weiterführenden Schulen scheinen vor allem die Fähigkeit zur Motivation und Selbstorganisation der Schülerinnen und Schüler wichtig für den Unterrichtserfolg zu sein.
Zusammenfassung und Schlussfolgerungen
Nach einem Jahr Corona nutzen die meisten Lehrkräfte inzwischen ganz selbstverständlich digitale Werkzeuge und Materialien für ihre Unterrichtsgestaltung und möchten diese auch nach der Pandemie nicht mehr missen. Damit sie die positiven Erfahrungen des letzten Jahres jetzt auch weiter ausbauen können, brauchen sie nun kontinuierlich Unterstützung in Form von geeigneten Fortbildungsangeboten und pädagogisch geprüften, digitalen Unterrichtsmaterialien.
Entsprechende Angebote müssen stark ausgebaut werden. Das technische Grundgerüst steht mit den Lernplattformen, die viele Bundesländer inzwischen aufgebaut haben, aber es wird noch zu wenig in Lern-Materialien investiert, die auf die neue Situation zugeschnitten sind. Hierfür ist eine stärkere Unterstützung und Förderung durch Bund und Länder notwendig.
Hier können Sie die ausführlichen Umfrage-Ergebnisse nachlesen.