Naturschutzverbände und Wissenschaftler beklagen zunehmend mangelnde Artenkenntnisse in unserer Gesellschaft. Immer weniger Menschen können heute einzelne Arten sicher erkennen und ihr Vorkommen in einen ökologischen Zusammenhang stellen – besonders heimische Wildkräuter sind für Laien schwer zu unterscheiden. Pflanzen bilden für das ungeübte Auge eine anonyme grüne Masse. Selbst eine „Blumenwiese“ wird von vielen Menschen nur als „Gras“ wahrgenommen. Wenn wir aber unsere Natur schützen und nachhaltig nutzen wollen, braucht es dieses Wissen. Mit den schwindenden Kenntnissen über Tiere, Pflanzen und ökologische Zusammenhänge nimmt auch die Bereitschaft ab, sich für Natur- und Umweltschutz einzusetzen. Wie soll man für den Schutz der Vielfalt von Arten werben, wenn diese Vielfalt praktisch nicht bekannt ist?

Gleichzeitig steigt das Interesse für digitale Medien. Technische Entwicklungen beeinflussen bereits in vielen Lebensbereichen unsere Art zu lernen und sich Wissen anzueignen. Und genau hier wollen wir mit dem „Flora Incognita“-Projekt anknüpfen. Dafür entwickeln wir ein Verfahren zur teilautomatischen, interaktiven Pflanzenbestimmung mit Smartphones. Unter dem Motto „Computerwissenschaften treffen auf Natur“ arbeitet ein interdisziplinäres Team aus den Fachbereichen Botanik, Informatik, Physik und Medienwissenschaften an einer Lösung, Pflanzenbestimmung zu vereinfachen und für jeden und jede Interessierte verfügbar zu machen – und somit das Bewusstsein für die Artenvielfalt zu stärken.

Die „Flora Incognita“-App  kann kostenlos in den App-Stores (iOS oder Android) heruntergeladen werden. Mit der Kamera des Smartphones fotografieren Sie die Blüte, dann das Blatt und in Sekundenschnelle erhalten sie einen Vor­schlag zum Namen der Pflanze. Die Bilder werden anhand eines neuronalen Netzwerkes (Deep Learning) auf unseren Servern klassifiziert. Zusätzlich wird der Standort sowie das Aufnahmedatum des Fotos der Pflanze bei der automatischen Erkennung mit einbezogen. Ein Wahrscheinlichkeitsmodell berechnet daraus die vorkommenden Pflanzenarten und bringt diese Informationen mit dem Ergebnis der Bilderkennung zusammen. Zusätzlich zu der bestimmten Pflanzenart  bekommen die Nutzerinnen und Nutzer anhand eines Steckbriefes weitere Information wie etwa Merkmale, Verbreitung oder Schutzstatus. Unter dem Menüpunkt „News“ finden Sie immer aktuelle „Mitmachaktionen“ wie zum Beispiel aktuell die phänologischen Beobachtungen.

Gleichzeitig kann jeder einzelne einen Beitrag zu unseren Projekt leisten. Je mehr Bilder wir erhalten – insbesondere von seltenen und sehr ähnlichen Arten –, desto besser wird die automatische Bilderkennung langfristig funktionieren. Langfristig können wir als Forschende mit den Daten auch viele weitere Aussagen treffen: Wann blühen welche Arten? Wie stark variieren die Eigenschaften der einzelnen Pflanzen? Welche Zusammenhänge gibt es zum Klimawandel und der Art der Landnutzung?

Wir würden uns freuen, wenn unsere App auch zukünftig in Schulen, Berufsschulen, Universitäten und Umweltbildungseinrichtungen Anwendung findet. Über Anmerkungen, Verbesserungsvorschläge aber auch über Erlebnisberichte würden wir uns jederzeit freuen.  

Zur App direkt kommen Sie in den jeweiligen App-Stores (iOS oder Android), weitere Informationen finden Sie auf der Webseite www.floraincognita.com  – oder Sie folgen auf Facebook, Twitter oder Instagram.

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