Mit leichten Fremdheitsgefühlen stand ich zunächst am iPad-Stand, das sah alles wieder so kommerziell aus wie im Apple-Laden und smarte junge Männer in schwarzen Hemden erinnerten an die bekannte Apple-Atmosphäre, diese Mischung aus Professionalität und Schnodderigkeit. 
An der Seitenwand waren kleine Displays auf zwei Meter Höhe eingelassen, darunter jeweils ein iMac-Tischlein und ein Hocker, das war dann für die assoziierten Partner vorgesehen. An meinem Tag waren das Pons-Wörterbücher-Apps, sofatutor.de und dazwischen die ZUM.

Dem Publikum etwas näher hatten Schülergruppen einige Tischlein, an denen sie iPad-Einsatz in ihrem Unterricht zeigen konnten. Ein zweiköpfiges Kamerateam flotierte hin und her und fragte die SchülerInnen, ob sie denn jetzt wieder „Spaß“ am Lernen hätten, was glaubhaft bejaht wurde.

Alle halbe Stunde gab es einen Vortrag. Z.B. von einem blinden Herrn, der zeigte, wie man dennoch erfolgreich mit dem iPad arbeiten konnte: Das iPad spricht nämlich zu (zum Glück nicht „mit“) dir und hilft so beim Aufrufen von Apps, Auffinden von Links oder Erstellen von Texten. Das fand ich recht einleuchtend.

Oder eine Einführung in „ibook author“ zur Erstellung von Unterrichtsmaterial. Dabei wurde auf die ZUM als Hochlade-Ziel bei „iTunes U“ hingewiesen. Hier hätte ich mir gewünscht, dass genau dieser Vorgang genauer erklärt worden wäre, denn so einfach ist das dann doch nicht.

Gespräche am Stand hatte ich einige wenige, aber sehr nette, mit der Nachbarin von Pons spielte ich zwischendurch ein Pons-Wörter-Memory (empfehlenswert) und von den Leuten von SofaTutor ließ ich mir deren Konzept erklären.

Sehr froh war ich über Sandra Rickers Bereitschaft, mir ein paar Apps zu zeigen, mit denen ich einige meiner lösen könnte:

  1. Problem: Kein W-Lan im Klassenzimmer. Hier könnte die App „Reflector“ (ca. 10 €) weiterhelfen. Mit Reflector kann man drahtlos den iPad-Bildschirm auf dem Laptop spiegeln, der Laptop hängt dann per VGA-Kabel am Smartboard/Beamer. Ich könnte mich dann mit meinem iPad frei im Klassenraum bewegen. Für die Verbindung muss ich allerdings (z.b. mit dem iPhone) einen Hotspot herstellen. Das kann auch nicht jeder.
  2. Problem: Dateimanagement und -transfer! Hier wurde mir die App „instashare“ (ca 4 € für Mac/Windows) vorgeführt. Mit diesem Programm kann man einen Datei-Austausch vom Rechner auf iPad oder iPhone optisch nachvollziehbar gestalten und dadurch iTunes umgehen.
  3. Problem: ITunes U. Ich halte es weiterhin für unglücklich, dass das vielversprechend seriöse Projekt „iTunes U“ optisch und haptisch so eng mit der Geldmachmaschine iTunes verknüpft ist. Das macht Amerikanern vielleicht wenig aus, aber deutschen Lehrerinnen und Lehrern könnte das genauso suspekt sein, wie mir: Um ein Bldungsangebot zu erhalten, muss man zuerst durch einen virtuellen Kaufkorridor, so als hofften die Anbieter, dass der iTunes U -Bildungssuchende vorher noch ein paar Kaufwünsche entwickelt und auch befriedigt. Aber vielleicht bin ich da zu empfindlich. Jedenfalls wünschte ich mir einen kommerziell unverdächtigeren Zugang zu den iTunes U-Kurs-Angeboten.

• Erstes Fazit: In Sache Flexibilität und Interaktivität scheint mir die Wiki-Plattform (speziell das ZUM-Wiki) immer noch der „ibooks author“-Welt und dem „iTunes Course Manager“ voraus. Mit den Apple-Apps lassen sich dagegen schönere und Buch-ähnlichere Produkte erzeugen. Es ist gut, dass die ZUM jetzt an beiden Welten teilhat.

• Zweites Fazit: Ich wünschte mir einen (von Apple finanzierten) Wochenend-Workshop, auf dem didaktisch ansprechende Kurs-Konzepte entwickelt werden. Bestimmt ist Apple an Rückmeldungen aus der realen Schulwelt interessiert.

• Letztes Fazit: Vielen Dank an Sandra für diese etwas andere Didacta-Erfahrung, die App-Tipps und die Kostenerstattung!

2 Kommentare zu “Ein halber ZUM-Tag auf der Didacta 2014

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