Die Herausgeber*innen und Autor*innen dieser 100-Seiten-Broschüre gehen aufs Ganze: Nichts Geringeres als Gold soll gelten, wenn es um OER geht!

OER? Das meint Open Educational Resources, auf Deutsch „Offene Bildungsinhalte”: Diese sollen möglichst vielen Nutzern möglichst frei und kostenlos zur Verfügung gestellt werden, sie sollen von möglichst vielen AutorInnen möglichst sorgfältig und verwertbar erstellt werden und sie sollen an möglichst viele Einsatzszenarien anpassbar sein. Ein hoher Anspruch, auch die ZUM hat sich dieser Philosophie seit Jahren verschrieben  (➙ Blogbeitrag von Karl Kirst ).

Zurück zum Gold-Standard. Ihn kennzeichnen Superlative wie „bestmöglich“, „optimal“, „professionell“, aber auch ein „sehr deutlich erhöhter Aufwand“: Allesamt typische Edelmetall-Eigenschaften! Als Adressaten hierfür werden genannt „Lehrende an Hochschulen”, die bezahlt und professionell OER erstellen und/oder andere dabei beraten.

Ich, auf den nichts davon zutrifft, also weder bezahlt, noch professionell, noch Hochschule, habe dennoch weitergelesen. Und es lohnt sich auch für Lehrkräfte in den Schulen.

Was sind nun die Kriterien für das Prädikat Gold?

  • OER muss kostenfrei zugänglich sein
  • und unter einer offenen Lizenz stehen, die Anpassen und Weiterleiten gestattet, zum Beispiel CC BY 4.0.
  • Die Werkzeuge („Tools”) zum Erstellen sollen auf verschiedenen Betriebssystemen und Browsern verfügbar sein,
  • und das Erstellen und Exportieren von Metadaten erlauben.
  • Sie sollen auf eigner Infrastruktur betrieben werden können,
  • Barrierefreiheit sollte angestrebt werden,
  • die Software soll eine hohe Bedienfreundlichkeit aufweisen und ohne weitergehende Technik-Kenntnisse nutzbar sein. (S. 4-6)

Das ist ein anspruchsvoller Katalog, der erst einmal verstanden und dann möglichst eingehalten werden will. Zuerst aber muss er erklärt und anhand diverser OER-Material-Kategorien exemplifiziert werden.

Dies geschieht in zehn Beiträgen, die sich jeweils einer Kategorie von OER-Material widmen. Nicht alle erscheinen für den Schulbetrieb gleichermaßen von Bedeutung, könnten es aber mit zunehmender Digitalisierung und Öffnung von Unterricht noch werden, als da wären Maker-Spaces, Gaming, Podcasts, MOOC … . Hier darf man sich vom anglophilen Techno-Sprech nicht beeindrucken lassen, es gab Zeiten, da auch Begriffe wie Blogs oder Wikis als Neuland galten.

Im Einzelnen geht es also um: Arbeitsblätter, interaktive Übungen, Blogs und Webseiten, Präsentationsfolien, Fotos und Videos, Online-Kurse, Podcasts, Spiele und schließlich die angesprochenen Maker-Vorlagen, was so viel meint wie digitale Bastelanleitungen.

Alle Material-Typen werden in ihrer Besonderheit vorgestellt, man erfährt, welche Tools sich am besten eignen, wo die Gefahr für „Lizenzkuddelmuddel”  am größten ist und was für Erstellung, Veröffentlichung sowie Nachnutzung relevant ist. Gelegentlich bekommt man auch mitgeteilt, was nicht geht (Nogos), was gerade noch geht („ist OK”-Standard) und welche Projekte und Plattformen weiterhelfen können (Link-Liste). An Impulsen für weiteres Sich-Schlau-Machen fehlt es also nicht.

Die einzelnen Artikel sind kostenlos als PDF herunterladbar,  zum Preis von 7,80 € kann das Kompendium auch als Print-Version erworben werden. Die Webseite open-educational-resources.de liefert noch Zusatzinformationen und ergänzende Videos. Man muss also nicht argwöhnen, dass sich die insgesamt 17 Autor*innen eine goldene Nase verdienen. Man darf ihnen vielmehr danken, dass sie dieses weite Feld so übersichtlich geordnet haben. Da übersieht man auch gerne die eine oder andere Apostrophen-Katastrophe: NoGo’s sind NoGos!

 

B. Fabri, G. Fahrenkrog, J. Muuß-Merholz (Hrsg.): Der Gold-Standard für OER-Materialien. Ein Kompendium für die professionelle Erstellung von Open Educational Resources (OER), Hamburg 2020

Klaus Dautel

 

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