OK, das sind jetzt erst einmal viele Zahlen. Aber ich möchte hier auch ein wenig Bilanz ziehen über das, was die ZUM und die Arbeit in und an ihr für mich bedeutet und jahrelang bedeutet hat.

Ja, auch die Vergangenheitsform ist nicht zufällig: Auf dem ZUM-Treffen 2017 stelle ich mich nach acht Jahren im ZUM Vorstand, die ersten sechs davon als 1. Vorsitzender, nicht mehr zur Wiederwahl. Denn ich möchte mich gerne mehr auf andere Dinge konzentrieren, sei es im Privaten oder auch im Hinblick auf meine nicht mehr weit entfernte Zeit als Rentner. Zudem habe ich nicht mehr den Elan und die Energie, die mir lange Zeit eine sehr aktive Arbeit im ZUM-Vorstand, zuvor und parallel dazu im ZUM-Wiki und anderen Wikis auf ZUM.de ermöglicht haben.

Der Abschied aus dem ZUM-Vorstand fällt mir leicht, weil die verbleibenden Vorstandsmitglieder (deren Wiederwahl sehr wahrscheinlich ist) für eine inhaltlich kompetente und in ihrer Arbeitsweise sehr professionelle Kontinuität in der Vorstandsarbeit stehen. Und die „Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet e. V.“ (ZUM, ZUM.de) steht zu ihrem 20. Jubläum als Verein gut da und ist mit ihren Angeboten und den geplanten Weiterentwicklungen gut aufgestellt.

Ich blicke zurück

In meiner Zeit als Lehrer (für Deutsch als Fremdsprache, DaF) im Ausland stieß ich Mitte der 1990er-Jahre auf das „World Wide Web als Lern- und Lehrhilfe“, eine damals neue Seite, die Margit Fischbach, Lehrerin in Freiburg, initiiert hatte. Da sich auf dieser Internetseite zunehmend mehr gute Inhalte unterschiedlicher Autorinnen und Autoren finden ließen und es ja damals weder Google noch das später einige Jahre tonanagebende Yahoo gab, war ich sehr froh, ein Portal gefunden zu haben, auf dem ganz offensichtlich gute Inhalte von Lehrerinnen und Lehrern für Lehrerinnen und Lehrer zu finden waren. – Die Materialien für den Deutschunterricht, die ich dort fand, konnte ich – oft in von mir abgewandelter Form – gut für meinen Unterricht bzw. die Unterrichtsvorbereitung oder auch nur zur eigenen Inforamtion nutzen.

So überlegte ich dann auch durchaus ernsthaft, ob ich mich nicht auch dem 1997 gegründeten Verein „ZUM Internet e. V.“ (so die offizielle Abkürzung unseres langen Vereinsnamens) anschließen sollte. – Das tat ich damals nicht, beteiligte mich aber immer wieder an dem sehr intensiven Informations- und Meinungsaustausch über die Mailingliste WWWLehre@zum.de, die damals ungemein hilfreich war, da es ja noch keine Wikipedia gab und es auch keine heutigen Suchmöglichkeiten im Internet gab, das zudem ja damals auch noch im Vergleich zu heute erst sehr wenige Interentseiten und darauf wiederum auch erst wenige Inhalte gab.

Mit leichter Unterstützung durch einen aus Deutschland in die Türkei gekommenen Schüler startete ich dann 1997 auch meine erste eigene Internetseite, die sich damals vornehmlich auf den Bereich DaF konzentrierte (und die ich in den letzten Jahren zugunsten anderer Aktivitäten kaum noch gewartet habe).

Von Istanbul aus nahm ich ein Semster an einem Studium an der FH Furtwangen (im Schwarzwald) teil: in einem neuen Fernstudiengang, in dem die Kommunikation im Wesentlichen per E-Mail ablief, aber auch über Online-Diskussionen und sogar schon – wie aufregend – per Chat via Modem: Ja, mit Hilfe dieses Geräts, dessen Einwahlgeräusche wohl niemand vergisst, der das damals erlebt hat 😉

Als ich 2001 an eine Schule in Nordrhein-Westfalen kam, interessiert mich dort auch die Möglichkeit, online mit Kolleginnen und Kollegen zusammenzuarbeiten. Ich arbeitete mich u.a. in BSCW ein, fand diese Plattform (für damalige Verhältnisse) richtig gut, aber für eine Zusammenarbeit im Alltag dann doch zu sperrig.

So war ich, angeregt wie viele andere durch den Erfolg der Wikipedia, die Anfang der 2000er-Jahre richtig Fahrt aufnahm, angetan von den Möglichkeiten der Wiki-Software und entschied mich für mich selbst, MediaWiki, die Software der Wikipedia, zu testen. Die Ergebnisse waren viel versprechend und ich stand kurz davor, an meiner Schule dafür zu werben, eine schuleigene MediaWiki-Installation für die Zusammenarbeit im Kollegium, zumindest erst einmal in meinen Fachbereichen, zu nutzen, als ich (wohl über WWWLehre) mitbekam, dass auf ZUM.de das ZUM-Wiki installiert worden war. – Mich begeisterte die Idee, hier nicht nur schulintern, sondern schul-, fächer- und länderübergreifend zusammenarbeiten zu können … und auch mit größerer Wahrscheinlichkeit aktive Mitstreiter*innen finden zu können als nur in meiner Schule.

Vom ZUM-Wiki zu ZUM-Unterrichten

Nur ein paar Gedanken zu 13 Jahren Mitarbeit im ZUM-Wiki und in anderen Wikis auf ZUM.de, denn vieles habe ich an anderer Stelle schon mal gesagt oder geschrieben und manches ist ja im besten Sinne inzwischen einfach Geschichte …

Highlights in der Anfangszeit des ZUM-Wikis waren für mich z.B. Erlebnisse wie diese: Um neun Uhr abends hat jemand, der gerade im ZUM-Wiki online ist, eine Idee oder Frage und weiß nicht weiter. Eine andere Person, die auch online ist, bekommt dies mit und macht Vorschläge dazu und hat eventuell auch schon erste Anregungen, wie dies weitergehen könnte; eine weitere Person greift dies mit auf. Und eine halbe bis Dreiviertel Stunde später ist gemeinsam ein Ergebnis vorhanden, das keiner zuvor so vorhergesehen hat, das aber alle Beteiligten gut finden. – Das habe ich des Öfteren erlebt, z. B. mit Mandy und Klaus, aber auch anderen.

Und grandios war für mich später die jahrelange Zusammenarbeit mit Achim Burgermeister, Mathelehrer in Pension, dem damaligen Technik-Verantwortlichen der ZUM. – Jemand hatte ein Anliegen (zum Beispiel Mathematik-digital ins ZUM-Wiki zu integrieren oder interaktive Übungsmöglichkeiten etwa so wie dies HotPotatoes auf HTML-Basis ermöglichte im ZUM-Wiki zu ermöglichen): Achim und ich beratschlagten miteinander, wie dies umzusetzen sein könnte. Manchmal hatte dann er zuerst einen Lösungsansatz, manches Mal hatte ich eine inhaltliche Idee und er dann die technische Umsetzung dazu. So fand ich z.B. das R-Quiz (früher: Quiz-Script Framework) als mögliche Alternative zu HotPotatoes (lange bevor es LearningApps oder H5P gab); und Achim gelang es dann in Zusammenarbeit mit dem Autor der Software, Felix Riesterer, dieses Tool in der MediaWiki-Umgebung lauffähig zu machen. – Gut war, dass wir beide einen ähnlichen Arbeitsrhythmus hatten 😉

Und dann wurde auf dem OER-Festival 2016 das ZUM-Wiki mit dem OER-Award 2016 ausgezeichnet: aus meiner Sicht nur verdient, denn seit 2008 steht das ZUM-Wiki unter einer OER-Lizenz – und in dessen Folge auch alle anderen Wikis auf ZUM.de.

Einen oder zwei Tage zuvor hatte mich Norbert Hillebrecht in einer kleinen Session auf dem OERcamp 2016 darauf aufmerksam gemacht, dass ein Schwachpunkt des ZUM-Wikis wohl die fehlende kritische Masse an aktiv mitarbeitenden Nutzern sei: So gelinge es zu wenig, die Inhalte in ausreichendem Maße weiterzuentwickeln. – Und damit hatte er sicher Recht: Das ZUM-Wiki war ein großes und in vieler Hinsicht beispielgebendes Projekt geworden. Zugleich hat sich in den letzten Jahren vieles technisch weiterentwickelt, sodass z.B. die Anfang der 2000er-Jahre im Vergleich zu HTML einfach wirkende Wiki-Syntax inzwischen im Vergleich z.B. mit der Handhabung von WordPresse umständlich und schwierig wirkt.

Auf dem ZUM-Workshop 2016 wurden dann auch (aus verschiedenen Gründen heraus) die Weichen für ein neues Projekt der ZUM, das ZUM-Unterrichten, gestellt. – ZUM-Unterrichten wird u.a. mit einem Visual-Editor ausgestattet und somit leicht zu bedienen sein. Und ZUM-Unterrichten wird mit einem responsiven Design ausgestattet auch auf Smartphones und Tablets gut aussehen und zu benutzen sein. Inhaltlich orientiert sich das ZUM-Unterrichten stärker an dem Bedürfnis, direkt einsetzbare Inhalte für den Unterricht zur Verfügung zu stellen und zur Verfügung zu haben. … Mehr wird man in nächster Zeit sehen.

Für mich ist das jetzt absehbare „Auslaufen“ des bisherigen ZUM-Wikis, an dessen Stelle etwas Neues tritt, ein passender Zeitpunkt, auch meine aktive Wiki-Arbeit weitgehend auslaufen zu lassen. – Wie weit mir das gelingt, wird man sehen …

Gut vernetzt und verjüngt

Der ZUM-Vorstand, dem ich seit 2009 angehöre (bzw. bald angehörte) hat vor acht Jahren die Leitung eines bis dahin schon sehr erfolgreichen Vereins mit einer großen Zahl an Autorenseiten sowei einem wachsenden Wiki-Bereich übernommen. Die Finanzierung war und ist weiterhin durch die Werbeeinnahmen gesichert. Deshalb verweisen wir auch gerne darauf, dass man doch mal auf den einen oder anderen Werbelink klicken sollte: Dies kommt auch der ZUM zugute. – Die solide Finanzierung der ZUM bot und bietet die Voraussetzung dafür, dass die Angebote auf ZUM.de und die dahinter stehende technische Infrastruktur gesichert sind, dass die ehrenamtliche Vereins- und Vorstandsarbeit nicht nur zu Hause, sondern auch auf zwei jährlichen Veranstaltungen stattfinden kann.

Uns ist es gelungen, die jährlichen Mitgliederversammlungen, das ZUM-Treffen, so umzugestalten, dass vor der eigentlichen Mitgliederversammlung am Sonntag am Samstag ein vorher festgelegtes Thema (ein „Motto“) im Mittelpunkt steht, wozu wir dann in den letzten Jahren zumeist auch Gäste mit eingeladen haben. So stand z.B. das ZUM-Treffen 2015 unter dem Motto „Die Kräfte bündeln – OER-Initiativen stärken„. Eingeladen waren Vertreter*innen verschieder Initiativen und Einzelpersonen, die sich für OER einsetzten. Ein konkretes Eergebnis war der dort formulierte und später noch von weiteren Organisationen unterstützte „Schmerlenbacher Appell„.

Durch direkte Begegnungen auf den ZUM-Veranstaltungen, durch unsere Kommunikation über soziale Medien sowie durch dei Teilnahme einzelner ZUM-Vertreter*innen an Veranstaltungen wie den EduCamps, am EDchatDE, am „Bündnis freie Bildung“ etc. hat sich die ZUM in den letzten Jahren gut vermetzt. Auch wenn durch das immer größer werdende Spektrum an Bildungsplattformen im Internet die ZUM nicht mehr immer auf den ersten Blick für jeden und jede so präsent ist wie vor 20 oder auch noch vor 10 Jahren, so hat sie sich doch ihren Stellenwert als unabhängige Organisation ehrenamtlich arbeitender Mitglieder im Bildungs- und speziell im Schulbereich erhalten und wird gerade durch unsere klare Positionierung im Hinblick auf offene Bildungsmaterialien (OpenEducational Resources, OER) in letzter Zeit sogar wieder verstärkt wahrgenommen.

Dass die ZUM gegenwärtig nach wie vor bzw. auch wieder verstärkt als ein wichtiger Faktor wahrgenommen wird, zeigt sich auch daran, dass in den letzten Jahren jährlich etwa zehn neue Mitglieder hinzugekommen sind, von denen einige sich mittlerweile bis in den Vorstand hinein aktiviert haben. Um die Zukunft der ZUM und ihrer Angebote (in denen neben ZUM-Mitgliedern zahlreiche Menschen unabhängig von der ZUM als Verein mitarbeiten, weil sie Inhalte einbringen oder daran mitarbeiten möchten) brauche ich mir also – genau so wenig wie vor acht Jahren – keine Sorgen zu machen: Das ist beruhigend und ein angenehmes Gefühl 😉

Klar gibt es auch innerhalb der ZUM und auch im ZUM-Vorstand durchaus Auseinanderesetzungen um Ziele und um Prioritäten: Aber auch das ist ja ein gutes Zeichen. Und wer kann schon vorhersehen, in welche Richtung sich in den nächsten Jahren die Möglichkeiten einer guten Bildung unter Einbezug digitaler Medien entwickeln und welche Rolle dabei die ZUM und ihre Angebote spielen können. – Wenn die Vernetzung bleibt, die Bereitschaft dazuzulernen und die Fähigkeit, neue Entwicklungen sinnvoll mitzumachen, soweit dies sinnvoll erscheint, zugleich aber Errungenes zu wahren, dann sehe ich weiterhin gute Perspektiven für die ZUM. Darauf freue ich mich! … Und jetzt erst einmal auf das Jubiläum „20 Jahre ZUM“ (#20JahreZUM) am 18. und 19. November 2017 im Veranstaltungszentrum Schmerlenbach.

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