Joseph von Eichendorff
1788 -1857

Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff wird am 10. März 1788 als zweites Kind einer katholischen Adelsfamilie auf Schloss Lubowitz bei Ratibor in Oberschlesien geboren. Die Eltern, Adolf Theodor Rudolf von Eichendorff und seine Frau Karoline, führen ein offenes Haus mit einem regen gesellschaftlichen Leben, von dem auch die Kinder durch die geistigen Anregungen der oft interessanten Gäste profitieren. Mit 13 Jahren kommt Joseph auf das Matthias-Gymnasium in Breslau. Bereits in dieser Zeit entstehen erste Gedichte.

Etwa zur selben Zeit macht Joseph eine zweite wichtige Erfahrung, die sein schriftstellerisches Werk nachhaltig prägen sollte, und über die er in seinem ersten Roman „Ahnung und Gegenwart” seinen Helden Friedrich so erzählen lässt:

"Mein Hofmeister fing ... an, mir alle Sonntage aus der Leidensgeschichte Jesu vorzulesen ... Bald wurde mir das periodische, immer wieder abgebrochene Vorlesen zu langweilig. Ich nahm das Buch und las es für mich ganz aus. Ich kann es nicht mit Worten beschreiben, was ich dabei empfand. Ich weinte aus Herzensgrunde, daß ich schluchzte." (aus: Ahnung und Gegenwart, Sechstes Kapitel)

Der Durchbruch zur eigentlichen Dichtung erfolgt während seiner Studienzeit in Heidelberg, wo Joseph von Eichendorff nach zweijährigem Aufenthalt in Halle sein Jurastudium in den Jahren 1807/1808 fortsetzt. Von besonderer Bedeutung wird in diesem Zusammenhang Joseph von Görres, dessen Ästhetik-Vorlesungen ihn faszinieren. Außerdem lernt er den Dichter Otto Heinrich von Loeben kennen, der ihm in den nächsten Jahren nicht nur ein treuer Freund wird, sondern auch erstmalig eine Veröffentlichung seiner Werke ermöglicht. Im Winter 1809/1810 lernt Eichendorff in Berlin die Dichter Achim von Arnim und Clemens Brentano kennen, von denen er "Des Knaben Wunderhorn" schon begeistert in sich aufgenommen hat.

1810 setzt Eichendorff sein Studium in Wien fort, wo er Friedrich und Dorothea Schlegel sowie den Maler Philipp Veit kennenlernt und 1812 seine Referendarprüfung ablegt. Ab 1813 unterbrechen die Befreiungskriege gegen Napoleon, an denen auch Joseph von Eichendorff teilnimmt, seine weitere berufliche und dichterische Entwicklung.

Im Jahr 1815 heiratet er Aloysia (Luise) Viktoria von Larisch, die ihm seelischen Halt gibt und die Söhne Hermann und Rudolf sowie die Töchter Therese und Anna schenkt. Ein Jahr später tritt Eichendorff eine preußische Beamtenlaufbahn an, in der er bis zu seinem Ausscheiden im Jahr 1844 aus gesundheitlichen Gründen die verschiedensten Stellen bekleidet: 1816 Referendar in Breslau, 1821 katholischer Kirchen- und Schulrat in Danzig, 1824 Oberpräsidialrat in Königsberg, 1831 Mitarbeiter im Berliner Kultusministerium, 1841 Ernennung zum Geheimen Regierungsrat. Nebenbei widmet er sich jedoch auch weiterhin seiner dichterischen Tätigkeit, und es entstehen Werke wie "Das Marmorbild" (1819), "Aus dem Leben eines Taugenichts" (1826) oder "Das Schloß Dürande" (1837) sowie zahlreiche Gedichte, z.B. dieses über seine Beamtentätigkeit:

                       Der Isegrimm
                       
                       Aktenstöße nachts verschlingen,
                       Schwatzen nach der Welt Gebrauch,
                       Und das große Tretrad schwingen
                       Wie ein Ochs, das kann ich auch.
                       
                       Aber glauben, daß der Plunder
                       Eben nicht der Plunder wär,
                       Sondern ein hochwichtig Wunder,
                       Das gelang mir nimmermehr.
                       
                       Aber andre überwitzen,
                       Daß ich mit dem Federkiel
                       Könnt den morschen Weltbau stützen,
                       Schien mir immer Narrenspiel.
                       
                       Und so, weil ich in dem Drehen
                       Da steh oft wie ein Pasquill,
                       Läßt die Welt mich eben stehen -
                       Mag sies halten, wie sie will!
                       

Nach seiner Pensionierung verbringt Joseph von Eichendorff wieder längere Zeit in Wien, wo er u.a. Robert und Clara Schumann sowie Franz Grillparzer und Adalbert Stifter begegnet. Die Werke, die in diesen letzten dreizehn Jahren seines Lebens entstehen, sind vor allem literaturwissenschaftliche Arbeiten wie die zweibändige "Geschichte der poetischen Literatur Deutschlands".

Der Tod von Eichendorffs Frau Luise am 3. Dezember 1855 bedeutet für den Dichter einen Schlag, von dem er sich nicht mehr erholen sollte. Er selbst stirbt am 26. November 1857 in seinem letzten Wohnsitz im schlesischen Neiße und wird auf dem Friedhof St. Jerusalem beigesetzt."

(cc) Klaus Dautel

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