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Die Entdeckung der Currywurst

Novelle

dtv (2000), 186 Seiten, ISBN: 3-462-02461-2

Die Entdeckung der Currywurst - Cover
Die Novelle „Die Entdeckung der Currywurst“ handelt nicht nur von der Entdeckung, sondern im Vordergrund wird eigentlich das Leben der Entdeckerin Lena Brücker aus Hamburg reflektiert. Das Buch beginnt mit der Jugendzeit des Erzählers, dessen Tante im selben Haus der Entdeckerin der Currywurst, Lena Brücker, lebt. Er selbst hat an deren Stand oft die dort zu genießende Currywurst gekostet. In seinem späteren Leben erzählt er allen, dass diese Frau Brücker die Currywurst entdeckt hatte, doch irgendwann will er es genauer wissen. Wie entdeckt man eigentlich so eine Currywurst? So bringt ihn sein fester Entschluss die Geschichte zu erfahren nach Hamburg, dem Wohnort seiner Tante und auch von Frau Brücker. Dort angelangt besichtigt er die Schauplätze seiner Jugend und nimmt die Spuren Frau Brückers auf. Er findet sie im Altersheim. Dort beginnt sie ihm auf seinen Wunsch eine sieben Tage dauernde Geschichte über ihre Vergangenheit zu erzählen, dessen Hauptinhalt ihre Liebesgeschichte zu dem 24-jährigen Deserteur Hermann Bremer ist. Die verlassene cirka 43-jährige versteckt ihn bei sich in der Wohnung und da sie seine Gesellschaft genießt verschweigt sie ihm das Kriegsende und verstrickt sich im weitern Verlauf in viele kleine Lügen. Nach ein paar Wochen platzt es ihr heraus und er verschwindet aus ihrer Wohnung. Danach beginnt sie ein neues Leben, ihr Mann kommt wieder, den sie aber kurze Zeit später wieder vor die Tür setzt. Dann sucht sie einen neuen Job und kommt auf die Idee eine Imbissbude zu eröffnen. Am Tag vor der Eröffnung entdeckt sie durch einen Zufall das Rezept der Currywurst. Dann eröffnet sie ihren Stand mit dieser neuartigen Mischung und wird für ihre Currywurst berühmt.
Um ehrlich zu sein, das Gesamtwerk fand ich beim ersten Lesen nicht sonderlich gut gelungen, eher langweilig, vor allem die kurzen Geschichten, die vom Rest des Buches abweichen. Es ist sehr anstrengend zu lesen, da der Autor sehr schnell zwischen den drei verschiedenen Zeitebenen hin und her springt und zudem auch noch gänzlich auf wörtliche Rede verzichtet, wodurch aber wiederum teilweise auch Spannung aufgebaut wird. Hinzuzufügen ist, dass man etwas völlig anderes mit dem Buchtitel assoziiert und nicht mit einer außergewöhnlichen Liebesgeschichte rechnet. Wenn man Teilstücke liest und sich darauf einlässt, am Ende nicht viel mehr über die Entdeckung der Currywurst zu wissen, wird man gefangen von einer einseitigen Liebesgeschichte, die unter die Haut geht. Die Vergangenheit von Lena Brücker steckt voller Liebe, Abenteuer und Mühsal des Alltags und diese wird einem durch die authentischen Charaktere nahe gebracht und man beginnt einen Bezug zu den Charakteren aufzubauen. Meiner Meinung nach ist die Currywurst-Entdeckung absolut nebensächlich und man hätte gut darauf verzichten können, da ihr sonstiges Leben sehr viel interessanter wirkt. Da die sonst so lang gezogene Geschichte Lena Brückers auf den letzten Seiten, in denen es sich nun endlich um die Entdeckung der Currywurst handelt, so gerafft wirkt, scheint es mir, als wäre Uwe Timm am Ende der Erzählung selbst auf dieses Problem gestoßen und so musste er nun noch schnell die über das gesamte Buch fast vergessene Entdeckung mit einfügen. Die Zeitebenen, bzw. die Rahmen- und Binnenhandlungen, des Buches, Heute, Jugendzeit des Erzählers und die Nachkriegszeit, werden meist ohne sichtbaren Übergang gemischt, sodass man beim Lesen sehr verwirrt ist und oft erstmal zuordnen muss zu welcher Ebene das eben Gelesene gehört. Dies kann man in der folgenden Leseprobe nachvollziehen.
Sie schloss die Tür auf, rief nicht: In Hamburg ist der Krieg aus. Schluss. Aus und vorbei. Sie sagte nur: Hitler ist tot. Einen winzigen Augenblick, erzählte sie mir, habe sie gezögert, wollte sagen, der Krieg ist aus, hier in Hamburg, aber da hatte er sie schon in die Arme genommen, geküsst, hatte sie auf das Sofa gedrückt, auf dieses durchgesessene Sofa. Vielleicht hätte ich es ihm danach gesagt. Es würe einfach gewesen, aber er sagte dann: Jetzt geht es gegen die Russen, zusammen mit den Amis und den Tommys. Und er rief: Ich hab einen Bärenhunger.
Sie stellte den Topf mit der Erbsensuppe zum Aufwärmen auf den Kanonenofen.
Irgendwie hatte er neugierige Hände, sagte sie, nein, nicht unangenehm im Gegenteil. Er was wirklich ein guter Liebhaber. Einen Moment habe ich gezögert, kann man diese Frau, die fast siebenundachtzig ist, fragen, was sie damit meine, einen guten Liebhaber.

Ich finde, das Buch ist sehr schwer als Ganzes zu bewerten, da mir vieles überhaupt nicht gefallen hat, es aber irgendwie wieder durch diese Liebesgeschichte ausgeglichen wurde. Ich bin der Meinung, dass die Vergangenheit einfach mal Vergangenheit bleiben sollte, und so war ich schon ziemlich genervt, als auf der dritten Seite dann Hitler stand. Davon ganz abgesehen sind die Zwischengeschichten viel zu lang, so dass man vieles einfach überliest. Ich finde aber die Liebesgeschichte, die eigentlich als solche gar nicht besteht, ist unheimlich schön beschrieben und zudem noch in vielen Fällen belustigend. Außerdem sind das die Stellen im Buch, in denen man viele Gefühle für die Charaktere entwickelt und genau diese Stellen bringen einen zum Schmunzeln. Die einzelnen Stücke sind doch wertvoller als die Summe aus allem zusammen.

verfasst von Kim St. am 14.10.2001 | 32754-mal gelesen

Fachrichtungen: Geschichte Deutsch


Kommentare zu dieser Rezension

hhh schrieb am 03.02.2014:

Das ist zwar deine eigene Meinung, aber wir haben das Buch im Deutschunterricht besprochen. Ich finde es auch nicht sehr toll, aber das liegt wahrscheinlich daran, dass es nicht meinem sonstigen Geschmack bei Büchern entspricht. Die Entdeckung der Currywurst ist keine nebensächliche, sondern die Rahmenhandlung der Novelle. Die Geschichte zwischen Lena und Bremer ist die Binnenhandlung. Die Erzähltechnik von Uwe Timm ist Geschmackssache, ich denke aber, dass sie sehr raffiniert und geschickt ist. Man kann sie mit der Stricktechnik Lena Brückers vergleichen. Es werden immer wieder neue Fäden aufgenommen und (gewissermaßen) willkürlich werden Fäden aufgegriffen. Die eigentliche Entdeckung der Currywurst ist auch bestimmt nicht so gerafft erzählt worden, weil Uwe Timm noch eingefallen ist, dass er die noch erwähnen wollte. Es wird eher so schnell davon gesprochen, weil der Ertähler die alte Frau Brücker drängt. Er ist eigentlich nur an der Entdeckung der Currywurst interessiert und kehrt deshalb wiederholt nach Hamburg zurück. Lene Brücker ist jedoch, genau wie in ihrer Vergangenheit mit Hermann Bremer, an der Gesellschaft von dem Ich-Erzähler interessiert und streckt deshalb die Geschichte, sie genießt es, ihn um sich zu haben und, dass er ihr zuhört. Sie ist selbst im Alter noch manipulativ und auf ihren eigenen Vorteil aus. Man kann sie deshalb aber nicht, wie in der Nachkriegszeit verurteilen, da zu vermuten ist, dass sie schon weiß, dass ihr Tod bald naht und das letzte Mal die Gesellschaft von jemandem genießt. Ich denke Hitlers Namen zu erwähnen ist nicht unmöglich, denn teils spielt die Geschichte unmittelbar nach dem Krieg. Mich hat der Krieg in dem Buch gar nicht interessiert, aber ohne würde es wahrscheinlich keinen Zusammenhang geben. Was mir jetzt noch einfällt: Die Geschichte der Entdeckung der Currywurst hätte der Autor nicht weglassen können, denn, wie der Name schon sagt, es geht in der Novelle darum von einer Neuigkeit zu berichten. Und die Neuigkeit dieser Geschichte ist eben die Entdeckung der Currywurst. Denn, wenn es nur um die Liebesgeschichte zwischen Lena und Bremer gehen würde, gäbe es keine Neuigkeit und das Buch wäre bloß ein Roman. Uwe Timm hat aber in einem Interview gesagt, er wollte eine Novelle schreiben und dies würde ohne die Neuigkeit nicht klappen. Ist zwar schon 13 Jahre her, aber vielleicht liest du das trotzdem. Ich schreibe bald eine Arbeit zu dem Buch, wo es um Rezensionen geht und das hier war eine gute Übung, also danke! :)


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