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Landwirtschaft im 20.
Jahrhundert
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Waren
solche Bilder der Landwirtschaft wie unten noch nach dem Zweiten
Weltkrieg durchaus noch üblich, so vollzog sich in den kommenden
50 Jahren ein radikaler Wandel sowohl in der Bewirtschaftung als auch
in der Agrarstruktur.
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Deutsche
Fotothek [CC-BY-SA-3.0-de
(http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via
Wikimedia Commons
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Deutsche
Fotothek [CC-BY-SA-3.0-de
(http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via
Wikimedia Commons
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Um
die Entwicklungen in Geslau bewerten zu können, muss
allerdings die Entwicklung in Deutschland, speziell in Bayern
beschrieben werden.
Die
Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe ist von 1950 bis zum Jahr 2000
um rund zwei Drittel zurückgegangen. Dabei ist noch nicht mit
eingerechnet, dass viele landwirtschaft- lichen Betriebe
von einem Vollerwerbsbetrieb auf einen Zuerwerbsbetrieb bzw. einen
Nebenerwerbsbetrieb umgestellt haben. Noch deutlicher wird die Zahl der
Arbeitskräfte, die in der Landwirtschaft beschäftigt waren
zurückgegangen sein, da man infolge der zunehmenden Mechanisierung
kein Gesinde mehr benötigt, wie dies noch in der Mitte des
Jahrhunderts oftmals der Fall war.
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Die
landwirtschaftlich genutzte Flächen ist in Bayern dagegen nur um
etwa 10 % zurückgegeangen. Dies ist eine Folge der des
wirtschaftlichen Zwanges der verbleibenden landwirtschaftlichen
Betriebe ihre Fläche durch Zukauf oder Pacht zu
vergrößern.
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Die
Tendenz, dass die Mindestgröße eines rentablen
lanwirtschaftlichen Betriebes, die sog. Ackernahrung, immer
größer wird Ist aus der Abbildung rechts ableitbar:
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Letztendlich
zeichnen sich auch bei der Tierhaltung
in ähnliche Tendenzen
ab wie beim Ackerbau:
Rückgang
der Zahl der Milchvieh haltenden Betriebe auf 15 % des Wertes von 1950,
aber nur auf 81 % der Zahl der Milchkühe. Dies bedeutet, dass die
durchschnittliche Zahl der Milchkühe je Betrieb von vier auf 22
zugenommen hat. Bei der Zahl der Rinder haltenden Betriebe zeigt sich
ein Rückgang auf rund ein Fünftel der von 1950, wobei
allerdings die Zahl der Rinder um 18 % zugenommen hat. Das bedeutet,
dass die Rindermast gegenüber der Milcherzeugung infolge der den
Markt sättigenden Menge und dem Preisverfall der Milch zugenommen
hat.
Die Zahl der Schweinehalter war besondersstark. Er beträgt im Jahr
2000 nur ca. 6 % des Wertes von 1950 bei gleichzeitiger
Zunahme der Schweinezahl um ca. 50 % und Anwachsen der Zahl
der Schweine von durchschnittlich 5 auf 113 je
Schweinemastbetrieb.
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Die oben
beschriebenen Tendenzen gelten auch für den Bereich der westlichen
Frankenhöhe. Waren viele landwirtschaftlichen Betriebe
selbst in den 50-er Jahren noch weitgehend Selbstversorgungsbetriebe,
die neben ein paar Kühen, Schweine und Kleinvieh hielten und
daneben die kleineren landwirtschaftlichen Flächen mit Getreide
und zum Teil auch Feldgemüse bebauten und mit den
Überschüssen den regionalen Markt belieferten, so setzt
nunmehr ein starker Wandel in der Landwirtschaft ein.
- eine
Einkommenssteigerung erscheint nur durch Bewirtschaftung
größerer Gesamtflächen und mit entsprechendem
Maschineneinsatz möglich (Spezialmaschinen für Aussaat und
Ernte je nach Fruchtart). Dies bedeutet wegen der Kosten den
Übergang zu auf einige bzw. wenige Anbauprodukte spezialisierte
Bauern. Die Vergrößerung der
landwirtschaftlichen Betriebe geschieht durch Zukauf oder Pacht
von aus der Landwirtschaft über Zu- und Nebenerwerb
ausscheidenden Landwirten. Nunmehr wird eine Flurbereinigung wegen der
noch zerstreut liegenden und kleinen Flurstücke aus Gründen
der Bearbeitbarkeit aber auch des Zeitaufwandes für die Anfahrt
zwingend notwendig. (--> Kapitel Flurbereinigung).
- Die
Steigerung der landwirtschaftlichen Erzeugung führt in der
Bundesrepublik in den 70-er bis 90-er Jahren zu der kuriosen Situation,
dass landwirtschaftliche Produkte (Milch, Butter) mit
EU-Mitteln in Nicht-EU-Ländern zu Preisen abgesetzt wird,
die unter dem Erzeugerpreis lagen. Aber auch diese Maßnahmen
konnten den Preisverfall der landwirtschaftlichen Produkte, bedingt
durch die Produktionssteigerung, aber auch die zunehmende Konzentration
der Abnehmer aufhalten.
- Die
Spirale von immer größeren Betrieben oder Aufgabe des
Betriebs drehte sich immer schneller und führte zu
weiterer Spezialisierung. Einzelne Betriebe entwickelten sich zu
Lohnunternehmen, die anstelle früher üblicher Maschinenringe
die Aussat oder Ernte übernahmen.
- Die
Überproduktion in den 90-er Jahren führte gar zu
Ackerstilllegungsprogrammen. Diese Tendenz wurde erst mit den Anfangs
des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts aufkommenden Biogasanlagen
gebremst.
- Um
den verbliebenen kleineren Landwirten auch in Zukunft ein Auskommen zu
ermöglichen und eine weitere Abwanderung in einer durch wenige
Betriebe im sekundären Wirtschaftssektor gekennzeichneten Region
zu vermeiden förterte man die Diversifizierung der
landwirtschaftlichen Betriebe: Aufgaben in der Landschaftspflege -
Fremdenverkehr (Urlaub auf dem Bauernhof) oder Direktvermarktung
(Hofladen).
- Auch
die Nachfrage nach Produkten des ökologischen Landbaus bzw. der
Erzeugung tierischer Produkte ist eine Nische, die kleineren
landwirtschaftlichen Betrieben ein höheres Einkommen
ermöglicht.
Fast
für alle dieser Maßnahmen findet man Beispiele aus dem
Bereich der Gemeinde Geslau:
- Insbesondere die Erzeugung alternativer
Energieträger erfuhr seit der Jahrtausendwende einen enormen
Aufschwung. Neben anfänglich in den 90-er Jahren vereinzelten
Solaranlagen auf den Hausdächern, die weitgehend den Strom zum
Eigenverbrauch erzeugten, kamen später Solaranlagen auf
bestehenden Scheunen zum Einsatz und werden heute Maschinenhallen und
Scheuenen primär wegen der Möglichkeit der Einspeisung in das
Stromnetz gebaut.
- Freiflächenphotovoltaikanlagen existieren auf dem
Gemeindegebiet von Geslau nicht, aber in Morlitzwinden unmittelbar an
das Gemeindegebiet angrenzend
Link
zum Energieatlas Bayern in der Region
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