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Gesundheitliche Situation in Mittelfranken im 19. Jahrhundert
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Das 18. und 19.
Jahrhundert ist eine Zeit, in der in Deutschland, insbesondere auch in
Mittelfranken Seuchen wüteten, die heute in unseren Regionen
als ausgerottet gelten.
So waren
beispielsweise die Pocken im
18. Jahrhundert verbreitetet.
Mit den
französischen Feldzügen nach Rußland breitete sich
anfangs des 19. Jahrunderts das Fleckfieber
auch in Bayern
aus.


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Nach der Statistik
des Fürstenthums Ansbach von
Georg Friedrich Daniel Goeß (1805) errechnet man eine Geburtenrate von 3,8 % und eine Sterberate von 2,9 Prozent und
somit einen Geburtenüberschuss von 0,9 %. Sowohl die Geburten, als
auch die Sterberate waren für heutige Verhältnisse
hoch. Auf eine Ehe kamen durchschnittlich 4,4 Kinder, mehr als vier wurden
für ein Wachstum der Bevölkerung angesehen, denn die
Kindersterblichkeit war recht hoch. Etwa 50 % der
Gestorbenen erreichten das Alter von 5 Jahren nicht. Allein etwa
ein Drittel der lebend Geborenen starb im ersten Lebensjahr. Ca. 15
Prozent der Sterbefälle hatten aber auch ein Alter von mehr
als 70 Jahre erreicht.
Auch wenn die Diagnose der Todesursache aus heutiger Sicht unsicher
ist, so gibt sie doch einen Eindruck von den verbreiteten
Krankheiten. Diese sind zum Teil bedingt Mängel in der
Hygiene den fehlenden Behandlungsmöglichkeiten im 19.
Jahrhundert.
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In den
1860-er Jahren erkrankten viele Menschen in Bayern an Typhus.
Insbesondere
in der zweiten Hälfte des 19. Jahrunderts spielten Tuberkulose und die Cholera eine gefährliche
Rolle.
Im
Jahr 1873
beschreibt der Arzt
Johannes Kerschensteiner eine Typhusepedemie
in Schwabsroth: "Die Krankheit wurde, wie dies durch zwei Ärzte
bstätigt wird, durch ein in Geilnau, B. A. Rothenburg a/T.
erkranktes und in ihren Heimathsort Schwabsroth verbrachtes
Dienstmädchen ebendorthin eingeschleppt, verbreitete sich
über 5 Häuser, befiel 13 Menschen, von denen 8 genasen und 5
starben."
Typhus war, wie Kerschensteiner in der angegebenen Quelle belegt in
Mittelfranken keine seltene Erkrankung. (siehe auch FOCUS)
ohne Bezug zum Ort:
siehe auch Fleckfieber 1813/14
siehe auch
Pocken in Mittelfranken (1840)
Auskunft über den allgemeinen Gesundheitszustand der
mittelfränkischen Bevölkerung im 19. Jahrhundert gibt
der Bericht von Escherich in Bavaria Landes- und Volkskunde des
Königreichs Bayern von 1865. Dabei bezieht er sich auf die
Musterungsfälle der Jahre 1857-1861. Danach entfielen auf je 1000
untersuchte und für tauglich empfundene Gemusterte
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Städte
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Land
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Insgesamt
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Augenkrankheiten
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92
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38
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48
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Eingeweidebrüche
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43
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38
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39
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verhärtete
Halsdrüsen, Satthals und Kropf
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22
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20
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21
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Ohrenkrankheiten
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17
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21
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20
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Difformität
des Rückens oder der Brust
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24
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19
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20
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difformer
Fuß, Plattfüße
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17
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18
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18
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Verlust
oder Gebrechen der Handteile
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16
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18
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17
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Krampfader
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13
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14
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14
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Lungenleiden,
Tuberkeln, Asthma, Bluthusten
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30
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9
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12
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Nervenkrankheiten
(Epilepsie)
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8
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11
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10
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"Unheil voll und eigenthümlich ist in den Städten
Nürnberg und Fürth die alljährlich im Sommer und Herbst
wiederkehrende Brechruhr der Kinder (cholera infantum), welche mit der
Hitze des Sommers steigt und fällt. Diese in den
nordamerikanischen Städten mörderischste aller
Kinderkrankheiten scheint neben den allgemeinen
Temperaturverhältnissen noch eine lokale Ursache zu haben. Sie ist
unter gleichen Voraussetzungen auf dem Lande nicht im zehnten Theile
sohäufig und auch in keiner andern Stadt Bayerns."
"Unter 160 599 Leichen in den 10 Jahren 18 51/61 waren durch Ruhr
veranlaßt 1057 oder 0,6%, durch Blattern 249 oder 0,1 % durch
Masern 1135 oder 0,7 %, durch Scharlach 2382 oder 1,5%, durch
Keuchhusten 3156 oder 1,9 %."
Die Kindersterblichkeit, das ist die Quote der im 1. Lebensjahr
Gestorbenen, in Mittelfranken war vergleichbar hoch wie in ganz
Bayern, nämlich 30,6 % in den Jahren 1835 - 1860. Nach einzelnen
Polizeidistrikten schwankt sie dabei sogar zwischen 50% und 23
%.Für Belgien, die Niederlande, Sardinien und Frankreich kommt
Escherich dagegen auf eine Quote von nur 19 %. (Escherich , 1865 in Bavaria Landes und Volkskunde des Königreiches
Bayern)
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