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Flurbereinigung und
Dorferneuerung
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Verfahren zur Neuordnung des
ländlichen Raumes |
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Die
zunehmende Mechanisierung, die Spezialisierung und der einsetzende
Strukturwandel in der Landwirtschaft in den 1960-er Jahren mit der
Aufgabe, dem Übergang zu Zuerwerbs- und Nebenerwerbsbetrieben
verbunden mit der Aufstockung der Flächen der Betriebe durch
Zukauf oder Pacht machten in den fränkischen Realteilungsgebieten
(alle erben einen Teil des Hofes), die durch kleinste
Ackerflächen und Besitzzersplitterung gekennzeichnet waren
eine Neuordnung der ländlichen Flur, damals "Flurbereinigung"
genannt überflällig.
Man muss die Ergebnisse vieler Verfahren der Flurbereinigung unter dem
Gesichtspunkt der damaligen Zeit sehen: .
Hauptmaßnahmegruppen
der Flurbereinigung/Dorferneuerung in den 1970-er Jahren
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- Die
Hauptaufgabe bestand darin, für die Landwirtschaft rentabel
bewirtschaftbare Flächen zu schaffen (Zusammenlegung der
Flurstücke,die Mischkultur von Obstbäumen und Feldern zu
beseitigen),
- ein
modernes, den Erfordernissen der Mechanisierung und der Zeit- und
Kostenoptimierung entsprechendes Flurwegenetz zu schaffen (-->
Beispiel Gruppenflurbereinigung Schweinfurt Süd ) und
Maßnahmen der
rückwärtigen Hoferschließung (Zufahrt des Hofes direkt
vom Flurwegenetz)
- wasserwirtschaftliche
Maßnahmen, wie z. B. Drainierung und Hochwasserschutz
- Daneben
standen weitere Aspekte (vgl. Abbildung) im Vordergrund, deren
Zielsetzungen teiweise miteinander kollidierten und nur durch
Kompromisse gelöst werden konnten.
- Das
öffentliche Ortsverbindungsnetz musste ausgebaut werden, um den
Anforderungen des Zentralörtlichen Systems gerecht zu werden(der
ländlichen Bevölkerung zu ermöglichen in vertretbarer
Zeit die nun
zunehmend nicht landwirtschaftlichen Arbeitsplätze,
Ausbildungsplätze
und Versorgungszentren zu erreichen) und den Erfordernissen des
zunehmenden Verkehrsaufkommens gerecht zu werden.
Nur
wenige Jahre später entbrannte der Streit zwischen
Befürwortern und
Gegener der Flurbereinigung und der Dorferneuerung. So prangerte der
Dokumentarfilmer des BR, 1980 mit dem Verdienstkreuz am Bande der
Bundesrepublik und 2011 mit dem Bayerischen Verdienstorden
ausgezeichnete Dieter Wieland
in seinem Film "Unser Dorf soll häßlich werden" (1975) die
Fehlentwicklungen in fränkischen Dörfern der 60-er und
frühen 70-er
Jahre mit Beispielen aus Unterfranken und dem unteren Altmühltal
an.
Auch im Bereich der wasserwirtschaftlichen Maßnahmen und
des
Erosionsschutzes und Landschaftsschutzes zeigten sich sehr bald
Fehlentwicklungen, die bei späteren Maßnahmen wieder
korrigiert wurden.
Westmittelfranken
blieb von den negativen Auswirkungen der frühen
Dorferneuerungen
weitgehend weitgehend verschont. Es galt noch anfangs der 1980-er Jahre
als wirtschaftlich sehr schwache Region. So wurden viele
Dorferneuerungen erst später durchgeführt und drängte
bei einer
stärkeren Einbindung und Information der Bevölkerung in die
Maßmahmen
zeitbedingt bei gleichen Zielen auf eine andere Umsetzung.
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Flurbereinigungsverfahren
Obere Altmühl in den 1960-er und frühen 70-er Jahren
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Quelle für die
Karte oben und die drei Photos unten : Flurbereinigung und
Dorferneuerung in Mittelfranken - Beispiele, Flurbereinigungsdirektion
Ansbach Jahr, (ohne Jahresangabe)
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Das
Neuordnungsgebiet Obere Altmühl bestand aus 17 Verfahren (Verfahren
Auerbach, Bieg I, Bieg II,
Binzwangen, Burghausen, Cadolzhofen, Dornhausen, Ermetzhof,
Frommetsfelden, Geslau, Gunzendorf, Oberfelden, Poppenbach,
Preuntsfelden, Schwabsroth, Stettberg, Windelsbach) mit einer
Gesamtfläche von 8718 ha und hatte rund 2800 Einwohner, verteilt
auf 23 Ortschaften und 8 Einzelhöfe.
Insbesondere die Lienienführung der St 2250 war
"äußerst ungünstig. Sie zwängten sich durch
mehrere Dürfer, die für den Durchgangsverkehr erhebliche
Engpässe bilden" und auf Trassen aus dem 19. Jahrhundert verliefen
Die Gruppenflurbereinigung "Obere Altmühl" wurde 1963 angeordnet.
Neben der Flurneuordnung waren Aufgaben der Flurbereinigung, wie oben
schon allgemein dargestellt: die Dorferneuerung, Aussiedlung und
Umsiedlung, wasserwirtschaftliche Maßnahmen und Maßnahmen
zur Erholungslandschaft bzw. des Naturschutzes. "Bei der Anordnung der
Flurbereinigung waren weite Flächen des oberen Altmühltals
baum und strauchlos. Nur wenige Vorfluter hatten spärlichen
Uferbewuchs. Die Landschaft wirkte ausgeräumt." In vielen
Ortschaften waren die Straßen nicht geteert oder gepflastert.
Im Zuge der Flurbereinigung wurden die ST2250 von Neusitz bis Colmberg
ortsdurchfahrtsfrei trassiert. (Vergleich mit Wegenetz der Uraufnahme)
Einige Maßnahmen für die Landwirtschaft:
In Stettberg beispielsweise siedelte ein Landwirt ohne
Erweiterungsmöglichkeit für seinen Hof auf die ausgesiedelten
benachbarten Höfe in Binzwangen um.
In Bieg und in Lauterbach wurde die Hochwassergefahr entschärft.
Gleichzeitig war Bieg I in den 1980-er Jahren in bayerischen
Schulerdkundebüchern das Standardbeispiel für die
Maßnahmen und Vorteile der Flurneuordnung.
Unten ist mangels einer Karte von Geslau die Flur von Burhausen vor und
nach der Durchführung der Gruppenflurbereinigung dargestellt.
Ein Landwirt hatte vor der Flurbereinigung 35 auseinanderliegende
Flurstücke, danach nurmehr 2 große. Welch ein Vorteil bei
der Bearbeitung, aber auch die Zeitersparnis mag man sich vorstellen -
vor allem wenn die Flurstücke auf befestigten Wegen anfahrbar
sind. Aus der Gruppenflurbereinigung Schweinfurt Süd ist ein
Zeitvergleich für einen Landwirt angegeben von 13 Stunden zu 10
Minuten.
Gleichzeitig erkennt man die Neuanpflanzungen von Bäumen und
Sträuchern, die nicht nur der Landschaftspflege, sondern auch dem
Schutz vor Winderosion dienen.
Die Kosten für diese Gruppenflurbereinigungs- maßnahmen
betrugen isgesam 23,7 Mio. DM (davon 12,9 Mio 7,8 Mio. DM für den
Wegebau, 7,8 Mio DM für den Wasserbau und 3,0 Mio
für sonstige Maßnahmen.
Die
Finanzierung erfolgte in Höhe von
- 6,6
Mio DM durch Eigenleistung
- 9,9
Mio DM durch Beihilfen-Bund
- 6,9
Mio DM durch Beihilfen-Land
- 0,3
Mio.DM durch Beihilfen-Bezirk
1973/1974
erhielt die Gruppenflurbereinigung
"Obere Altmühl" den Staatspreis der
Bayerischen Regierung.
Denkmal für den Abschluss steht in der Nähe des Sportplatzes.

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So sah es vor der
Flurbereinigung an vielen Orten aus:

Ortschaft Oberhegenau (nicht
geteerte Straße)

Feldweg bei Windelsbach (unbefestigte Flurwege, ausgeräumte
Landschaft)

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Uraufnahme
(1808-1864) : © 2013 Bayerische Vermessungsverwaltung
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Digitales
Orthophoto : © 2013 Bayerische Vermessungsverwaltung
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Der
Vergleich der Karte der Uraufnahme mit dem Satellitenbild zeigt
deutlich die die Veränderungen in der Flur von Geslau südlich
der Siedlung. Luftbilder aus den 1970-er Jahren zu bekommen ist schwer.
Sie unterlagen in den 1970-er bis in die 1980-er Jahre der offiziellen
Freigebung. Einen direkten Vergleich als Beleg dafür, dass
die Fluraufteilung der Uraufnahme weitgehend erhalten blieb
findet man in einer Satellitenaufnahme von der Raumstation MIR
auf der CD D-SAT. (vgl. hierzu: Präsentation
LW1 und LW2)
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