Doktor Lehmann und die 11a bieten Versöhnung an



Dr. Bernhard Lehmann
Haydnstr. 53
86368 Gersthofen
Tel. 0821/497862
e-mail: zonaras@gmx.de
sowie untenstehende Schüler

An die
Stadt Gersthofen
Bürgermeister Deffner
86368 Gersthofen


Betreff: Zutritt zum Stadtarchiv

Sehr geehrter Herr Deffner,

nachdem das Verwaltungsgericht uns per einstweiliger Verfügung den Zugang zum Stadtarchiv Gersthofen gewährt hat, ersuche ich Sie, ihre Angestellten davon in Kenntnis zu setzen, dass meine Schüler und ich das Stadtarchiv am Montag den 25. Juni 2001 um 14.00 Uhr zum ersten Mal besuchen werden, sofern Ihr Antrag auf Zulassung der Beschwerde beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof in München die Rechtswirksamkeit der Verfügung nicht aussetzt. Teilen Sie mir bitte ebenfalls mit, ob an den darauffolgenden Nachmittagen das Stadtarchiv geöffnet ist. Eine Benutzergenehmigung sind wir bereit zu unterzeichnen, sofern diese mit den Bestimmungen des Staatsarchivs und des Stadtarchiv Augsburgs kongruieren. Das Gericht hat diesbezüglich klare Aussagen über die Benutzbarkeit getroffen.
Wie Sie wissen, ist unser Projekt als Zeichen der Versöhnung gedacht und so denken und hoffen wir, dass wir als bisher zerstrittene Parteien um der Sache wegen kooperieren sollten . Wir sind hierzu jedenfalls bereit.
Wie wir wiederholt betont haben, ist eine objektive Darstellung des Problems der Zwangsarbeiter nur dann möglich, wenn eine möglichst breite Quellenbasis berücksichtigt wird. Hierfür ist der Zugang zum Stadtarchiv unabdingbare Voraussetzung. Bitte bedenken Sie auch, sehr geehrter Herr Bürgermeister, dass es hier um die Aufarbeitung des Nationalsozialismus geht und um ein Forschungsanliegen junger Menschen und nicht um die Austragung persönlicher Animositäten. Wir haben immer wieder darauf hingewiesen, dass wir Ihre Leistungen als Bürgermeister von Gersthofen sehr zu schätzen wissen, aber im Hinblick auf die Zwangsarbeiterproblematik glauben, unser Recht und die Erinnerung an die Zwangsarbeiter nachhaltig vertreten zu müssen.
Dürfen wir Ihnen, sehr geehrter Herr Bürgermeister, vielleicht einen Vorschlag zur Kooperation machen, der unseren beiderseitigen Versöhnungswillen aufzeigen und das ganze Projekt zu einem allseits gedeihlichen Ende bringen würde?
Wir beabsichtigen, Zwangsarbeiter nach Gersthofen als Geste der Versöhnung einzuladen und möchten – wenngleich das auch nur symbolisch geschehen kann, denn Unrecht ist nicht mit Geld wieder gut zu machen- ihnen einen finanziellen Betrag überreichen. Wir sind derzeit dabei, Sponsoren für dieses Unternehmen zu suchen. Es wäre eine große Geste, wenn sich die Stadt Gersthofen als eine der wohlhabendsten Gemeinden Deutschlands hieran in angemessener Form beteiligen und die Gäste im Rathaus empfangen würden. Wir glauben, dass eine solche Haltung des Stadtrats und des Bürgermeisters auf eine breite Zustimmung der Öffentlichkeit treffen und viele Gräben wieder zuschütten könnte.

Mit freundlichen Grüßen und der Bitte um eine gedeihliche Zusammenarbeit

Dr. Bernhard Lehmann, Andreas Miehling
Christian Attinger, Linda Konaschkov
Susanne Berger, Judith Mittelmaier
Sabine Braunmiller, Peter Niklas
Regina Gehring, Rene Treffer
Andreas Hönike, Philipp von Russdorf
Christian Kunisch, Andreas Schuster
Felix Ludl, Tobias Stadler
Johannes Schübl, Petra Steinbeiß
Volker Treusch, Sylvia Wenzl
Jürgen Wünsch, Anton Winterstein
Gregor Birle, Ingmar Klein
Fabian Diewald, Mehmet Giyik
Stephan Hagner, Melanie Hammel
Cynthia Hörmann, Nadya Khan

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