Musikautomaten, musikalische Roboter

Autor: Philipp Dominitzki

'Ihre Geschichte und ihre Zukunft'
robots
Musikalischer Roboter
© by Microsoft '99
 

Inhaltsangabe:

I:  Geschichte

    a) Definition eines Roboters
    b) Die historische Entwicklung der elektronischen Musik
    c) Die Geschichte der Musikroboter

II: "I-Beam", ein aktueller Musikroboter von Anatol Baginsky

III: Verwendete Literatur


I: Definition eines Roboters / Geschichte der Musikroboter

Als Einleitung zum Thema möchte ich zunächst den allgemeinen Begriff "Roboter" klären, dazu eine Definition aus der großen, mächtigen Microsoft Encarta Enzyklopädie:



Roboter, selbständiges, programmierbares, elektromechanisches Gerät, das in der Industrie und wissenschaftlichen Forschung für jeweils eine spezielle Aufgabe oder eine begrenzte Anzahl von Aufgaben eingesetzt wird. Roboter stellen eine Unterkategorie von Automaten dar (siehe Automation). Obwohl keine generell anerkannten Kriterien existieren, die Roboter von anderen Automaten unterscheiden, werden Roboter als vielseitiger und anpassungsfähiger (oder umprogrammierbar) angesehen als weniger leistungsfähige Geräte. Sie bieten den Vorteil, feststehende Routineaufgaben schneller, kostengünstiger und an gesundheitsgefährdenden Orten durchzuführen.

Das Konzept von Robotern geht weit in die Vergangenheit zurück. Diese Automaten tauchen auch in Uhrwerkfiguren mittelalterlicher Kirchen auf. Im 18.Jahrhundert wurden einige Uhrmacher berühmt durch die von ihnen gebauten, komplizierten mechanischen Figuren. Heutzutage bezeichnet der Begriff Roboter oft mechanische Geräte, die rein darauf beschränkt sind, Bewegungen von Lebewesen nachzuahmen. Einige dieser Roboter, die z.B. in der Werbung und Unterhaltung eingesetzt werden, sind mit Funksteuerung ausgestattete Automaten.

Der Begriff Roboter stammt von dem tschechischen Wort robota, das soviel wie „Zwangsarbeit" bedeutet. Er wurde zuerst 1921 in dem Stück R.U.R. (Rossum’s Universal Robots, deutscher Titel: „Werstands Universal-Roboter") des tschechischen Romanschriftstellers und Dramatikers Karel Capek verwendet. Capek beschreibt in seinem Stück ein mechanisches Gerät, das wie ein Mensch aussieht, aber aufgrund der fehlenden menschlichen Seele nur automatische, mechanische Tätigkeiten ausführen kann. Im weiteren Verlauf des Stückes zeigten die Roboter jedoch weitergehende Fähigkeiten, bis sie schließlich ihre Erbauer überwältigten und töteten – ein immer wiederkehrendes Thema in der Science-fiction-Literatur. Als Androiden bezeichnet man im allgemeinen menschenähnliche Figuren, die zum Teil aus biologischem Material zusammengesetzt sind.



Nun möchte ich zu der speziellen Geschichte der Musikroboter, Musikautomaten und der elektronischen Musik kommen. Auch hier diente mir die Microsoft Encarta als Quelle, da nur wenig Material aus anderen Quellen vorhanden ist.

Die Historische Entwicklung der elektronischen Musik

Anfang des 20. Jahrhunderts träumten visionäre Komponisten wie Aleksandr Nikolajewitsch Skrjabin und Henry Cowell bereits von einer Musik, die ausschließlich durch elektronische Mittel erzeugt wird. Nur wenig später entwarfen italienische Futuristen, allen voran der Komponist Luigi Russolo, eine Musik, die aus Geräuschen und elektronischen „Musikkisten" entstand.
In den vierziger und fünfziger Jahren entstanden einige Tonstudios, die eng mit bestimmten künstlerischen Zielen und deren Schlüsselfiguren verbunden waren. Der Toningenieur und Komponist Pierre Schaeffer gründete in Paris das Französische Radiostudio (RTF), in dem sich mehrere Tonbandgeräte, Mikrophone und Bandschneidegeräte befanden. Die häufigsten Techniken der Musikerzeugung waren das Schneiden, Kleben, Verschlingen oder Rückwärtsspielen von bespielten Bändern. Ergebnis dieser Manipulationstechniken war eine Art Klangmontage, die sich aus Aufnahmen von Klängen aus der „Wirklichkeit" zusammensetzte. Schaeffer bezeichnete diese Produkte mit dem Begriff musique concrète.
In den späten vierziger Jahren entwickelte der Physiker und Direktor des Instituts für Phonetik an der Universität Bonn, Werner Meyer-Eppler, einen Vocoder, ein Analysegerät, mit dem die menschliche Stimme synthetisch erzeugt werden konnte. Seine theoretischen Arbeiten (vor allem Elektrische Klangerzeugung; 1949) übten großen Einfluss auf die europäischen Komponisten aus.
In den späteren fünfziger Jahren etablierten sich viele elektronische Studios. Die bedeutendsten waren das von Luciano Berio und Bruno Maderna gegründete Studio di Fonologia an der RAI in Mailand, das Institut für Sonologie in Utrecht, das Studio des NHK in Tokyo, das EMS-Studio in Stockholm und das Siemens-Studio in München, an dem Josef Anton Riedl eine automatische Klangkomposition durch Lochstreifensteuerung herstellte. Die Entwicklung der Computertechnologie in den fünfziger und sechziger Jahren hatte weltweit die Einrichtung einer Reihe von Studios zur Folge, die sich mit Computermusik befassten.
Während der sechziger und siebziger Jahre entwickelten u. a. die Amerikaner Paul Lansky und Barry Vercoe Musik-Software-Pakete (Computerprogramme, die eigens der Klangmanipulation und -erzeugung dienen), die interessierten Komponisten zur freien Verfügung standen. Sowohl das Center for Computer Research in Music and Acoustics an der Stanford University (Kalifornien) als auch das von Pierre Boulez in Paris 1977 gegründete Institut de Recherche et de Coordination Acoustique/Musique sind einflussreiche Zentren für die Komposition elektronischer Musik.
Die rasante Entwicklung der Computertechnologie in den letzten achtzig Jahren brachte eine Revolution in der Computermusik und elektronischen Musik im Allgemeinen mit sich. Heutzutage sind Computer erschwinglicher, und Computerprogramme, deren Inbetriebnahme einstmals Stunden in Anspruch nahm, arbeiten heute in Sekundenschnelle oder sogar in einer zeitlichen Relation von 1:1. Darüber hinaus arbeiten Komponisten in zunehmendem Maß in eigenen Studios.

Die Geschichte der Musikroboter

Musikalische Roboter kamen erstmals im 19. Jahrhunder auf, als man versuchte, mechanische Konstuktionen zu bauen, um zum Beispiel per Lochkarte ein Musikstück abzuspielen. Bekanntes Beispiel für eine solche Lochkartenmachiene ist das Mechanische Klavier, welches vor allem in Nordamerika großen Anklang fand. Auch Androiden, also menschenähnliche Roboter, welche eigenständig vorgegebende Klavierstücke mit mechanischen "Fingern" spielen konnten, waren Anfang / Mitte des 20. Jahrhunderts kleine Attraktionen.
Doch durch die Einführung und Verbreitung von Schallplattenspielern, welche für Jedermann erschwinglich waren, und deren Nachfolger wie Radio, Kassette, etc. wurde die Idee von "Automatischen Live-Bands" größtenteils aufgegeben, und nur noch wenige Künstler beschäftigten sich mit Musikrobotern. Heute, wo die technische Entwicklung ganz neue Formen von elektronischer Musik bietet, wird die Entwicklung zwar nur spärlich, doch aber mit steigendem Interesse wieder aufgenommen.


II: "I-Beam", ein aktueller Musikroboter von Anatol Baginsky

Ein herausragender Künstler unserer Zeit im Bereich der elektronischen Roboter- und Maschinenmusik ist der in Hamburg lebende Hobbyforscher und Maschineningenieur Anatol Baginsky. Seine 1995 zusammen mit dem kalifornischen Live-Künstler Barry Schwartz gegründete Firma I-Beam Music in Hamburg ist gleichzeitig Namensgeber für die I-Beam Maschine.


Die "I-BEAM"

Barry Schwartz

Diese gigantische Konstruktion ist eine "musikproduzierende" Maschine, eine Mischform aus Computer, Roboter und Sensortronik. Ihre "Musik" entsteht im Zusammenspiel von Wasser, Hochspannung, Feuer, Temperatur und Chemikalien, wobei die Computer und Roboter die Steuerung größtenteils eigenständig übernehmen. Die Töne welche dabeit entstehen, sind ein akustisches Phänomen aus alter und neuer Technonogie. Das zentrale Element der Installation ist ein Saiteninstrument, welches auf ein 4 Meter langes Stahlgerüst gespannt ist. Dieses Instument durchläuft eine 25 Meter lange "Umgebung", ähnlich der einer Autowaschstraße. Während dies geschieht, wird das Sechssaiteninstrument gespielt. Dies geschieht dann von Robotern mit mechanischen Armen. Hitze und Kälte stimmen das Instrument immer wieder anders, und Chemikalien oder Wasser in Kombination mit Hochspannung lassen Töne von unglaublicher Bandbreite entstehen. Dabei werden auch völlig neue Wege beschritten: so ist beispielsweise auch ein alter Fotokopierer an der Tonbildung beteiligt oder Trockeneis und Flüssiggas "zupfen" die Saiten. Oder ein überdimensionaler "Turntable" wird zur Soundbildung benutzt.
Während das Instument den Parcours druchläuft, "verwandelt" es sich in immer neue "Instrumentformen": so hört es sich einmal wie ein Saiteninstument an, ein anderes Mal wie eine Stromgitarre. In Endeffekt entsteht ein "Industie-Musik-Generator".
Ein Computer berechnet zwischendurch immer wieder in Echtzeit die neue "Soundumgebung" der Maschine. Das speziell für dieses Projekt geschriebene Programm interpretiert und verändert so die enstehende Musik und "komponiert" quasi eigene Symphonien aus Effekten, Geräuschen und Tönen.
Überall im Gerät sind Kleinkameras installiert, so dass sich das Geschehen aus allen Perspektiven aufzeichnen läßt.
Die folgenden Bilder vermitteln einen kleinen Eindruck der gigantischen Maschiene:

Das riesige "Scratchpult" Hochspannung und Chemikalien ergeben fantastische Effekte
Das Saiteninstument, welches den Parcours durchläuft Das Instument wird von elektrisiertem Wasser gespielt

III: Literatur

- Encarta '99 von Microsoft

- Künstliche Intelligenz "Von den Anfängen in die Zukunft" von J.H. Siekmann

- Künstliche Intelligenz Geschichte, Grundlagen, Perspektiven, Grenzen von J. Papke und M. Schroeder


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