Für die Entstehung und die Betonung der "amerikanischen
Freiheiten" ist der Prozeß der Trennung, der die Trennung der Puritaner
von den Anglikanern widerspiegelt, eine der wesentlichen Ursachen.
Er selbst läßt sich zunächst in verschiedenen Punkten fassen: |
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Die räumliche Distanz zum Mutterland hatte Schwierigkeiten in
der Durchsetzung von Rechtsvorschriften zur Folge, die im Bewußtsein
der Kolonisten die Stellung der Zentralgewalt schwächten (Warenschmuggel).
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Die calvinistisch-puritanische Tradition der Pilgerväter, die
vor dem Druck der anglikanischen Staatskirche ausgewichen waren, führte
zunächst zur Freiheit für Religionsgemeinschaften (teilweise aber
auf die Puritaner beschränkt).
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Das Prinzip der Selbstverwaltung, am ungebrochensten in Rhode Island
und Connecticut verwirklicht, aber auch in den anderen Kolonien mit dem Ende
der Glorious Revolution 1688 gegen den königlichen Absolutismus erfolgreich
wiederhergestellt.
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Realistischere und pragmatischere Aufnahme der Gedanken der
Aufklärung als in der Alten Welt.
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Die folgenden Faktoren beschreiben sowohl das Trennende zwischen
Kolonien und Mutterland als auch das, was in der Folgezeit über die
1776 verkündeten Grundrechte hinaus als "amerikanische Freiheiten" das
Bewußtsein der Nation prägte. |
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Fehlen der Standesschranken; auch wenn man in der sozialen Schichtung
der Kolonien von "Aristokratie" spricht, handelt es sich doch immer nur um
eine Leistungs, nicht um eine Geburtselite. Dazu kommt, daß von den
Siedlern nur ein kleiner Teil aus dem englischen Mutterland stammte und von
dort seine Standesbindungen und traditionen mitbrachte. Die Auswanderer,
die, wie Iren und Schotten, aus dem britischen Machtbereich kamen, hatte
wirtschaftliche und politische Not zur Auswanderung getrieben. Sie brachten
den Gegensatz zur britischen Krone mit.
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Hohe soziale Mobilität, die sich darin äußerte, daß
servants, die ihre Überfahrt abdienten, zu hohen Stellungen aufsteigen
konnten.
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Der sozialen Mobilität entspricht eine höhere soziale
Homogenität, durch das Fehlen von Standesschranken bedingt, und
auch eine größere materielle Freiheit; diese besonders unter dem
Einfluß von Calvinisten und Hugenotten.
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Das Bewußtsein, in der "Neuen Welt" zu siedeln und das
frontierErlebnis trugen zum Entstehen eines gemeinsamen "amerikanischen"
Bewußtseins bei. Dazu kam auch die Tradition der Debatten in den
gesetzgebenden Versammlungen, die das politische Bewußtsein
förderten.
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Diese Punkte machen deutlich, daß es in Amerika nicht
darum gehen konnte, ein ungerechtes Gesellschaftssystem und mit ihm dessen
Exponenten in Adel und König zu beseitigen, sondern allein darum, die
politische Verantwortung auf sich zu nehmen; aus dem "no taxation
without representation" wurde der Anspruch, die eigenen Belange selbst und
unbeeinflußt zu regeln. |
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