Etwa 900 oder in der zweiten Hälfte des neunten Jahrhunderts,
als die Normannen ihre Einfälle in dieser Region begannen,
baute Graf Balduin II., der Kahle, eine einfache Befestigung
(Berg Saint Winox oder der Mont Saint Winoc), die von den
Normannen angegriffen und erobert wurde. Später, um
1022, errichtete Graf Balduin IV. der Bärtige die
Kirche Saint-Winoc auf den von den Normannen übrig
gelassenen Ruinen, bestattete die Gebeine des heiligen
Winoc und legte so die Grundlagen für das spätere
Kloster. Damit hatte die Stadt zwei Zentren, um die sie
sich entwickeln konnte.
Die Kaufmannssiedlung profitierte von der Nähe des
Meeres, ihrer Lage in einer landwirtschaftlich geprägten
Region mit deutlichen Produktionsüberschüssen
und vom benachbarten Kloster als einem bedeutenden geistigen
Zentrum. 1028 errichteten die Grafen von Flandern eine
Festung. Die Gewährung von Stadtrechten ("Keure")
durch Gräfin Johanna von Flandern im Jahr 1240 gab
der Stadt weitere Impulse. Das Selbstbewusstsein der Bürger
und ihre administrative Autonomie spiegeln sich im Bau
des Belfrieds wider, den die Grafen 1240 genehmigten. Die
Grafen sorgten ebenfalls für eine Verstärkung
der Mauern und Türme.
Bergues errang mit seinem Hafen regionaler Bedeutung als
Textil-Zentrum und hatte ab 1276 einen eigenen Wollmarkt.
In den folgenden Jahrhunderten kamen zwei weitere Märkte
für Stoffe und Gewebe hinzu. Im 11. Jahrhundert wurden
hier Münzen geschlagen und im 13. Jahrhundert schloss
sich die Stadt der Hanse an. Die Einführung des Webstuhls
mit fliegenden Schiffchen brachte dem Wollhandel reichen
Aufschwung.
Die Lage an der Grenze zu Frankreich brachte der Stadt
keinen entscheidenden Nachteil, auch wenn immer wieder
Kriege das Schicksal der Stadt bestimmten. 1297 wurde die
Stadt von Robert II von Artois erobert, musste aber 1301
an Flandern zurückgegeben werden. Im Hundertjährigen
Krieg von den Engländern besetzt wurde sie 1383 von
Karl VI. von Frankreich erobert. Herzog Philipp der Kühne
von Burgund ließ die Stadt wieder aufbauen und 1417
mit einer Mauer umgeben, die jetzt beide Stadtzentren in
Form einer 8 einschloss.
Im Verlauf der Reunionskriege gelang Ludwig XIV. 1668
im Frieden von Aachen der Erwerb der Stadt. Sein Festungsbaumeister
Vauban errichtete einen neuen Mauerring, indem er die alte
mittelalterliche Befestigung durch neue Bastionen ergänzte.
Er berücksichtigte dabei besonders die Wassertechnik
und die zur Verteidigung der Stadt mögliche Überschwemmung
des Geländes, da Bergues in der vordersten Linie des
Pré Carré lag und den Weg nach Dünkirchen
schützte.
Währen der Französischen Revolution erwies sich
der Platz als uneinnehmbar und die Überschwemmungen
hinderten 1793 den Herzog von York daran, die Stadt zu
erobern.
War die Stadt im Ersten Weltkrieg noch verschont geblieben,
wurde sie während der Belagerung von Dünkirchen
1940 und des Vormarschs der Alliierten 1944 zu 80% zerstört.
Der ebenfalls zerstörte Belfried wurde nach dem Krieg
originalgetreu wieder aufgebaut.

Im Stadtgrundriss lassen sich sowohl die mittelalterliche
Bürgerstadt mit ihrem Mauerrund als auch der die Abtei
St. Winoc tragende 22 m hohe Hügel des Groenenberg
ablesen. Die Festungswälle sind, in unterschiedlich
gestaffelter Tiefe, erhalten.
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