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Karl der Kühne (1433 - 1477)

Pracht und Untergang des letzten Burgunderherzogs in einer packenden Ausstellung

Die burgundische Hofkunst gehört zum Schönsten, was die europäische Kulturgeschichte zu bieten hat. Anhand von über 200 Kunstwerken aus den renommiertesten Sammlungen der Welt erzählt die Ausstellung im Groenigemuseum Brügge vom Aufstieg, dem märchenhaften Prunk und dem dramatischen Ende Karls des Kühnen – jenes Herzogs von Burgund, der auf dem Höhepunkt seiner Macht im Krieg gegen die Eidgenossen alles verlor.

Karl der Kühne war einer der reichsten Fürsten Europas. Er wollte König werden und betrieb zu diesem Zweck mit seiner Tochter Heiratspolitik. Doch er scheiterte an seinem Ehrgeiz. In den Schlachten von Grandson und Murten unterlag er 1476 dem Heer der Eidgenossen. In der Schlacht bei Nancy 1477 verlor er sein Leben.

Die Ausstellung zeigt eine glanzvolle Auswahl von Kunstwerken der burgundischen Hofkultur: feinste Goldschmiedekunst, prachtvolle Tapisserien, kostbare Buchmalerei, Tafelgemälde, Prunkrüstungen, Juwelen, Medaillen u.a.m. Mit modernster Ausstellungstechnik wird das dramatische Leben Karls des Kühnen nacherzählt und seine prunkvolle Hofhaltung illustriert.


Herzog Karl der Kühne von Burgund (1433–1477) war einer der reichsten und mächtigsten Fürsten des 15. Jahrhunderts. Sein wechselvolles Leben, sein dramatisches Ende und die prunkvolle Hofkultur der burgundischen Herzöge stehen im Zentrum einer glanzvollen Sonderausstellung im Historischen Museum Bern.

Karl der Kühne zählt zu den faszinierendsten Gestalten des Mittelalters. Ehrgeizig und unermüdlich in seinem Streben nach Macht und Geltung machte er in der vierten Generation das Herzogtum Burgund zu einer bedeutenden Kraft im Europa des ausgehenden Mittelalters.

Glanzvolle Hofhaltung – hochkarätige Leihgaben

Seinen Aufstieg unterstrich Karl der Kühne mit einer glanzvollen Hofhaltung. Zu diesem Zweck entstanden Kunstwerke, welche zum Schönsten gehören, was die europäische Kunstgeschichte zu bieten hat. Mit hochkarätigen Leihgaben aus mehr als 40 nationalen und internationalen Museen zeigt die Ausstellung «Karl der Kühne (1433–1477)» eine glanzvolle Auswahl von Kunstwerken aller Kunstgattungen: feinste Goldschmiedekunst, prachtvolle Tapisserien, kostbare Buchmalerei, Tafelgemälde, Prunkrüstungen, Juwelen, Medaillen u.a.m. Zum ersten Mal in der Schweiz zu bewundern ist etwa Hans Memlings berühmtes Altarretabel für den Brügger Kaufmann Willem Moreel, ein Hauptwerk der altniederländischen Malerei aus dem Groeningemuseum Brügge. Mit der goldenen Votivstatuette aus Lüttich und dem berühmten Gebetbuch Karls des Kühnen aus dem J.

Paul Getty Museum in Los Angeles stehen einander erstmals seit 500 Jahren wieder zwei innovative Meisterwerke gegenüber, die sich einst beeinflusst hatten. Ein gewichtiger Leihgeber ist auch das Kunsthistorische Museum Wien. Neben wertvollen Rüstungen ist auch die berühmte Bronzebüste des Habsburger Kaisers Karl V. von Leone Leoni zu sehen. Aus der Bibliothèque royale de Belgique in Brüssel sind sechs wunderbare burgundische Bilderhandschriften zu bewundern.

Seine Tochter gegen die Königskrone

Karl der Kühne strebte nach Souveränität und der Königswürde und versuchte zu diesem Zweck, seine einzige Tochter Maria mit Maximilian, dem Sohn des römisch-deutschen Kaisers Friedrich III. zu verheiraten. Doch die Hochzeit kam nicht zustande und Karls Traum von einem eigenen Grossreich zwischen Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich endete auf dem Schlachtfeld.

Schlachten und Burgunderbeute

In den Schlachten von Grandson und Murten unterlag Karl der Kühne dem Heer der Eidgenossen und ihren Verbündeten. Den siegreichen Eidgenossen fiel eine der grössten Kriegsbeuten der Weltgeschichte in die Hände. Die Tapisserien und kostbaren Goldstoffe der legendären „Burgunderbeute“ bilden heute den Grundbestand der Sammlung des Historischen Museums in Bern. In der Schlacht bei Nancy fand Karl der Kühne 1477 den Tod.

Habsburg und die burgundische Hochzeit

Mit Karls Tod auf dem Schlachtfeld von Nancy veränderte sich Europas Landkarte grundlegend. Das Mittelreich zwischen Frankreich und dem deutschen Reich wurde aufgelöst. Karls Tochter Maria von Burgund heiratete, von allen Seiten bedrängt, noch im gleichen Jahr den Kaisersohn Maximilian. Damit fiel das burgundische Erbe an Habsburg, welches zwei Generationen später unter Karl V. (1500–1558), dem Urenkel Karls des Kühnen, zu einem – auch überseeische Gebiete umfassenden – Weltreich wurde. Die Berner Ausstellung rollt die ganze Geschichte vom Aufstieg Burgunds unter Karls Vater Philipp dem Guten bis zum Höhepunkt des Habsburger Reiches unter Karl V. auf und macht die historischen Zusammenhänge erlebbar.

Ein Stück europäische Geschichte als nachhaltiges Erlebnis

Die Ausstellung richtet sich damit nicht nur an Kunstinteressierte, sondern an ein breites Publikum. Die Ausstellungsleitung mit Peter Jezler, Susan Marti, Raphael Barbier und Gabriele Keck verfolgte wiederum einen interdisziplinären Ansatz. Gemeinsam entstand ein Ausstellungskonzept, welches herausragende Kunstwerke und eine historische Erzählung von höchster Dramatik nebeneinander stellt. Mit aufwändiger Szenografie und dem gezielten Einsatz neuer Medien soll breiten Besucherkreisen ein nachhaltiges Erlebnis vermittelt und ein Stück europäische Geschichte näher gebracht werden.

Das Fürstentreffen in Trier – Höhepunkt mittelalterlicher Festkultur

Das berühmte Fürstentreffen zwischen dem römisch-deutschen Kaiser Friedrich III. und Karl dem Kühnen 1473 in Trier beispielsweise wird in der Ausstellung so dargestellt, dass sich die Besucherinnen und Besucher als Teilnehmer der Festlichkeiten wähnen können.

Dazu wurde im Hauptsaal des Historischen Museums eine grosszügige begehbare Tribüne aus Eichenholz eingebaut. Von hier blickt das Museumspublikum hinab auf das Geschehen zwischen den beiden Fürsten. Der prachtvolle Pferdeharnisch Friedrichs III. steht dem mit originalen Textilien nachgebildeten Herzogsthron Karls des Kühnen gegenüber. Während Wochen verhandelt Karl der Kühne in Trier mit dem Kaiser um seine Erhebung zum König. Um sein Ziel zu erreichen, begegnet er dem Kaiser mit unermesslichem Prunk. Weltliche und geistliche Preziosen wie prachtvolle Textilien, Tafelsilber, Reliquiare aus Gold und Silber, prunkvolle Rüstungen, höfische Spielgeräten und exquisite burgundische Mode sind in der Ausstellung im Original zu sehen. Dazu kamen die vergänglichen Kunstformen: Theaterspiele, Turniere, Tänze und Musik. Diese Aspekte integriert die Ausstellung mit anschaulichen Animationsfilmen in eigens eingerichteten kleinen „Kinos“.

Hochkarätige Schirmherrschaft aus Belgien, Österreich und der Schweiz

Der Bedeutung der Ausstellung entsprechend haben wichtige Persönlichkeiten die Schirmherrschaft übernommen. Ihre Majestäten König Albert II. und Königin Paola von Belgien stehen für die niederländischen Gebiete des Burgunderreichs, aus denen Karl der Kühne seinen Reichtum bezog. Bundespräsident Pascal Couchepin repräsentiert die Eidgenossenschaft, welcher die Burgunderbeute zugefallen war. Und Erzherzog Karl von Österreich repräsentiert den Orden vom Goldenen Vlies. Dieser Ritterorden wurde 1430 von Philipp dem Guten, dem Vater Karls des Kühnen, gegründet. Über Maximilian I. kam der Orden an Habsburg. Der heutige Ordenssouverän Karl von Habsburg ist der Enkel des letzten österreichischen Kaisers.

Vorige Ausstellungsstation: Historisches Museum Bern

Die Ausstellung ist eine gemeinsame Produktion mit Bruggemuseum & Groeningemuseum Brügge. Mit dem Historischen Museum Bern als kulturgeschichtlichem Museum und dem Groeningemuseum Brügge als Kunstmuseum arbeiten zwei Häuser zusammen, deren Sammlungen zur burgundischen Kunst und Kultur sich hervorragend ergänzen.

Umfangreicher Katalog und einzigartige Faksimile-Edition

Zur Ausstellung erscheint der reich bebilderter Katalog «Karl der Kühne (1433–1477). Kunst, Krieg und Hofkultur», CHF 64.– (deutsche Ausgabe: NZZ Verlag/Belser Verlag Stuttgart, französische Ausgabe: Fonds Mercator, Brüssel). Die englische und die niederländische Ausgabe folgen im Sommer 2008.


Karl der Kühne. Die Burgundische Pracht
Historisches Museum Bern
25.4. - 24. 8. 2008
Groenigemuseum Brügge
27.3. - 21.7.2009

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