Das Heilige Grab in der Stiftskirche St. Cyriakus in Gernrode
gilt mit seiner Entstehung um 1100 als die älteste erhaltene
deutsche Nachbildung des heiligen Grabes von Jerusalem, eines
der Hauptheiligtümer des Christentums. Auf den Wänden
der aus Vorkammer und Grabkammer bestehenden Anlage im südlichen
Seitenschiff der Kirche des 959 von Markgraf Gero gegründeten
Frauenstifts von Gernrode zeigt sich ein reichhaltiges Bilder-
und Figurenprogramm mit dem Thema der Auferstehung Christi. Stilistisch
ist das Werk von großer Bedeutung, da sich in ihm ein Übergang
von der ottonischen Plastik zur Bildhauerkunst der Romanik offenbart.
Im späten Mittelalter bildete das heilige Grab den Mittelpunkt
der liturgischen Osterfeierlichkeiten.

Heiliges Grab, Westwand. Foto: Wikimedia
Commons/RomkeHoekstra
- Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0
Hauptzweck der Anlage ist es, den Glauben an den Tod und die Auferstehung
Christi zu vertiefen und sich die Ereignisse zu vergegenwärtigen.
Es gilt des Weiteren als wahrscheinlich, dass die Anlage Mittelpunkt
der liturgischen Osterspiele war. Bei diesem Ritual wurde eine
geweihte Hostie oder ein Kruzifix eingewickelt in weiße Tücher
im Sarkophag der Grabkammer platziert und in der Osternacht entfernt.
Dem Volk präsentierten dann drei Stiftsdamen als Marienfiguren
und zwei Kanoniker als Grabesengel die leeren Tücher als Beweis
für die Auferstehung Christi.
Solche Osterspiele sind für das späte 12. Jahrhundert
in Deutschland bezeugt, konkrete Beweise für solche Spiele
in Gernrode gibt es allerdings erst ab 1502. Auffällig ist
die hohe Anzahl weiblicher Figuren an dieser Anlage als Zeuginnen.
Text: Wikipedia, mit detaillierter Ikonografie und ausgezeichneten
Nachweisen |