1.3.16
Leuchtturm, verankert in der Region
Deutschordensmuseum
Bad Mergentheim
25 Jahre als GmbH
(dmbm) Seit 25 Jahren, seit 20.12.1990, tragen Land Baden-Württemberg,
Stadt Bad Mergentheim, Main-Tauber-Kreis und Verein Deutschordensmuseum
e. V. das Deutschordensmuseum gemeinsam als Gesellschafter. Zuvor,
seit 1864, war das Museum erst in Händen der Stadt, später
in Verantwortung eines Museumsvereins.
Einige Schlaglichter auf
die letzten 25 Jahre:
Der Anfang war nicht einfach: der Aufsichtsrat tagte sehr oft,
um die ständig neu auftauchenden Fragen zu klären. Zunächst
musste der Übergang der Sammlungen vom Museumsverein an die
GmbH als Leihgaben vollzogen werden; die GmbH wiederum hatte keine
Büromöbel, keinen PC, Gudrun Müller, die heute seit
24 Jahren dabei ist, berichtet, dass sie bei Null angefangen hat.
Ein Museumsleiter wurde bestellt, ein fachliches Beratungsgremium,
das Kuratorium, benannt. Das Schloss wurde bei laufendem Museumsbetrieb
restauriert und saniert, eine Schließung des Museums wollte
man unbedingt vermeiden. Ein hauptamtliches Museumsteam wurde zusammengestellt,
und 1994 konnte der erste Abschnitt mit den Abteilungen Stadtgeschichte,
Puppenstuben und der Adelsheim’schen Altertumssammlung eröffnet
werden. 1996 war dann die Restaurierung des gesamten Schlosses
abgeschlossen, das Museum fertig eingerichtet. Der Aufsichtsratsvorsitzende
Dr. Eugen Volz und Finanzminister Mayer-Vorfelder eröffneten
feierlich das Museum.
Jetzt umfasste es 5000 qm mit den Abteilungen Deutscher Orden
und dem Sonderausstellungs- und Veranstaltungsbereich. Nun musste
der Betrieb in Gang gebracht werden, seit 1996 gab es eine Stelle
für Öffentlichkeitsarbeit, die seither bis heute mit
Elfriede Rein besetzt ist. Sie kümmert sich dann bald auch
um die Museumspädagogik, ein entsprechender Arbeitskreis
für diese Aufgabe wird begründet. Seit 1997 wird ein
umfangreiches Führungsprogramm entwickelt und durchgeführt.
Das Team des Deutschordensmuseums an den Palasarkaden:
Markus Stang (seit 2015), Maike Trentin-Meyer (seit 2000), Elfriede
Rein
(seit 1995), Gudrun Müller (seit 1992). Foto: Alice
Ehrmann-Pösch/ Deutschordensmuseum
Aber ein Museum kann nicht stillstehen, viel hat sich getan
seit der Neueröffnung 1996. Bald danach wurde die Kurbadabteilung
ergänzt, um Mergentheim als Kurort gebührend zu würdigen.
2004 konnte dann endlich eine Gedenkstätte für den
Dichter Eduard Mörike, was schon lange ein sehnlicher Wunsch
war, eröffnet werden. Bereits ein Jahr darauf zog die „Engel-Apotheke“ ins
Museum ein, was möglich war durch die jubiläumsbedingte
Spendenfreude des Museumsvereins. Dann bekam das Museum die ehemalige
Torwächterstube im Torbau zugeschlagen, hier wurde 2007
der „Infopoint“ mit einem Ableger des Museumsshops
eingerichtet, so dass man sich über Museum und Stadt informieren
kann. Die größte Erneuerung im Museum fand mit der
Neueinrichtung der Abteilung „Deutscher Orden heute seit
1809“ statt – fünf Räume wurden komplett
neu konzipiert, wissenschaftlich erarbeitet, neu gestaltet und
eingerichtet.
2012 reagierte das Museum darauf, dass in den ehemaligen Ordensniederlassungen
(Kommenden) oft keine Information über den Deutschen Orden
zu finden sind, mit einer Wanderausstellung. Diese informiert über
den Deutschen Orden und wird bis Ende 2016 an 18 Orten zu sehen
gewesen sein, unter anderem im Landtag von Rheinland-Pfalz in
Mainz und auf der Insel Mainau.
Die letzten Neuerungen konnten 2015 an die Öffentlichkeit übergeben
werden: der Eingangsbereich des Museums – seine Visitenkarte – konnte
komplett erneuert werden und der Museumsverein hat rund um das
Hockergrab die Abteilung Jungsteinzeit in zwei Gewölbekellern
des Schlosses neu eingerichtet.

Kinder beim Workshop „Alte Kinderspiele vom 6. bis ins
20. Jahrhundert“ im Jahr 1998, kurz nach
der Gründung des Arbeitskreises
Museumspädagogik.
Foto: Deutschordensmuseum
Auch die Palette der Veranstaltungen ist zu einem vielseitigen
Programm für unterschiedliche Zielgruppen geworden: Der
Museumsverein veranstaltet seit über vier Jahrzehnten die
Reihe der Museumskonzerte, auch „Literatur im Schloss“ mit
Autoren wie Martin Walser, Rüdiger Safranski und Judith
Herrmann gibt es seit über 10 Jahren. Seit 2011 findet jedes
Jahr am dritten Sonntag im Juni der Schlosserlebnistag für
Familien statt, ein buntes Programm mit Bewirtung durch die Landfrauen,
Führungen, Musik, Angeboten für Kinder etc. Weiter
gibt es Vorträge und Sonderveranstaltungen, z. B. zum Jubiläum „150
Jahre Museum in Mergentheim“ (2014).
Auch die Museumspädagogik, die durch einen ehrenamtlichen
Kreis von 12 Männern und Frauen unter der Regie von Elfriede
Rein bewerkstelligt wird, hat sich prächtig entwickelt.
Es gibt nicht nur klassische Angebote wie „Ritterschlag
und Marktgeschrei“, Beiträge zu Ferienprogrammen,
sondern auch ertragreiche Langzeitkooperationen mit Schulen.
Aktuell gibt es eine Zusammenarbeit mit der Uni Würzburg
und auch für Flüchtlinge wurde ein Angebot erarbeitet.
Weithin Aufmerksamkeit bekommt das Museum mit seinen Sonderausstellungen,
die erste war 1997 über den jüdischen Künstler
Hermann Fechenbach, die zweite über Hexenverfolgungen. Mit
den Sonderausstellungen hat sich das Museum für neue Besuchergruppen
geöffnet, die Barbie-Ausstellung im Jahr 2000 steht hierfür.
Die erfolgreichste war die „Duckomenta“, in Kooperation
mit der Stadt Bad Mergentheim. Die bedeutsame Sammlung Würth
hat mehrere Ausstellungen mit ihren Leihgaben ermöglicht.
Ambitioniert war z. B. „Kunst in der DDR“ mit Leihgaben
aus der Nationalgalerie Berlin. Besonderen Zuspruch finden populäre
Familienausstellungen wie z. B. „Tiere der Eiszeit“.
Wichtige Aspekte wurden außerdem in Studioausstellungen
wie „Zucker.Fettsucht.Gallenstein“, ehrenamtlich
erarbeitet von Hartwig Behr, bearbeitet. Einmal im Jahr kommt
der Kulturverein unter der Leitung von Bernd Schepermann mit
seinen Kunstausstellungen ins Haus. 61 Ausstellungen wurden in
den letzten 25 Jahren verwirklicht.
Mit der Pressearbeit gelingt dem Museum immer wieder regional
und überregional Resonanz in der Presse zu erzeugen: Jedes
Jahr konnten so Beiträge in Fernsehen und Radio, Zeitungen
und Zeitschriften, seit neuerer Zeit im Internet und den sozialen
Medien veröffentlicht werden, die für das Museum, Mergentheim
und den Main-Tauber-Kreis wirken. Höhepunkte waren hier
Beiträge im SWR (Schätze des Landes), im Stern, in
der Welt und der Süddeutschen Zeitung. Jede Woche werden
ein bis zwei Pressemeldungen verfasst und gestreut. Für
Werbezwecke werden jedes Jahr Zehntausende Flyer u. ä. gestaltet,
hergestellt und gestreut.
Auch die Sammlungen des Museums sind kontinuierlich durch Neuerwerbungen
gewachsen: durch einen Spendenaufruf konnte z. B. das ganz besondere
Stück, eine Sitztruhe von 1701 des Freiherrn von Baden-Liel,
Landkomtur der Ballei-Elsass-Burgund erworben werden, das heute
die Ausstattung der Neuen Fürstenwohnung bereichert. Aus
dem Kanzlerhaus im Pfarrgang konnten ein Sekretär und eine
Kommode aus dem 18. Jahrhundert erstanden werden, Möbel,
die in Zusammenhang mit der ehemaligen Ausstattung des Schlosses
entstanden sind. Eine besondere Attraktion ist der Gobelin von
1680 mit dem Mythos von Samson und Delila, den eine Mergentheimer
Familie als Dauerleihgabe ins Museum gegeben hat. Es konnten
aber auch Dokumente wie z. B. die Handschrift der Spitalordnung
Mergentheims aus dem 18. Jahrhundert angekauft werden.
Obwohl die Mitarbeiter des Museums nicht viel Zeit für
wissenschaftliche Fragestellungen haben, konnten doch immer wieder
Publikationen von verschiedenen Autoren, 13 an der Zahl, herausgebracht
werden, zuletzt der Kinderführer „Unterwegs im Deutschordensmuseum
mit dem Löwen Zacharias“, eine Gemeinschaftsaktion
des AK Museumspädagogik mit dem Spurbuchverlag.
Vernetzung mit Gleichgesinnten wird heute großgeschrieben.
Das Museum ist bestens vernetzt mit den Institutionen seiner
Gesellschafter, ist Mitglied im Arbeitskreis Museen und Schlösser
in Hohenlohe-Franken, gehört dem Arbeitskreis Schlösser
Burgen Gärten Baden-Württemberg als Gründungsmitglied
an, hat die Runde der Museen an Main und Tauber mitinitiiert
und pflegt lebhaft die Kontakte zu Tourismus- und Kulturinstitutionen
in der Region.
Die Arbeit des Museums wäre ohne viele Helfer nicht möglich:
Hilfreich ist der Aufsichtsrat unter der Leitung von Bernhard
Gieß, das Kuratorium mit der Koryphäe für Ordensgeschichte
Prof. Dr. Dr. h. c. Udo Arnold und der Museumsbeauftragten Heidi
Deeg, die tatkräftigen Helfer des Museumsvereins unter dem
Vorsitzenden Gernot Uwe Dziallas, für die Bibliothek Herta
Grieffenhagen, Dr. Klaus Bühn und Ingrid Linnert, für
Literatur im Schloss Ulrich Rüdenauer als Kurator und die
Buchhandlung Moritz und Lux als Förderer, für die Museumskonzerte
des Vereins Christoph Boehmke und Helgard Tomppert, wichtig sind
die Kassenkräfte (der Dienstälteste Hans Neuwirth ist
die gute Seele des Hauses), Aufsichten und Reinigungskräfte,
17 Museumsführer (legendär Margarethe Wulfmaier, die
ehrenamtlich über 1000 Museumsführungen abhielt), die
Partner in der Kaufmännischen Schule (Klaus Huth, Anette
Breitenbach) und der Lorenz-Fries-Schule (Edeltraud Schrank,
Monika Ritter), die Partner im Hochbauamt (Torsten Hutterer,
Ulrike Gröger), die Partner bei der Stadt (Kersten Hahn,
Nadine Schuster, Sabine Mangold), der Freundeskreis Literatur
(Monika Greiner, Ursel Pfeiffer-Berlin), das Team vom Infopoint,
die „Mörike-Damen“, Hermann Kappes (Kostümverleih
am Schlosserlebnistag), die Puppenstuben-Reinigerin Rosemarie
Novak, das Café im Schlossgarten, und über die Jahre
waren rund 40 Praktikanten im Museum beschäftigt. Viele,
viele weitere Helfer können hier nicht alle erwähnt
werden.
Und das war auch noch: die Inventarisation unserer über
10.000 Museumsobjekte, die Vermietung unserer Räume für
Hochzeiten und Firmenevents und vieles mehr, 93 Aufsichtsrats-
und 40 Kuratoriumssitzungen mussten vorbereitet werden, die Überarbeitung
des Gesellschaftsvertrages,
Sparen, sparen, sparen, Kürzung des Haushalts um 20 %, Kündigung
des wissenschaftlichen Mitarbeiters, 25 Betriebsausflüge
und Weihnachtsfeiern, rund 200 Mal haben sich die Museumspädagogen
getroffen, die Museumsführer kamen rund 75 Mal zusammen
, die Tonbildschau lief 16 Jahre als Vorab-Information , die
Inventarisierung von über 8000 Büchern für die
Museumsbibliothek, und und und …
All‘ dies wird mit einem kleinen Kernteam von vier Personen
initiiert, koordiniert und verwirklicht.
Viele Initiativen des Museums waren und sind nur durch Spenden
möglich, hierbei sollen als besonders treue und hilfreiche
Spender die Firmen Rauch und Würth, rzb Leuchten Bamberg,
der Deutschherrenbund, die Drews-Stiftung, die Sparkassenversicherung,
die Sparkasse Tauberfranken, die Arbeitsstelle für literarische
Museen, Archive und Gedenkstätten in Baden-Württemberg
und die Unternehmen der Region hervorgehoben werden.
Dank gebührt den Gesellschaftern Land Baden-Württemberg,
Stadt Bad Mergentheim, Main-Tauber-Kreis und Verein Deutschordensmuseum
GmbH, die das Museum auf vielfältige Weise kontinuierlich
fördern.
Die Museumsdirektorin Maike Trentin-Meyer subsumiert: „Nach
25 Jahren richten wir nun den Blick zurück, aber nur um
den Kopf dann wieder nach vorne zu wenden und die neuen Herausforderungen
in naher und ferner Zukunft anzunehmen. Dabei wünschen wir
uns für die Zukunft weiterhin engagierte Gesellschafter,
Mitarbeiter, Freunde und Spender an unserer Seite.“
Bildunterschriften:
- Blick in die Ausstellungssequenz „Verzerrter Blick auf
den Deutschen Orden“
aus der 2009 neu eröffneten Abteilung „Deutscher Orden
1809 bis heute“
Foto: Foto Besserer, Lauda-Königshofen
- Kinder beim Workshop „Alte Kinderspiele vom 6. bis ins
20. Jahrhundert“
im Jahr 1998, kurz nach der Gründung des Arbeitskreises
Museumspädagogik
Foto: Deutschordensmuseum
- Das Team des Deutschordensmuseums im Kapitelsaal:
Gudrun Müller (seit 1992), Maike Trentin-Meyer (seit 2000),
Elfriede Rein (seit 1995), Markus Stang (seit 2015)
oder
Das Team des Deutschordensmuseums an den Palasarkaden:
Markus Stang (seit 2015), Maike Trentin-Meyer (seit 2000), Elfriede
Rein (seit 1995), Gudrun Müller (seit 1992)
beide Fotos: Alice Ehrmann-Pösch/Deutschordensmuseum
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