19.12.16
Sonderausstellung im Badischen Landesmuseum Karlsruhe
Ramses - Göttlicher Herrscher am Nil
(blm) Ramses der Große gilt als der mächtigste Pharao Ägyptens.
Keiner vor oder nach ihm regierte länger über das Land
am Nil. Dieser herausragenden Persönlichkeit widmet das Badische
Landesmuseum erstmalig in Deutschland und 40 Jahre nach der letzten
europäischen Ramses-Ausstellung in Paris eine große
Sonderausstellung. Seit dem 17. Dezember liefert die Schau „Ramses – Göttlicher
Herrscher am Nil“ auf rund 1000 qm einen umfassenden Einblick
in das 13. Jahrhundert vor Christus – dem goldenen Zeitalter Ägyptens.
Mehr
als 260 hochkarätige Leihgaben aus 30 europäischen Museen
und Sammlungen ägyptischer Kunst sind in Karlsruhe vereint,
viele davon waren noch nie in Deutschland zu sehen. Zu den Höhepunkten
gehören zwei überlebensgroße Statuen des Pharaos
aus Turin und Straßburg. Gemeinsam mit einem über 3
Meter hohen Ramses-Gipsabguss aus dem Ägyptischen Museum in
Berlin und einer Faust aus dem British Museum in London führen
sie dem Besucher die Monumentalität der ramessidischen Prachtbauten
vor Augen. Diese kolossalen Großobjekte mit einem Gewicht
von bis zu 3 Tonnen wurden mit großem technischem Aufwand
in die Ausstellung integriert. Die Ausstellungsarchitektur orientiert
sich an der ägyptischen Tempelarchitektur und verbindet eindrucksvoll
altägyptische Kunst mit modernem Ausstellungs-Design.

Kolossalstatue Ramses II. als Beter. Foto © Bad. Landesmuseum/
Uli Deck
Zu den Leihgebern zählen neben dem British Museum und dem Ägyptischen
Museum in Turin auch der Pariser Louvre, der für die Ausstellung
rund 50 Objekte nach Karlsruhe entsandte. Unter ihnen befindet
sich ein farbenprächtiges Relief aus dem Tempel von Abydos,
auf dem Ramses II. durch die Gottheiten Horus und Isis als Pharao
eingeführt wird.
Während seiner gesamten Regierungszeit zeigte sich Ramses
II. als Meister der Selbstdarstellung. Lebensgroße Königsbildnisse
und Votivstelen, Inschriften und sogar kleinformatige Skarabäen,
die die Kartuschen Ramses II. tragen, demonstrierten die Macht
des Pharaos. Die Bildwerke, mit denen er sein gesamtes Herrschaftsgebiet überzog,
machten seinen Namen unsterblich.
Im 19. Jahrhundert erhielt er als einer der bedeutendsten Pharaonen
den Beinamen „der Große“. Aber was machte ihn
so groß und legendär? Berühmt ist er aus heutiger
Sicht nicht nur für seine monumentalen Bauten, sondern auch
für seine vielen Ehefrauen und Kinder. Laut Inschriften sollen
es nahezu 100 direkte Nachkommen gewesen sein. Von seinen königlichen
Gemahlinnen verehrte er vor allem seine geliebte Hauptfrau Nefertari,
deren Goldring in der Ausstellung zu bewundern ist.
Als Pharao – und somit als weltlicher und religiöser
Herrscher Ägyptens – stand Ramses II. an der Spitze
der Gesellschaft. Mithilfe einer Reihe hochrangiger Beamter konnte
er die Macht im großen Land am Nil festigen. Zu seinem Hofstaat
gehörten als mächtigste Männer im Staat der Wesir
Paser und der Vizekönig von Kusch namens Setau, der für
den Pharao das Goldland Nubien verwaltete. Beide treten in der
Ausstellung als prächtige Statuen aus Durham und Berlin in
Erscheinung. Der Großteil der Gesellschaft bestand jedoch
aus Bauern und einfachen Arbeitern, die den Bau von Ramses monumentalen
Tempelanlagen erst möglich machten. Anschauliche Illustrationen
und Zeugnisse, wie ein einfacher Bierkrug oder eine Babyflasche,
bringen das Alltagsleben vor 3300 Jahren näher.
Ramses II. Herrschaftsgebiet reichte weit in den Vorderen Orient
hinein. Mit den Nachbarländern des östlichen Mittelmeergebiets
bestand ein reger Handel und kultureller Austausch. Davon zeugen
wertvolle Luxusgüter in der Ausstellung. Durch die Expansion Ägyptens
bis ins heutige Syrien kam es jedoch mit den Großmächten
Vorderasiens auch immer wieder zu Konflikten. Im 14. Jh. v. Chr.
entwickelten sich die Hethiter in Anatolien zu einem mächtigen
Großreich, das mit Ägypten um die Vormachtstellung im
Vorderen Orient rang. Das Tauziehen mit den Hethitern gipfelte
im Jahr 1274 vor Christus in der berühmten Schlacht von Kadesch
im heutigen Syrien. Obwohl kein eindeutiger Sieger hervorging,
ließ Ramses II. seinen vermeintlichen Triumph meterhoch an
den Tempelwänden in Ägypten verkünden. Anhand einer
großformatigen Medieninszenierung wird die von Ramses idealisierte
Schlacht für den Besucher nachvollziehbar. Von den späteren
Friedensverhandlungen und dem diplomatischen Briefwechsel zwischen
dem ägyptischen und dem hethitischen Königshaus zeugen
Keilschrifttafeln. Sie wurden einst in der hethitischen Hauptstadt
Hattuscha entdeckt. Darunter sind auch Fragmente einer Abschrift
des Friedensvertrags zwischen Ramses II. und dem Hethiterkönig
Hattuschili III., der bis heute als ältester (paritätischer)
Friedensvertrag der Welt bekannt ist.
Zahlreiche Medienstationen
bieten vertiefende Informationen über die großen Bauprojekte
Ramses II. Durch die virtuelle Rekonstruktion der einstigen Hauptstadt
und das Interview mit dem Leiter der Ausgrabungen kann der Besucher
an aktuellen Forschungsergebnissen teilhaben. So lässt die
Karlsruher Ausstellung das Alte Ägypten und die Epoche Ramses
des Großen in spektakulärer Weise wieder aufleben – und
feiert damit das Deutschland-Debut einer der faszinierendsten Persönlichkeiten
der Weltgeschichte.
Ramses – Göttlicher Herrscher
am Nil
17.12.2016 – 18.6.2017
Badisches Landesmuseum, Schloss Karlsruhe
Öffnungszeiten: Di – So, Feiertage 10 – 18 Uhr
Eintritt: 12 €, erm. 9 €
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