7.1.12
Nachlese:
Bedeutende Schöpfung des süddeutschen
Rokoko
Deutsche Stiftung Denkmalschutz fördert
die ehemalige Benediktinerabtei in Amorbach
(dsd) Einen Fördervertrag in Höhe von 150.000 Euro konnte
Andreas Fürst zu Leiningen für die erst vor kurzem errichtete
Fürst-zu-Leiningen-Stiftung im November unterschreiben.
Der Vertrag dient der Instandsetzung von Chor, Vierung und Dachreiter
sowie den Dachdeckerarbeiten am Hauptschiff der ehemaligen Benediktinerabtei
in Amorbach im Kreis Miltenberg, die im Frühjahr beginnen.
Mit der Anlage wurde Carl Friedrich Wilhelm Fürst zu Leiningen
1802 für linksrheinisch abgetretene Gebiete entschädigt.
Da er die liebenswerte Barockstadt im Odenwald zu seiner Residenzstadt
machte, diente dem protestantischen Herrscher die Abteikirche nach
Aufhebung des Benediktinerklosters 1803 als Hofkirche. Seit 1859
wird sie auch als Pfarrkirche genutzt.
Die ehemalige Klosterkirche in Amorbach zählt zu den bedeutendsten
Raumschöpfungen des süddeutschen Rokoko. Erbaut wurde
die Pfeilerbasilika nach Plänen von Maximilian von Welsch
in den Jahren 1742 bis 1745 von Valentin Schick und Franz Häfflein.
Sie kombinierten dabei die vorhandene dreischiffige Basilika des
Vorgängerbaus mit der idealen kreuzförmigen Grundrissvorstellung
des Barocks. Auch die Türme der Doppelturmfront mit ihrem
Schmuck stammen im Kern noch aus dem frühen 12. Jahrhundert.
Nun führt seit 1745 eine doppelläufige Freitreppe mit
Pfeilerbalustraden und Statuen auf die Barockfassade zu.

Abteikirche und Konventsgebäude in Amorbach.
Bild: Wikipedia Creative Commons/Blueduck4711
Langhaus, Querhaus und Chor sind verputzt und mit einer Hausteingliederung
versehen. Tonnen-Stichkappengewölbe überfangen Langhaus
und Chor, ein Kuppelgewölbe die Vierung. Die Wessobrunner
Stukkateure Johann Michael Feichtmayr und Johann Georg Übelhör
besorgten die Ausstattung der Kirche, in der auch der Augsburger
Freskant Matthäus Günther, der Würzburger Hofbildhauer
Johann Wolfgang von der Auvera und der Kunstschmied Markus Gattinger
arbeiteten. Die Stukkaturen aus der Blütezeit des Rokoko zeichnen
sich durch ihre Bewegtheit aus. Sie stellen in Mittelschiff und
Chor Szenen aus dem Leben des heiligen Benedikt dar, in den Querschiffen
Bilder der Kirchenpatrone und in den Seitenschiffen Erinnerungen
aus dem Amorbacher Heiligenkalender. Altäre, Kanzel, Chorgitter
und -gestühl wurden bis 1768 vollendet. Die Orgel erbauten
die Brüder Johann Philipp aus dem Hunsrück und Johann
Heinrich Stumm 1782. Sie wurde ein Jahrhundert später von
der Firma Steinmeyer erweitert und ist heute eine der wichtigsten
authentisch erhaltenen historischen Orgeln im deutschen Sprachraum.
Die Förderung ist dringend, da die Dachentwässerung
mangelhaft ist. Viele undichte Stellen führten bereits zu
Schäden am Dach und den Außenwandkonstruktionen. In
manchen Gewölben sind schon Risse aufgetreten und in der Sakristei
und am Choranbau besteht Einsturzgefahr. Die Amorbacher Benediktinerabtei,
für deren Erhalt der Eigentümer, aber auch der Entschädigungsfonds
erhebliche Mittel einbringen, ist eines von über 180 Projekten,
die die 1985 in Bonn gegründete Denkmalschutz Stiftung dank
privater Spenden und Mitteln der GlücksSpirale, der Rentenlotterie
von Lotto, allein in Bayern fördern konnte. Dazu gehören
auch das Rathaus in Kulmbach, das Wasserschloss Rammersdorf in
Leutershausen und die St. Mangkirche in Kempten. |