Computertomographische Untersuchung einer präkolumbischen
Mumie aus den Sammlungen der rem mit einem Siemens-Multislice
- CT
Nach den Rippenknorpelverkalkungen und der Beckenformation
muss es sich bei der Mumie um eine Frau handeln, die nach
Beurteilung des Skeletts und des Gebisses und anderer Merkmale
auf ein Lebensalter von etwa dreißig bis fünfzig Jahren
geschätzt werden kann.
Über die Maße von Oberarm- und Oberschenkelknochen kann
Ihre Körpergröße mit etwa 156-160 cm angegeben werden.

Die Mumie zeigt einen typischen Turmschädel, der nur künstliche
Bandagierung zu Lebzeiten entstanden sein kann. Innerhalb
des Schädels befinden sich eingetrocknete Gehirnreste. An
der linken Schädelseite ist ein kleiner Knochendefekt erkennbar.
Ein entsprechendes kleines Knochenfragment, das aus dem
Defekt stammt, lässt sich leicht nach unten verschoben unter
der Kopfhaut erkennen. Die Zähne zeigen einen deutlichen
Abrieb, was darauf hinweist, dass die Mahlzeiten vorwiegend
aus härteren Körner (Mais) bestanden hat. Der Gesamtzustand
des Gebisses ist ansonsten als sehr gut zu bezeichnen. Ein
hinterer Backenzahn im Bereich des Unterkiefers links ist
zu Lebenszeiten ausgefallen, ebenfalls ein weiterer Zahn
im Bereich des Oberkiefers links. Entzündungsherde sind
an den Zähnen keine festzustellen.
Sehr aufschlussreich ist die Feststellung eines typischen
Befundes im Bereich der Wirbelsäule bei charakteristischer
Lokalisation im Bereich des Überganges von der Brust- zu
Lendenwirbelsäule: Die Analyse des Knochenbefundes erlaubt
hier auf Grund mehrerer Stützkriterien die Aussage, dass
die Frau wahrscheinlich an einer Tuberkulose der Wirbelsäule
erkrankt war und aufgrund der Schwere des Befundes, mit
fast vollständiger Auflösung des 11. Brustwirbelkörpers,
daran verstorben ist. Die Frau hatte wahrscheinlich eine
Querschnittslähmung erlitten, weil das Rückenmark durch
den entzündlichen Prozess und durch das Zusammenbrechen
der betroffenen Wirbelkörper zerstört wurde.
Bei der Betrachtung der in einem Orginaltuch eingebunden
überkreuzten Arme, wird evident, dass man der verstorbenen
Frau zwei sich gleichende Gegenstände vermutlich aus weicherem
Metall (Gold?) in die Hände gelegt hat: Da sich hier vielleicht
zwei kleinere Figürchen vermuten lassen, liegt die Vermutung
nahe, dass es sich jeweils um eine Art Talisman handelt.
Unter der rechten Ferse ist ein schalenförmiger Gegenstand
festzustellen, der aufgrund der Rekonstruktion einem Gefäß
(vermutlich aus Keramik mit Bruchstellen) zuzuordnen ist,
wobei es sich höchstwahrscheinlich um eine Grabbeigabe handelt,
die zufällig in diese Position abgerutscht ist.
Eine Altersdatierung der Mumie mit der Radiokarbonmethode
an der ETH in Zürich ergab ein Alter von 1415 +/-16 a AD.
Prof. Dr. Kurt W. Alt, Universität Mainz, Institut für
Anthropologie, Dr. W. Gallo, Theresienkrankenhaus- Mannheim,
Radiologie, Prof. Dr. V. Menges, Theresienkrankenhaus- Mannheim,
Radiologie, Dr. S. Meyer, Uniklinikum Mainz, Dr. F. Rühli,
Universität Zürich, Anatomie, & Dr. Wilfried Rosendahl,
rem Mannheim
Bild: Präkolumbische Mumie (Frau), ca. 1415 n.
Chr. Reiss-Engelhorn-Museen. Foto rem, Wilfried Rosendahl
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