Neu ist das
kulturgeschichtliche Grundkonzept. Dazu gehören zum Beispiel Objekte
aus der NS-Zeit oder die sogenannte Anbietekultur der 50er Jahre.
Auch über den Herstellungsprozess und die verschiedenen Glasurtechniken
werden die BesucherInnen jetzt in Wort, Bild und mit Hilfe zahlreicher
Objekte und Proben anschaulich informiert. Einige keramische Objekte
werden in den Inszenierungen gezeigt, die den jeweiligen Zeitgeist
vor Augen führen sollen. So verdeutlicht der originalgetreue Nachbau
eines Kaufhausschaufenster mit Originalpreisen die Präsentationsästhetik
der 1930er Jahre.
Die Zeit um
1960 ist durch die Inszenierung einer Nische in der Frankfurter
Messe nachvollziehbar. Zahlreiche historische, teilweise großformatige
Fotos illustrieren die Geschichte der Manufaktur.
Zeit ihres
Bestehens hat diese Produktionsstätte auf nahezu alle kunsthistorischen
Strömungen und kulturgeschichtlichen Ereignisse reagiert. In den
ausgestellten Produkten spiegelt sich daher der künstlerische
und kulturgeschichtliche Wandel des vergangenen Jahrhunderts:
Beginnend mit Historismus und Jugendstil, über den Expressionismus,
Konstruktivismus, die Neue Sachlichkeit, den Heimatstil, über
die NS-Kunst bis zu Tendenzen der 50er und 60er Jahre und den
Kunstströmungen unserer Zeit.
Mit der Freundschaft
zweier Künstler beginnt die Geschichte der Karlsruher Manufaktur.
Hans Thoma und Wilhelm Süs waren vielseitige Maler und Grafiker,
die sich in ihrer Freizeit mit Keramik beschäftigten. Aus handwerklichen
Experimenten erwuchs ein gemeinsamer Traum: Die Gründung einer
Keramik-Manufaktur. Hans Thoma, der am badischen Hof hohes Ansehen
genoss, gelang es, Großherzog Friedrich I. für die Idee zu begeistern.
Dieser finanzierte schließlich 1901 die neu errichtete Werkstatt,
deren erster Direktor Wilhelm Süs wurde.
Die "Großherzogliche
Majolika-Manufaktur" erlebte eine wechselvolle Geschichte. 1919
wurde sie verstaatlicht und 1927 in "Staatliche Majolika-Manufaktur"
umbenannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Land Baden-Württemberg
alleiniger Eigentümer. 1978 übernahm die Firma "Katz Werke AG
Gernsbach" die Manufaktur, wenig später kaufte der Staat das gesamte
Aktienpaket zurück. 1999 wurde die Majolika-Manufaktur wieder
privatisiert. Seitdem gehört sie unter dem Namen "Majolika Karlsruhe
Keramik Manufaktur" der Landesbank Baden-Württemberg. Sie ist
die einzige Keramik-Manufaktur Deutschlands, die alle politischen
und wirtschaftlichen Krisen des letzten Jahrhunderts überstand
und immer noch produziert.
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