Museum in der Majolika

Durch Einbeziehung der bisher für Wechselausstellungen reservierten Räume steht im Museum in der Majolika nun eine fast doppelt so große Fläche zur Verfügung. Rund 1000 keramische Objekte - dreimal so viele wie bisher - zeigen einen lückenlosen Querschnitt der Produktion der Karlsruher Majolika-Manufaktur von ihren Anfängen im Jahre 1901 bis in die Gegenwart. Viele wertvolle Keramiken, die bis jetzt der Öffentlichkeit verschlossen waren, konnten nun berücksichtigt werden. Das Keramik-Depot mit fast sieben Tausend Objekten bot dabei eine schier unerschöpfliche Quelle. Die Ausstellung präsentiert nun sowohl kunsthistorisch wichtige Keramiken als auch kulturgeschichtlich signifikante Objekte

Neu ist das kulturgeschichtliche Grundkonzept. Dazu gehören zum Beispiel Objekte aus der NS-Zeit oder die sogenannte Anbietekultur der 50er Jahre. Auch über den Herstellungsprozess und die verschiedenen Glasurtechniken werden die BesucherInnen jetzt in Wort, Bild und mit Hilfe zahlreicher Objekte und Proben anschaulich informiert. Einige keramische Objekte werden in den Inszenierungen gezeigt, die den jeweiligen Zeitgeist vor Augen führen sollen. So verdeutlicht der originalgetreue Nachbau eines Kaufhausschaufenster mit Originalpreisen die Präsentationsästhetik der 1930er Jahre.

Die Zeit um 1960 ist durch die Inszenierung einer Nische in der Frankfurter Messe nachvollziehbar. Zahlreiche historische, teilweise großformatige Fotos illustrieren die Geschichte der Manufaktur.

Zeit ihres Bestehens hat diese Produktionsstätte auf nahezu alle kunsthistorischen Strömungen und kulturgeschichtlichen Ereignisse reagiert. In den ausgestellten Produkten spiegelt sich daher der künstlerische und kulturgeschichtliche Wandel des vergangenen Jahrhunderts: Beginnend mit Historismus und Jugendstil, über den Expressionismus, Konstruktivismus, die Neue Sachlichkeit, den Heimatstil, über die NS-Kunst bis zu Tendenzen der 50er und 60er Jahre und den Kunstströmungen unserer Zeit.

Mit der Freundschaft zweier Künstler beginnt die Geschichte der Karlsruher Manufaktur. Hans Thoma und Wilhelm Süs waren vielseitige Maler und Grafiker, die sich in ihrer Freizeit mit Keramik beschäftigten. Aus handwerklichen Experimenten erwuchs ein gemeinsamer Traum: Die Gründung einer Keramik-Manufaktur. Hans Thoma, der am badischen Hof hohes Ansehen genoss, gelang es, Großherzog Friedrich I. für die Idee zu begeistern. Dieser finanzierte schließlich 1901 die neu errichtete Werkstatt, deren erster Direktor Wilhelm Süs wurde.

Die "Großherzogliche Majolika-Manufaktur" erlebte eine wechselvolle Geschichte. 1919 wurde sie verstaatlicht und 1927 in "Staatliche Majolika-Manufaktur" umbenannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Land Baden-Württemberg alleiniger Eigentümer. 1978 übernahm die Firma "Katz Werke AG Gernsbach" die Manufaktur, wenig später kaufte der Staat das gesamte Aktienpaket zurück. 1999 wurde die Majolika-Manufaktur wieder privatisiert. Seitdem gehört sie unter dem Namen "Majolika Karlsruhe Keramik Manufaktur" der Landesbank Baden-Württemberg. Sie ist die einzige Keramik-Manufaktur Deutschlands, die alle politischen und wirtschaftlichen Krisen des letzten Jahrhunderts überstand und immer noch produziert.

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