„Es war einmal….“ (engl. „once
upon a time…“) – wer kennt ihn nicht,
diesen Satz, mit dem die Märchen beginnen. Diese literarischen
Fiktionen unterhalten den Leser mit phantastischen Begebenheiten,
verhelfen ihm aber gleichzeitig mit verborgenen Wahrheiten
zu neuen Einsichten. Auch die Medientapisserien der Künstlerin
Margret Eicher verfolgen dieses Prinzip, handelt es sich
doch bei ihnen um fiktive Bild-Erzählungen.
„Es war einmal in den Massenmedien“ lautet
deshalb der Titel der neuen Sonderausstellung „Once
upon a time in mass media. Medientapisserien von Margret
Eicher“, die ab 6. Juli im Museum beim Markt gezeigt
wird. Zu sehen sind zehn außergewöhnliche großformatige
Tapisserie-Arbeiten, die einen Rückblick auf die Bildmythen
unserer Zivilisation werfen. In ihnen visualisiert Margret
Eicher immer wieder, welches kulturelle und ideengeschichtliche
Erbe, welche Prototypen und visuellen Codes die Zeit überdauert
haben. Ihre heldenhaften Protagonisten und märchenhaften
Inszenierungen liefern ein wundersames und gleichzeitig
ironisches Bilderkino.

Höhlengleichnis.
2011, Digitale Montage/Jacquard, 275 x 340 cm.
Margret Eicher. © Margret Eicher
Die Kompositionen von Margret Eichers großformatigen
Tapisserien beruhen auf der Technik der Collage. Dabei
greift sie sowohl auf zeitgenössisches Bildmaterial
aus den Massenmedien zurück als auch auf Motive der
Kunstgeschichte. Die Bildvorlagen findet sie in Mode- und
Lifestyle-Magazinen, in Werbeanzeigen, in der journalistischen
Bildberichterstattung und nicht zuletzt im Internet.
Während des Bearbeitungsprozesses digitalisiert
Margret Eicher die ausgewählten Bilder und isoliert
sie damit aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang.
Ihre Authentizität geht dabei zwangsläufig
verloren. Die Bildausschnitte werden zu neuen Kompositionen
montiert und danach maschinell gewebt. Dies geschieht
in einer Manufaktur in Flandern, dem Ursprungsland historischer
Tapisserien.
Orientalische Idylle.
2013, Digitale Montage/Jacquard, 280 x 345 cm.
Museum Bochum. © Margret Eicher
Das Nebeneinander heterogener Bildmotive in der historischen
Gattung der Tapisserie macht die Bildteppiche Eichers
so einzigartig. Die ursprüngliche Bedeutung und
Funktion der Tapisserie im 17. und 18. Jahrhundert lag
in der Repräsentation und Legitimation von feudaler
Autorität. Wenn Margret Eicher dieses historische
Bildmedium zitiert und mit eigenen trivialen Inhalten
füllt, inszeniert sie zugleich die Bildinhalte der
heutigen öffentlichen Fotografie.
Durch den Prozess der manipulativen digitalen Bildbearbeitung
einerseits und der Überhöhung des Bildinhaltes
in der Gattung der Tapisserie andererseits, formuliert
Margret Eicher die Frage nach der Macht der Bilder in unserer
Zivilisation. Denn mit zunehmender Bilderflut im digitalen
Zeitalter ist den Menschen kaum noch bewusst, wie sehr
ihr kulturelles Bewusstsein und damit ihr Denken und Handeln
von den Medien geprägt ist.
Öffnungszeiten
Museum beim Markt
Di – Do 11 – 17 Uhr
Fr – So, Feiertage 10 – 18 Uhr
Eintritt: 2 €, erm. 1 €
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