Sturmschäden
auf der Frankenhöhe
In den 90-er Jahren wurde Deutschland von
mehreren Sturmereignissen mit immensen Schäden betroffen. In Erinnerung
geblieben sind die Orkane Vivian und Wiebke sowie Lothar.
"Die Häufigkeit und Heftigkeit der
Orkane des Spätwinters 1990 wurden damals von Fachleuten als ,,singuläres
Jahrhundertereignis", die Orkanstärken von über 160 km/h für
Süddeutschland (ausgenommen Gebirgslagen) als ,,historisch einmalig"
angesehen. Sie sollten sich irren: Das Orkantief Lothar vom 26. Dezember
1999 traf den Schwarzwald und andere Gebiete Südwestdeutschlands 8nunmehr
mit Windgeschwindigkeiten bis 210, lokal sogar bis zu 230 km/h; das entspricht
den höchsten jemals zuvor am Jungfraujoch in der Schweiz gemessenen
Windstärken." (KRIEGLSTEINER, 2000)
Vom 25 bis 27 Februar 1990 erlebte auch
die Umgebung von Rothenburg die Auswirkungen des Orkanes Vivian, dem vom
28. Februar bis zum 1. März der Orkan Wiebke folgte. Diese beiden
Orkane bleiben zunächst im westmittelfränkischen Raum stärker
in Erinnerung als der Orkan Lothar, da bei den erstgenannten die Schäden
in den Waldgebieten der Frankenhöhe stärker waren.

Quelle: www.dlr.de
Nach KRIEGLSTEINER (2000) fielen bei Vivian
und Wiebke in Deutschland 72,5 Mio. Fm Sturmholz an, wobei auf Bayern allein
23 Millionen Festmeter entfielen.
Als Ursachen der immensen Sturmschäden
werden einerseits
-
globale klimatische Veränderungen, die
häufigere und kräftiger Sturmereignisse hervorrufen
-
Schädigung der Bäume durch Luftschadstoffe
(Stichworte Waldsterben und Saurer Regen) oder durch Schädlinge wie
Borkenkäfer , die die Bäume anfälliger werden lässt
-
die Umgestaltung der Landschaft, wobei das
Schaffen größerer landwirtschaftlicher Flächen bei der
Beseitigung von Heckenreihen, zu möglichen höheren Windgeschwindigkeiten
führt
diskutiert.
Daneben haben
-
die Durchfeuchtung des Bodens
-
das Relief und
-
die Zusammensetzung des Forstes (Kronenschluss,
Alter der Bäume, Zusammensetzung der Bäume)
einen nicht zu unterschätzenden Einfluss
auf die Waldschäden bei Sturmereignissen, wobei zwischen Windwurf
und Windbruch zu unterscheiden ist.
Analyse
von Satellitenbildern
Die flächenhaften Auswirkungen
dieser beiden Orkane im Bereich zwischen Neusitz und Windelsbach sollen
mit den folgenden Satellitenbildern veranschaulicht werden.
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Der Bildausschnitt
zeigt den von der MIR aus aufgenommen Bereich des Anstiegs zur Frankenhöhe
östlich von Rothenburg mit den Schadensflächen durch Vivian und
Wiebke.
Der Vergleich mit
der topographischen Karte (unten links) zeigt, dass die Sturmschäden
keineswegs am Stufenhang auftreten und eigentlich nicht im unmittelbaren
Traufbereich, sondern einige Deka- bis Hunderte von Metern dahinter. Erklärt
wird dies damit, dass nach dem zwangsweisen Aufstieg erst dort durch das
Absinken der Luftmassenes zu zerstörerischen Verwirbelungen kommt.
Quelle:
D-SAT
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Die Karte zeigt einen Ausschnitt aus dem
Satellitenbild Zwischen Neusitz und Windelsbach mit dem ehemals bewaldeten
Bereich des
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Stufenhanges der Frankenhöhe und östlich
darauf folgender
-
Stufenfläche
Nach den Angaben des der Bayerischen Landesanstalt
für Wald und Forstwirtschaft waren die Wochen vor den Stürmen
und Vivian Wiebke niederschlagsreich und mild, so dass die Böden gesättigt
und nicht gefroren waren. Dies bedingte eine verringerte Festigkeit des
Bodens noch dazu in Gebieten, die wie auch die Karte zeigt infolge toniger
Gesteinsschichten zu Staunässe neigen.
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Dieses Komposit aus den Kanälen Rot
Grün und Blau von Landsat TM aus dem Jahr 1988 zeigt das Gebiet von
oben vor den Schadensereignissen. |
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Das gleiche Bild in Graustufen umgesetzt,
um ... |
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... daraus und dem verkleinerten Satellitenbild
der D-SAT-CD, auf der die Schäden erkennbar sind .... |
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... ein Farboverlay zu erzeugen, auf denen
die Schadflächen farbig (rot) dargestellt sind.
Man beachte,
-
dass man die landwirtschaftlich
genutzten Flächen außer Acht lassen muss und,
-
dass gewisse Ungenauigeiten
infolge unterschiedlicher Verzerrungen (Landsat und Mir haben unterschiedliche
Geometrien) im Bild vorhanden sind.
Folgende Aussagen kann man treffen:
-
In den Unter- und Mittelhangbereichen der
Westhänge treten allenfalls geringe Sturmverluste auf.
-
In den Traufbereichen treten stellenweise
größere Schäden auf.
-
Die Hauptschadflächen befinden sich einige
Hundert Meter östlich der Trauf. (Erklärung s.o.). In dem
dargestellten Bildaussschnitt betragen die Sturmverluste ca. 60-80 % der
vor dem Sturmereignis vorhandenen Waldfläche.
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Geländeanalyse
im Jahr 2002
Die jeweiligen Aufnahmestandorte
erzeugt mit TOP 50 Bayern
www.geodaten.bayern.de
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jeweils in das Bild klicken!
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Bild 1
Auf der Windwurffläche ist nach Wiederaufforstungsmaßnahmen
in nunmehr 12 Jahren vier bis fünf Meter hoher Jungwald bestehend
aus Birken, Fichten und Buchen entstanden. Im Mittelgrund einige
einzelstehende Föhren, die dem Sturm widerstanden haben und im Hintergrund
ein dichterer Fichtenbestand, der ebenfalls dem Sturm widerstand.
Von der in diesem Gebiet eventuell die
Standfestigkeit beeinflussenden Staunässe zeugt das Bild im Vordergrund
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Bild 2
Eigenartigerweise widerstanden/überstanden
selbst isoliert stehende Laubbäume dem Sturm, wärend Nadelbäume
um sie herum brachen oder umgewofen wurden.
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Bild 3
Selbst nach 12 Jahren noch erkennbar:
nur flach wurzelnde Nadelbäume werden
bei hohen Windgeschwindigkeiten leicht umgeworfen.
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Bild 4
Eine Informationstafel über den
Versuchscharakter dieser Aufforstungsfläche
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Bild 5
Bild 5 und 6 sollen zeigen, dass in staunassen
Gebieten, die heute zum Teil drainiert werden einerseits geschlossene Baumbestände
Sturm widerstanden ...
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Bild 6
... und in unmittelbarer Nähe (nur
um 180 Grad gedreht) im Hintergrund ine Schadfläche zu erkennen ist.
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Bild 7
Dem Sturm widerstand dieser Wald,
überwiegend aus Eichen bestehend, obwohl die Waldränder zur landwirtschaftlich
genutzte Fläche hin eine ideale Angriffsfläche ergebaben .
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Bild 8
Auch an den Traufbereichen hat man den
Bestand von alten Eichen.
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Bild 9
Die im Satellitenbild wenig geschädigten,
dem Sturm ausgesetzten Westhänge der Schichtstue
der Frankenhöhe weisen einen Mischwaldbestand aus.
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Sowohl das Farbkomposit aus den beiden
Kanälen TIR/MIR-1 nach NDVI als auch das von BLAU/MIR-1 nach CDVI
zeigen eine auffallende Übereinstimmung mit den Schadensgebieten durch
die Stürme Wiebke und Vivian. Eine Überprüfung mit einem
weiteren Testgebiet zwischen Oberdachstetten und Leutershausen sowie der
Schäden, die auf der CD D-SAT 1 (1996) dokumentiert sind zeigte eine
Übereinstimmung. Diese Gebiete fallen ebenfalls mit Werten über
0,8 in den Bereichen Grün-MIR2 nach CDVI und ROT-MIR2 nach CDVI auf.
Nachdem der Bereich des Thermischen Infrarot
durchaus für vegetationskundliche Untersuchungen einsetzbar ist (siehe
Tabelle unten) und Blau bzw. das Mittlere Infrarot 1 den Wasserhaushalt
der Pflanzen kennzeichnet, wäre folgende Interpretation der beiden
Komposite möglich:
-
Bei im Mai an den Standorten ausreichendem
Bodenwasser zeigen die hohen Werte nach CDVI von BLAU und MIR 1 einen schlechte
Wasseraufnahme an.
-
Dies erklärt auch, dass die entsprechenden
Baumgesellschaften mit dem Komposit aus von TIR und MIR-1 unter Wärmestreß
leiden.
-
Erklärbar ware diese durch eine bereits
vorhandene Schädigung - sei es durch Umwelteinflüsse oder aber
durch Borkenkäferbefall oder andere Baumerkrankungen.
Es ist jedenalls mehr als interessant, dass
4 Jahre vor diesem Sturm bereits die Schadensgebiete durch den Sturm evtl.
vorhersehbar gewesen wären, wenn diese Interpretation stimmt. |
LANDSAT-TM-Kanäle |
Bezeichnung |
Wellenlänge
in Mikrometer |
Kennung |
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Kanal 1 |
Blau |
0,45 - 0,52 |
Wasser |
Unterscheidung von Boden und Vegetation,
Anwendung für Küstengewässer, dringt etwas in Wasser ein,
Trennung von Laub- und Nadelwald |
Kanal 2 |
Grün |
0,52 - 0,60 |
Chlorophyll |
im Maximum der Grünreflexion von
Vegetation, für Vitalitätsuntersuchungen |
Kanal 3 |
Rot |
0,63 - 0,69 |
Böden |
im Minimum der Grünreflexion,zur
Abgrenzung von Veget. |
Kanal 4 |
NIR |
0,76 - 0,90 |
aktive pflanzliche Biomasse |
im Maximum der Chlorophyllreflexion, für
Vitalitätsuntersuchungen |
Kanal 5 |
MIR 1 |
1,55 - 1,75 |
Wasserhaushalt Pflanzen |
Feuchtigkeitsindikator für Böden
und Vegetation, Trennung von Schnee und Wolken |
Kanal 6 |
TIR |
10,4 - 12,5 |
Wärmestrahlung |
Thermale Eigenstrahlung mit reduzierter
geometrischer Auflösung, Wärmestreß bei Pflanzen |
Kanal 7 |
MIR 2 |
2,08 - 2,35 |
Wasserbedeckung (Feuchte) |
zur Unterscheidung von Gesteinen, hydrothermale
Kartierung |
Der Blau-Kanal dient nach obigen Angaben
zur Unterscheidung von Nadelwald. Mittels des Zweikanalverfahrens Blau/Rot
erhält man zu dieser Jahreszeit zumindest eine Differenzierung innerhalb
der Wälder, die nach den bisherigen Beobachtungen so interpretiert
werden muss, dass die grün ausgewiesenen Flächen die Waldgebiete
mit überwiegendem Nadelwald sind, währen die verbleibenden (schwarzen)
Flächen in dem Overlay die Laubwaldgebiete sind.
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Der Vergleich der Bildausschnitte zeigt
nach obigem:
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Große Schadensgebiete bei Wiebke liegen
in Gebieten, in denen die Bäume Vorschädigungen aufweisen.
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Betroffen sind häufig Gebiete mit Nadelbaumbeständen,
wenngleich auch nicht ausschließlich, sonst müsste das Verteilungsmuster
von Bild 1 und 4 oben deutlicher übereinstimmen.
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In geschützter Lage oder auch entgegen
landläufiger Meinung an westexponierten Hängen blieben Nadelbäume
, auch wenn Sie geschädigt waren waren stehen. Eindeutig erkennbar
ist jedoch, dass die im Satellitenbild erkennbaren Schädigungen ausschließlich
in Nadelwaldgebieten auftreten.
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Quellen:
KRIEGLSTEINER, GERMAN J. (2000): Sturmschäden
- Chancen für den Wald, in "Beiträge zur Kenntnis der Pilze
Mitteleuropas" Band XIII.Einhorn Verlag, Schwäbisch Gmünd