Persönliche Schreibweisen: Tagebuch,
Brief, innerer Monolog
Tagebuch und Brief
"Liebes Tagebuch,
heute habe ich mit meiner Freundin einen heftigen Streit über
die Fete letzten Samstag gehabt. Sie ist verärgert, weil..."
So beginnt ein Tagebucheintrag eines 15-Jährigen am Abend nach
einem heftigen Streit mit seiner Freundin.
Ein Junge antwortete auf die Frage seines Freundes, weshalb er
Tagebuch führe:
"In ein Tagebuch kann ich alle meine Probleme reinschreiben. Mein
Tagebuch ist wie ein guter Freund, der mir zuhört und dem ich
alles anvertrauen kann."3
Schöner und genauer kann man nicht erklären, wofür
man ein Tagebuch führt. Übrigens: Auch Erwachsene
führen Tagebuch.
- Ein Tagebuch ist auch eine Erinnerung an all das, was
Du getan und erlebt hast, was Dich gefreut oder
bedrückt hat.
- Deshalb ist die Schreibweise nicht geordnet wie in
einem Aufsatz. Wenn jemand nachdenkt, was den Tag (die
Woche) über so war, dann denkt er in Sprüngen,
er wechselt zwischen verschiedenen Ereignissen, er
erinnert sich an Vergangenes und blickt vielleicht auch
nach vorne.
- Das Schreiben selbst ist eigentlich an niemanden
gerichtet. Es ist die wohl intimste Schreibform des
Menschen.
- Dabei werden Gedanken gerne mit selbst gestellten
Fragen eingeleitet: "Was ist eine Freundschaft wert, wenn
man nicht in der Not zusammenhält?"
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Das Schreiben eines Tagebucheintrags ist deshalb auch eine
schöne Möglichkeit, sich in die Gedanken einer Figur aus
einer Erzählung oder einem Theaterstück hineinzuversetzen.
Dabei kannst Du, ohne dass du streng gliedern und ordnen musst, aus
der Sicht der Figur heraus fühlen, denken und schreiben. Du
wirst selbst ein Stück weit zum Schriftsteller und benutzt
dessen Figur auch, um Gedanken mitzuteilen, die im Stück selbst
nicht ausgesprochen werden.
Das Tagebuch ist ähnlich einem
Brief an einen sehr engen Freund oder an
einen vertrauten Menschen. Dort kommt eine wirkliche Person, mit der
Du sprichst, hinzu.
- Im Brief wird vor allem auf das eingegangen, was man
miteinander erlebt hat oder über Anliegen
gesprochen, die im letzten Brief erwähnt wurden.
- Wichtig ist auch, dass der Adressat erfährt, was
geschehen ist seit eurer letzten Begegnung oder eures
letzten Briefes und weshalb Du diese Meinung, dieses
Anliegen hast.
- Er/Sie muss wissen, weshalb Du in dieser Stimmung
bist, auf Grund welcher Ereignisse und Denkweisen Du zu
dieser Meinung gelangst.
- Wenn Du auf einen Brief antwortest, musst Du
ansprechen, worum es nun geht:
"In deinem letzten Brief hast Du erwähnt, dass ..."
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Der innere
Monolog
Eine dritte, die wohl persönlichste Form, die das
Innere eines Menschen zeigt, ist der innere Monolog. Es gibt keinen
Gesprächspartner wie im Tagebuch oder beim Brief mehr. Der
innere Monolog ist ein Selbstgespräch, das jemand mit sich
führt, wenn etwas Wichtiges geschehen ist.
Kinder führen gern Selbstgespräche zum Zeitvertreib, in
denen sie sich selbst mit "Du" ansprechen. Auch Erwachsene verwenden
diese Form, um Probleme zu überdenken oder wichtige
Entscheidungen abzuwägen. Dabei sind sie oft in einer
Konfliktsituation.
In der Literatur finden wir den inneren Monolog dort, wo das Innere,
das Denken und Fühlen einer Figur verdeutlicht werden soll.
Tipps zum inneren
Monolog:
- Der Figur gehen eine Reihe widersprüchlicher
Gedanken und Gefühle durch den Kopf. Sie entwickeln
sich aus dem Nachdenken und Fühlen und sind nicht
gegliedert oder gar geordnet.
- Die Gedanken werden so formuliert, wie sie gerade
einfallen. Um sie direkt auf den Leser wirken zu lassen,
verwendest Du die 1. Person ("Ich bin so unglücklich
..." - "Wie konnte das geschehen...?"
- Der Satzbau entspricht dem Nachdenken: kurz und
reihend. Er kann unvollständig sein.
- Da es keinen Erzähler gibt, der vorausgehende
Ereignisse wiedergibt, musst Du diese in Gedankenform als
Rückerinnerung einbringen. Dies braucht nicht
vollständig und in zeitlich geordneter Reihenfolge
zu geschehen. Das sprunghafte Hin- und Herüberlegen
ist ein wesentliches Moment des inneren Monologes. Die
Gedankenkette sollte allerdings für den Leser
nachvollziehbar sein. Ein willkürliches
Durcheinander führt dazu, dass der Leser auf Grund
der Sprünge nicht weiß, was geschehen ist und
wie es dazu kam.
- Beim Erinnern an (äußere) Ereignisse
werden (innere) Gedanken und Gefühle
ausgelöst.
"Ich sitze in diesem Wagen, neben mir die Kiste mit den
Hemden. Diese furchtbaren Verletzungen, schreiende
Menschen..."
(Mit Hemden hatten Kattrin und der Feldprediger die
Bauern verbunden.)
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Dialogisieren
- eine Szene zum Drama ergänzen
Eine dramatische Szene hat keinen Erzähler. Alles,
was geschieht, wird in Gesprächen zwischen Personen (Figuren)
mitgeteilt. Lediglich Regieanweisungen kommen zu den Dialogen hinzu.
Sie erklären, wie eine Figur zu spielen ist oder wie/wohin sie
sich auf der Bühne bewegt.