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Szene 1: "Wird ihm wohl müssen auch was geben."
Zwei Werber begegnen der Händlerin Mutter Courage und ihren drei Kindern und versuchen, einen ihrer Söhne für das finnische Regiment anzuwerben. Der Leser erhält neben einem ersten Einblick in das Besondere des 30jährigen Krieges (Söldnerkrieg, europäischer Krieg) eine erste intensive Vorstellung der Charaktere der Familie Courage. Dabei werden vor allem zwei Eigenschaften der Mutter Courage bereits deutlich:
Der Leser wird somit in eine Beobachterhaltung versetzt, die Brecht intendiert: Er, der aufmerksame Zuschauer (Leser), soll anhand der weiteren Handlung diese und weitere Behauptungen und Gegenbehauptungen prüfen, und er soll sie bewerten.
Wir greifen diese Haltung auf, indem wir die im Stück dargestellten Probleme und im weiteren Geschehen vorgetragenen Behauptungen an einem großen Wandfries festhalten. Im Unterrichtsverlauf werde wir diese weiter verfolgen und abschließend diskutieren und auswerten.
Durch Rollenlesen und szenisches Spielen unternehmen die Schüler einen ersten selbstständigen Versuch, ob der Courage Meinung und Haltung der Wirklichkeit stand hält.
Auf strukturierten Arbeitsblättern zur Familie Courage und den Figuren Mutter Courage, Eilif, Schweizerkas und Kattrin sammeln die Schüler Charaktereigenschaften und wichtige Handlungsschritte.
Unterrichtsschritt I: Rollenlesen der ersten Szene
Schüler in die Unterrichtsarbeit miteinzubeziehen, motiviert diese und trägt zu ihrer Selbsttätigkeit bei, zudem wird Entlastung für die Arbeit des Lehrers bewirkt. Deshalb wählt der Lehrer eine Gruppe von sechs Schülern aus, die nicht nur die 1. Szene dem Plenum vorlesen, sondern auch den Unterrichtsverlauf moderierend mitgestalten wird. Etwa eine Woche bevor mit der Arbeit am Stück begonnen werden soll, wird der Text an sie ausgegeben. Dies kann z.B. während einer Stillarbeitsphase innerhalb einer anderen Unterrichtseinheit geschehen. Der Leseauftrag für die häusliche Vorbereitung lautet: "Überlegt, wie ihr beim Vorlesen durch Gestik, Mimik und Sprache die Eigenschaften der Personen und die Handlungssituation verdeutlichen könnt."
In der Folge finden einige kurze Lese- und Spielproben (z.B. in den großen Pausen oder in Hohlstunden) statt, in der die Gruppe mit dem Lehrer ihre Arbeit überprüft und das Ergebnis verbessert.
Die Lesegruppe trägt den Text der 1. Szene nur bis S. 17 ("... und besteigt den Wagen") vor. Die Inhaltsangabe zur ersten Szene dabei weglassen - in ihr wird mitgeteilt, daß ein Sohn abhanden kommt. Dies sollen die Schüler noch nicht wissen.
Die Schüler erhalten als Hörauftrag die Aufgabe, Notizen über die handelnden Personen ins AB zur Familie Courage, S. 4, einzutragen.
Ergebnisse - Einträge ins Arbeitsblatt, S. 4:
Mutter Courage |
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Eilif |
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Schweizerkas |
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Kattrin |
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Unterrichtsschritt II: Szenisches Spiel
Die Schüler erproben spielerisch, ob es Feldwebel und Werber gelingen wird, Eilif als Söldner anzuwerben. Dadurch würde die Behauptung der Mutter Courage, mit den Kindern unversehrt durch den Krieg zu kommen, in Frage gestellt.
Ausgangslage: |
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Feldwebel |
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Werber |
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Stegreifspiel: |
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Situation: |
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Spielaufgabe: |
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Hinweise: |
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Ergebnisse: |
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Lassen Sie verschiedene Gruppen ihre Weiterführung der Szene vorspielen. Das improvisierte Spiel ist eine gute Vorarbeit zu eigenem Dialogisieren (siehe Hausaufgabe; Schreibanlass):
Die Spiellösungen werden mit dem Fortgang der Handlung im Stück verglichen. Wichtig ist herauszustellen, dass Eilifs Charakter, sein Wollen und die Geschäftstüchtigkeit der Courage das Abwerben ermöglichen. Kattrin als Warnerin wird eventuell im Spiel schon eingebracht.
Die Anwerbungsversuche der Soldaten sind erfolgreich. Die These
der Mutter Courage, ihre Kinder aus dem Krieg herauszuhalten ("Meine
Kinder sind nicht für das Kriegshandwerk" / "Das müssen
nicht meine sein") ist in Frage gestellt. Die gegensätzliche
Behauptung, vorgetragen durch den Feldwebel:
"Will vom Krieg leben
Wird ihm wohl müssen aus was geben"
ist durch die Handlung gestützt.
Das AB S. 4 wird ergänzt. Im AB S. 5 werden die Behauptungen zur Courage und zum Feldwebel in die Kästchen (These und Antithese) entsprechend eingetragen:
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Einer Handlung der Händlerin Courage (linke Seite) steht immer eine Folge für ihre Familie, ihre Kinder gegenüber.
Im weiteren Unterrichtsverlauf ergänzen die Schüler entsprechende Ereignisse und Handlungen zu den Szenen. Der Eintrag in Szene II wird dementsprechend:
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Unterrichtsschritt III: Wandfries - Der Weg der Courage
Beginn der Eintragungen am Wandfries "Das Deutsche Reich zur Zeit
des 30-jährigen Krieges"
An einer Wand im Klassenzimmer wird ein großes Wandplakat
angebracht. Mit Hilfe des Tageslichtprojektors projizieren Sie eine
Folie der Karte auf an der Wand befestigtes Papier (Tapeten; Karton
...). Schüler zeichnen eine politische Landkarte für die
Zeit des Dreißigjährigen Krieges stark
vergrößert ein. Darauf sollen sowohl der Handlungsverlauf
als auch das Personen- und Motivgefüge vereinfacht dargestellt
werden. Das Wandfries wird im Verlauf der Unterrichtseinheit immer
wieder als Visualisierungshilfe, Gedächtnisstütze und
Impulsgeber zur Erschließung und bei Arbeitsaufgaben zur
Verfügung stehen. Auf ihm können Sie Bilder aufkleben, die
wichtigen Ereignisse festhalten; entwickelte Thesen wie die Frage
nach den Tugenden u.a. werden im weiteren Verlauf hervorgehoben
(befestigen Sie mittels Pinnnadeln Bilder, Karten mit Bemerkungen und
wichtigen Aussagen). Nach und nach entsteht so eine collageartige
Strukturskizze des Stücks, die den Weg der Mutter Courage und
ihrer Kinder durch den Krieg nachzeichnet.
Die Schüler erhalten im Schülerarbeitsheft die Karte, in
die sie selbstständig, die Lektüre inhaltlich sichernd,
eintragen sollen.
Die ersten Einträge auf das Fries (siehe
Schülerarbeitsheft S. 7):
Orts- und Zeitangabe: Dalarne, Schweden, Frühjahr
1624
Bild: Vierköpfige Familie wird (verkleinert kopiert)
angeheftet
Symbol: Symbol für Handel
Am Seitenrand notieren oder Mittels Karten anpinnen (Tipp: Verwenden Sie immer Komplementärfarben wie z.B. rot - grün.):
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Hinweis:
Aufgrund der Handlung und ev. Vorkenntnisse aus dem
Geschichtsunterricht können Sie bereits hier auf
militärische Merkmale des 30-jährigen Kriegs wie
Söldnerheer, Krieg in Deutschland zwischen europäischen
Mächten eingehen.
Leitfrage:
Was sucht eine Händlerin aus Bamberg (Bayern) in Dalarne
(Schweden)?
Die Materialien S. 14ff, "Der Dreißigjährige Krieg im Überblick" und "Der Krieg ernährt den Krieg/Das Land ernährt den Krieg" bieten dazu Informationen.
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