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Paracetamol

  Autor :      Oleg Warkentin
 

                         Geschichte von Paracetamol

Die erste Beobachtungen über das schmerzlindernde Mittel und Fiebermittel von Paracetamol waren  in dem späten neunzehnten Jahrhundert gemacht, als man nach alternativen Verbindungen gesucht hatte ,um das Fieber in der Behandlung von Ansteckungen zu senken. Häufig verwendete Fiebermittel dieser Zeit stellte man aus natürlichen Stoffen her,  wie    z.B. die Rinde des Chinabaums, aus welchem das Wort Chinin abgeleitet ist .  Zwei Alternativen, die entwickelt wurden, Acetanilid( 1886) und Phenacetin  (1887) ,  hatten Vorteil  im Nutzen gegenüber Chinin, und sie warenFiebermittel und schmerzlinderndes Mittel zugleich. 1893 wurde eine neue Verbindung hergestellt, die auch eine prompteschmerzlindernde  und fiebersenkende Wirkung hatte - Paracetamol. Nach genaueren Untersuchungen (1895) ergab sich , dass das Paracetamol  im Harn von Patienten vorhanden war , die Phenacetin  genommen hatten.
1948  stellten Brodie und Axelrod fest,  dass  das Paracetamol der bedeutendste Metabolit von Phenacetin und Acetanilid ist. Einige Jahre später, wurde  bewiesen, dass Phenacetin beide Wirkungen insich vereinte und dass die Entstehung von Paracetamol  nicht wesentlich für seine pharmakologischeWirkung war.
Weil ein besonders großer Anteil von Phenacetin  während des ersten Durchgangs durch die Leber zu Paracetamol  umgewandelt wird, zeigt   Phenacetin  nur bei hohen Dosierungen  direkten schmerzlindernden Effekt.  Die Arbeit von Brodle und  Axelrod führte zu der Einführung von 500 Milligramm Tabletten von Paracetamol.

                                Erste Synthese


 Paracetamol wurde  zuerst durch Morse (1878) mittels Reduktion von p-Nitrophenol mit Zinn  in   Eisessig synthetisiert. Das p-Aminophenol  wurde durch die Reduktionswirkung des Zinns hergestellt, welches dann durch Essigsäure  acetyliert wurde. Vignolo vereinfachte die Synthese durch die Verwendung von  p-Aminophenol als Edikt, welches er mit Essigsäure acetylierte. Friedlander verbesserte schließlich diese Synthese durch Acetylieren des p-Aminophenol (aus p-Nitrophenol)  mit Essigsäureanhydrid an Stelle von Essigsäure.

                                                Chemische Zusammensetzung
 

Paracetamol, C8H9NO2, wird als N-acetyl-paraaminophenol oder N-Acetyl-4-aminophenol bezeichnet. Es ist ein weisses Pulver, das bei 168 °C  schmilzt, sich in Wasser nur wenig löst und einen bitteren Geschmack hat. Es wird als Schmerzmittel eingesetzt.
 
 

                                      Synthese

P-Nitrophenol wird mit Eisen oder Zinn in Gegenwart von Säure oder mit Wasserstoff unter
Palladium-, Raney-Nickel- oder Raney-Kupfer-Katalysatoren zu P-Aminophenol reduziert.
P-Aminophenol kann nach der Herstellung ohne Isolierung, vorzugsweise mit HAc und/oder
Acetanhydrid sowie auch mit Natriumacetat wasserfrei oder mit Keten zu Paracetamol acetyliert
werden. Umkristallisation aus  H2O, Zusatz von Aktivkohle und NaHSO3 und/oder Na2S2O4.

                       Herstellung von Acetanilid
 
 

Man fügt zu 1 ml Anilin tropfenweise Acetylchlorid. (Vorsicht !!!) Unter lebhaftem Zischen soll
eine heftige Reaktion eintreten. (Reagenzglas in ein Stativ Einspannen !) Die heftige Reaktion hört auf,
wenn etwa die gleiche Menge Acetylchlorid hingefügt ist. Dann gibt man etwa 5 ml dest. Wasser
unter Kühlen hinzu. Es scheidet sich Acetanilid ab. Der Niederschlag wird abfiltrriert und in wenig
heissem Wasser zur Umkristallisation gelöst.
 

    Anwendungsgebiete und Wirkung von Paracetamol




Paracetamol ist ein Acetanilid, das als mildes Analgetikum wirkt. Der grösste Teil dieser Verbindung wird nach Glucuronidierung bzw. Sulfatierung wasserlöslich und damit ausscheidungsfähig. Ein Teil des Paracetamols wird jedoch oxidiert, so dass das in Abbildung dargestellte Zwischenprodukt, eine sehr giftige Verbindung, entsteht. Dieses wird als Glutathion-s-Konjugat ausgeschieden. Es kommt jedoch gelegentlich zu Zuständen, bei denen durch konkurrierende Reaktionen die für diese Reaktion benötigte Glutathionmege nicht zur Verfügung steht. In diesem Fall reagiert das Produkt mit SH-Gruppen auf Hepatocytenproteinen, die damit inaktiviert werden.

Glutathion = Tripeptid bestehend aus Glu-Cys-Gly


 

                                         Pharmakokinetik

Paracetamol wird rasch aus dem Magen-Darm-Trakt  resorbiert.    Die maximale Konzentration im Blut wird 30- 60 min nach oraler Anwendung erreicht. Seine Bioverfügbarkeit beträgt dabei bis zu 90%. Bei rektaler Verabreichung kann die Bioverfügbarkeit  stark schwanken.   Die Plasmahalbwertszeit  liegt bei  l-3 h ; bei  schwerer  Intoxikation kann sie bis über 12 h verlängert sein. Paracetanmol  wird in der Leber mit Glucuronsäure, Schwefelsäure oder Glutathion konjugiert. Diese Metabolite erscheinen neben 10 % unverändertem Paracetamol im Urin.

                              Unerwünschte Wirkungen, Vergiftung
 

Bei Anwendung höher Dosen von Paracetamol wird die Kapazität der Leber zur Konjugation überschritten und der vermehrt anfallende Metabolit N-Acetyl-benzochinonimin bindet an Proteine der Leberzelle; es kommt  zu Leberzellnekrosen. Beim gesunden Erwachsenen liegt die toxische Dosis bei l0 -15 mg/l, die toxische  Plasmakonzentration bei >200 mg/l. Bei Patienten mit  Leberfunktionsstörungen ist die toxische Dosis geringer (z. B. nach chronischem Alkoholmissbrauch). Für Kinder wird die tödliche Dosis je nach Alter mit 2 - 8 g angenommen, für Säuglinge mit 0,5  g. Als Antidot können bei  frühzeitiger Gabe  SH-Gruppendonatoren wie N-Acetylcystein lebensrettend sein.  Bei Patienten mit einem genetisch bedingten Mangel an  Glucose-6-phosphat-Dehydrogenase  (Favismus) kann es  Aufgrund der verringerten Bereitstellung von Glutathion  nach Paracetamolgabe zur verstärkten Methämoglobinbildung kommen. Bei längerer regelmässiger  Zufuhr hoher Dosen des Vorläufers  von Paracetamol, des Phenacetins, wurden häufig interstitielle Nephritiden mit Papillarnekrosen beobachtet. Inwieweit auch Paracetamol bei langfristiger Anwendung speziell als  Bestandteil von Kombinationspräpapaten nephrotoxisch ist, wird zur Zeit kontrovers diskutiert.
 

                                          Benutzte Literatur:

Löffler, Georg       ‘Biochemie und Pathobiochemie'
Forth, Wolfgang    ‘Allgemeine und Spezielle Pharmakologie und  Toxikologie'

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letzte Änderung 19.1O.1998

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