Die Brennstoffzelle
- ein Kraftpaket für die Zukunft?
z
Das Prinzip der
Brennstoffzelle
Das Funktionsprinzip einer Brennstoffzelle ist einfach und ähnelt dem
einer Batterie. Während eine Batterie nach dem Aufladen nur begrenzt
Energie erzeugt, kann eine kontinuierlich mit Wasserstoff versorgte
Brennstoffzelle Elektrizität und Wärme auf Dauer erzeugen.
Eine Brennstoffzelle besteht aus zwei Elektroden (Anode und Kathode) in
einem Elektrolyten. Zu ihrem Betrieb sind Wasserstoff und Sauerstoff
erforderlich. Der Wasserstoff wird der Anode zugeführt, wo er unter dem
Einfluß eines Katalysators in Wasserstoff-Ionen und Elektronen
aufgespalten wird. Die Ionen wandern durch den Elektrolyten zur Kathode, der
Sauerstoff aus der Luft zugeführt wird. Die Elektronen fliessen
über einen externen Stromkreis ebenfalls zur Kathode und verrichten
dabei elektrische Arbeit. An der Kathode bildet sich Wasser durch die
Reaktion von Wasserstoff-Ionen mit Sauerstoff und Elektronen. Bei dieser
Umwandlung entstehen direkt Elektrizität und Wärme, jedoch
keinerlei unerwünschte Abgase. Als "Abfallprodukt" fällt nur
Wasserdampf an. Der Wirkungsgrad heutiger Brennstoffzellen liegt maximal bei
etwa 70-85%, also weitaus höher als der Wirkungsgrad üblicher
Kraftwärmemaschinen wie beispielsweise Dampfturbinen.
zurück
Anwendungsgebiete und
Vorteile
Nicht nur Autofahrer und Heizölkäufer hoffen auf eine Alternative
zu den immer teureren fossilen Brennstoffen. Auch die großen
Energiekonzerne wie Shell oder BP und die Energieversorgungsunternehmen
setzen verstärkt auf regenerative Energien und peilen dezentrale
Lösungen an. Die führenden Autohersteller, allen voran
DaimlerChrysler, und der Heizungsbauer Vaillant wollen in den nächsten
Jahren serienreife Produkte mit Brennstoffzellen liefern. BMW will eine 7er
Limousine mit einem Ottomotor ausrüsten, der Wasserstoff statt Benzin
verbrennt. Im Volkswagen-Konzern, bei Ford, General Motors, Honda und Toyota
arbeiten die Forscher an Konzepten, die vorsehen, dass der Wasserstoff erst
während der Fahrt produziert wird. DaimlerChrysler will in den kommenden
3 Jahren sowohl serienreife Fahrzeuge der A-Klasse als auch
"Citaro"-Stadtbusse mit der neuen Technik anbieten. Das Daimler-Projekthaus
Brennstoffzelle kooperiert mit dem kanadischen Hersteller Ballard Power
Systems. Der weltweite Marktführer bei der Produktion von Protonen
leitenden Membranen (PEM), entwickelt und liefert Brennstoffzellen für
Verkehr, Stromversorgung, tragbare Geräte und weitere Anwendungen.
NECAR 4: Mobiles Kraftwerk vor der Haustüre Schnell, sauber und
leise Auto fahren - ohne schlechtes Gewissen? Der Traum des
umweltbewußten Fahrers scheint in Erfüllung zu gehen. Mit dem New
Electric CAR 4 (NECAR IV) präsentierte DaimerChrysler in den USA bereits
im Frühjahr 1999 ein Brennstoffzellenfahrzeug mit großer
Reichweite und guten Fahrleistungen auf der Basis eines A-Klasse-Mercedes.
Die Brennstoffzelle, der Tank und bis zu 5 Personen mit Gepäck finden
erstmals in einem Fahrzeug der Kompaktklasse Platz. Noch vor wenigen Jahren
beanspruchte die mobile Brennstoffzellentechnik einen großen
Transporter.
Betrieben wird der NECAR 4 mit Flüssigwasserstoff, der sich in einem
Kältetank im hinteren Fahrzeugbereich befindet. Der Kraftstoff wird von
einer Protonen leitenden Brennstoffzelle (Proton Exchange Membrane Fuel Cell
- PEMFC) verarbeitet. In ihr zerlegt eine platinbeschichtete Membran den
Wasserstoff in Protonen und Elektronen. In Verbindung mit Luftsauerstoff
entsteht Wasser. Durch den Überschuss beziehungsweise Mangel an
Elektronen und Protonen entstehen Plus- und Minuspole, zwischen die ein
Elektromotor geschaltet wird, der das Fahrzeug antreibt. Eine
Tankfüllung soll bis zu 450 Kilometer reichen.
Brennstoffzellen im Keller: Heizgerät von Vaillant
Schon im Jahr 2002 will die Vaillant-Gruppe, einer der führenden
europäischen Hersteller für Heiztechnik, ihr neues
Brenstoffzellen-Heizgerät auf den Markt bringen. Das Unternehmen
arbeitet bereits seit zwei Jahren an der Integration der Technik in die
häuslichen Heizsysteme. Die Heizung von Wohngebäuden soll
künftig gleichzeitig Strom und Wärme liefern,
Primärenergieverbrauch und Klimagase reduzieren und so einen Beitrag zur
Sicherung der Energieversorgung leisten. Vaillant geht einen Schritt
über die bekannten Blockheizkraftwerke (BHKW) zur
Nahwärmeversorgung hinaus und bringt die Technik zum Endverbraucher.
In fast jedem Gebäude mit Gasversorgung können mit dem
Brennstoffzellen-Heizgerät Strom und Wärme im Koppelprozeß
erzeugt werden. Der reine, CO2-freie Wasserstoff für die verwendete
PEM-Brennstoffzelle wird mittels eines so genannten Reformers aus Erdgas
gewonnen. Der elektrische Wirkungsgrad des Heizgerätes wird etwa 35-40 %
betragen, über die Kraft-Wärme Kopplung wird ein Gesamtwirkungsgrad
von über 80% erreicht. Die Abwärme der Brennstoffzelle wird
für Heizung und Brauchwassererwärmung genutzt. An besonders kalten
Tagen deckt ein integrierter konventioneller Brenner den Restbedarf. Im
Vergleich zu einem herkömmlichen Niedertemperaturkessel und dem Strom
aus der Steckdose kann die Vaillant-Heizung auch ökologisch
überzeugen. Die Brennstoffzellenheizung nutzt das kohlenstoffarme Erdgas
und die Abwärme und reduziert so den CO2-Ausstoß bis zu 50%.
Sollen die Klima-Ziele der Europäischen Union erreicht werden, kann die
Brennstoffzelle in diesem Bereich eine wichtige Rolle spielen. Wenn bald die
Serienproduktion anläuft wird der Wasserstoff noch aus Erdgas gewonnen
werden. Solarer Wasserstoff, per Elektrolyse mit Photovoltaik-Strom erzeugt,
ist selbst für die Ingenieure von Vaillant noch Zukunftsmusik. Sie
klingt aber gut, denn damit stünde jederzeit eine emissionsfreie
Energiequelle zu Verfügung.
Brennstoffzellen haben einen modularen Aufbau und sind daher in allen
Größen denkbar. In Demonstrationsobjekten haben sie in Laptop-
Computern und Handys den Akku ersetzt, Autos angetrieben und Häuser und
Wohngebiete mit Strom und Wärme versorgt. Für ein
Brennstoffzellen-Kraftwerk werden mehrere 100 einzelne Brennstoffzellen zu
einem Zellenstapel zusammengefaßt.
Die Vorteile der Brennstoffzelle sind also beeindruckend
vielfältig:
- hoher Wirkungsgrad
- geringe Schadstoffemissionen
- niedriger Lärmpegel
- geringer Wartungsaufwand
- flexibel im Einsatz und in Leistungsgröße
zurück
Die unterschiedlichen
Arten:
Im Laufe der Jahre haben sich verschiedene Brennstoffzellentypen, die sich
durch unterschiedliche Charakteristika, wie zum Beispiel Temperatur- oder
Stoffeinsatz, unterscheiden, herausgebildet. Die Klassifikation erfolgt je
nach Einsatz des Elektrolyten, welcher die anderen Parameter bestimmt. Grob
unterscheiden kann man die Brennstoffzellentypen zudem noch nach ihrer
Temperatur. Es gibt Nieder- und Hochtemperaturbrennstoffzellen. Zu den
Niedertemperaturzellen zählt man alle Brennstoffzellen bis zu einer
Temperatur von 120°C (also die AFC, PEMFC, DMFC). Der Rest (die PAFC,
MCFC, SOFC)gehört der Gruppe der Hochtemperaturbrennstoffzellen an.
Folgende Tabelle fasst die wichtigsten Daten der unterschiedlichen Typen
zusammen:
BRENNSTOFFZELLE |
ELEKTROLYT |
ANODENGAS |
KATHODENGAS |
BETRIEBSTEMPERATUR |
AFC(Alkaline Fuel Cell) |
Kalilauge |
Wasserstoff |
Sauerstoff |
bis 100°C |
PEMFC(Proton Exchange Membrane Fuel Cell) |
protonenleitender Polymerelektrolyt |
Wasserstoff/ Wasserstoff aus Methanol nach Reformierung |
Sauerstoff oder Luftsauerstoff |
bis 100°C |
DMFC(Direct Methanol Fuel Cell) |
Polymerelektrolyt |
Methanol |
Luftsauerstoff |
90-120°C |
PAFC(Phosphoric Acid Fuel Cell) |
Phosphorsäure |
Wasserstoff/ Wasserstoff aus Methan nach Reformierung |
Luftsauerstoff |
200°C |
MCFC(Molten Carbonate Fuel Cell) |
Alkalikarbonat-schmelze |
Wasserstoff
Methan
Kohlegas |
Luftsauerstoff |
650°C |
SOFC(Solid Oxide Fuel Cell) |
keramischer Festelektrolyt |
Wasserstoff
Methan
Kohlegas |
Luftsauerstoff |
800-1000°C |
Die alkalische Brennstoffzelle (AFC) besticht durch einen enorm hohen
Wirkungsgrad. Vorteile dieses Typs sind die zur Herstellung verwendeten
preiswerten Materialien, ihre niedrige Betriebstemperatur und die geringe
Korrosivität des Elektrolyten, was nur geringe Werkstoffprobleme zur
Folge hat.
Als Nachteil ergibt sich die CO2-Unverträglichkeit. Dies bedeutet, dass
eine vollständige Reformierung der Gase notwendig ist, um eine Reaktion
der Kalilauge zu Karbonat mit dem Sauerstoff zu vermeiden.
Ihre Elektroden bestehen aus Raney-Nickel bzw. Raney-Silber oder aus mit
Edelmetallen (Bsp.:Platin) aktiviertem Kohlenstoff.
PEM Brennstoffzelle
Ihr Aufbau unterscheidet sich von den gewöhnlichen
Brennstoffzellentypen nur in ihrem Elektrolyt.
Wie alle anderen Brennstoffzellen wird sie auch mit Sauerstoff und
Wasserstoff betrieben. An der Anode wird Wasserstoff unter Abgabe von
Elektronen zu Protonen oxidiert. Diese diffundieren wiederum durch die
ionenleitende Polymerelektrolytmembran zur Kathode, wo sie mit dem Sauerstoff
und den über den elektrischen Leiter gewanderten Elektronen zu Wasser
reagieren.
Verbindet man Anode und Kathode mit einem elektrischen Leiter, so kann man
den Elektronenfluss als Nutzstrom abnehmen.
Die theoretisch mögliche Spannung einer solchen Einzelzelle
beträgt 1,23 V und ergibt sich aus den Standart - Elektrodenpotentialen.
Es gilt: U0H = UH(Kationen) - UH(Anionen)
U = UH(Sauerstoff) - UH(Wasserstoff) = 1,23 V - 0V = 1,23 V
In der Praxis wird eine solche Spannung nicht erreicht. Normalerweise
ergeben sich Spannungen zwischen 0,6 bis 0,9 V, da Spannungsverluste zum
Beispiel durch Reaktionshemmungen oder ungenügende Gasdiffusion
auftreten können. Um die Spannung dennoch zu erhöhen, schaltet man
zahlreiche Einzelzellen hintereinander. Dies ergibt ein sogenanntes "Stack".
Diese Brennstoffzellen könnten demnach bei einer Spannung von 1,23 V
einen theoretischen Wirkungsgrad zwischen 70 bis annähernd 100%
erreichen.
Die DMFC (Direkt Methanol Brennstoffzelle) befasst sich mit dem Ziel,
Methanol direkt an der Anode, also als Brennstoff, umzusetzen und die Kathode
mit dem Luftsauerstoff zu versorgen.
Leider stehen diesem Fortschritt noch zahlreiche technische Probleme im Weg,
an denen noch geforscht wird.
Das größte Problem stellt die Herstellung eines geeigneten
Katalysators für die Methanol Oxidation dar(in der Regel wird eine
Mischung aus Platin und Rutherium verwendet). Als Elektolyt gilt der polymere
Ionenleiter (PEM) als sehr nützlich.
Ein besonderer Vorteil dieses Typs ist, dass eine Gasreformierung und
-reinigung nicht notwendig und diese Anlage somit besonders für die
mobile Anwendung sehr geeignet wäre.
Die phosporsaure Zelle (PAFC) ist mittlerweile schon sehr weit
entwickelt und erste Anlagen befinden sich bereits im Einsatz (U. a. in
Blockheizkraftwerken, wie z.B. zur Strom- und Wärmeversorgung des
Hallenbades Jesuitenhof durch die Stadtwerke Düren). Sie besteht aus
platinbeschichteten Graphitplatten als Elektroden und Phosporsäure als
Elektrolyt (wie der Name schon sagt), der sich von einem Vlies aufgesaugt,
zwischen den Elektroden befindet.
Es besteht allerdings Zweifel, ob sich dieser Typ gegenüber den anderen
Brennstoffzellenarten durchsetzen wird.
Probleme ergeben sich dadurch, dass ihre Betriebstemperatur zu gering
für die Nutzung von Flüssigbrennstoffen ist, jedoch hoch genug, um
die Materialanforderungen zu erhöhen. Außerdem beträgt ihr
Wirkungsgrad nur 40% , was im Gegensatz zu den übrigen Typen sehr gering
ist. Dieser könnte aber theoretisch durch Nutzung der Abwärme auf
90% gesteigert werden.
Bei den übrigen Typen, der MCFC und der SOFC, handelt es
sich um Hochtemperatur-systeme. Dies hat den Vorteil, dass ihnen beliebige
Brenngase ohne vorherige Reformierung zugeführt werden können.
Die Zellen haben bei Nutzung der Hochtemperaturabwärme Wirkungsgrade
von 65-70% und werden meist für Blockheizkraftwerke und
Stromerzeugungskraftwerke verwendet.
Die Schmelzkarbonat-Brennstoffzelle (MCFC) besteht aus billigeren
Werkstoffen, wie Nickel, Keramik oder Stahl.Probleme hierbei liegen der
Tatsache zugrunde, dass die als Elektrolyt verwendeten hochkorrosiven
Karbonatschmelzen viele Materialien angreifen und die Baustoffauswahl somit
erschwert ist.
Die Zukunftsaussichten dieser Technologie sehen aber trotz dieses Nachteils
sehr gut aus, v.a. deshalb, weil die Verstromung von kohlenstoffhaltigen
Gasen, durch Einbezug von CO2 in die Zellreaktion, einen positiven Faktor
darstellt.
Die oxidkeramische Brennstoffzelle (SOFC) befindet sich immer noch in
ihrer Entwicklungsphase. Ihr größtes Problem liegt ebenfalls in
der Entwicklung eines geeigneten Werkstoffes.
zurück
Realisierungsmöglichkeiten
Die neue Technik weckt viele Hoffnungen, die erst noch erfüllt werden
müssen. Autos und Heizungen sind noch nicht zu haben, die Endpreise
für die Produkte zur Zeit nicht kalkulierbar. Was die A-Klasse mit
Brennstoffzellenantrieb kosten wird, bleibt genauso offen wie die Frage nach
der flächendeckenden Versorgung mit Treibstoff. Dass die Technik sich
zum Teil noch in einem frühen Entwicklungsstadium befindet, zeigt sich
besonders bei den Autos: Hier konkurrieren mehrere Hersteller, und es ist
noch nicht ausgemacht, welche Standards sich durchsetzen werden.
Auch wenn die Entwickler technische Risiken wie die Explosionsgefahr im
Griff haben, bleiben einige Fragen zu klären. Lagerung, Transport und
Verteilung der Ausgangsstoffe müssen auf ihre Umweltverträglichkeit
geprüft werden. Methanol zum Beispiel, eine jener chemischen
Verbindungen aus denen Wasserstoff gewonnen wird, ist ätzend, hoch
giftig und mischt sich leicht mit Wasser. Wird der Wasserstoff gar aus Benzin
gewonnen, freut sich die OPEC weiter. Stammt der Strom zur Produktion aus
Kohlekraftwerken, wird die Atmosphäre weiter mit C02 belastet.
Zur Zeit können die Herstellungskosten solaren Wasserstoffs nur
annähernd beziffert werden: Wird er in PV-Großanlagen (300
MW-Elektrolyse) gewonnen, kostet der Kubikmeter im günstigsten Fall rund
2,90 DM, was einem Kilowattpreis von etwa 85 Pfennigen für den Strom aus
Brennstoffzellen entspricht. In industriellen Kleinanlagen (100
kW-Elelktrolyse) produziert würde die Kilowattstunde bis zu 1,70 DM
kosten. Erst mit dem Ausbau der Massenfertigung von PV-Modulen und damit
verbundenen Preissenkungen wird sich photovoltaisch produzierter Wasserstoff
als wirtschaftliche Lösung anbieten. Den Szenarien großtechnischer
Nutzung - sie wurden in den 80er Jahren entwickelt - erteilt nicht nur Prof.
Panik eine klare Absage. Riesige Solarfarmen in der Sahara halten inzwischen
viele für den falschen Weg. Der DaimlerChrysler Projektleiter setzt eher
auf Wind- oder Wasserkraft. Letztere produziert nicht nur Strom, sondern per
Elektrolyse auch Wasserstoff. Dezentrale Lösungen wie die
Vaillant-Heizung passen schon besser zur Solarenergie.
zurück
© 2001 André Wendt
|