Kapitel 34: Neurogenetik

34.1.4 Neurogenetik als Mittel zum Zweck: das genetische Skalpell

Neben diesen Zielsetzungen der "reinen" Neurogenetik gibt es auch noch einen "angewandten" Ansatz: Neurogenetische Methoden werden gern benutzt, um allgemeine neurobiologische Fragestellungen zu beantworten. So kann z.B. bei Drosophila mit der homöotischen Mutante Antennapedia (mit Tarsen anstelle einer Arista auf der Antenne, Abb. 34-3) die Frage untersucht werden, wie sich an falscher Stelle (ektopisch) einwachsende Nervenfasern beim Eintritt ins Gehirn verhalten. Die Mutante wird anstelle eines mühsamen und vielleicht unmöglichen Transplantationsexperiments verwendet. In ähnlicher Weise sind augenlose Mutanten zur Untersuchung der Folgen von sensorischer Deprivation der Sehzentren bei Mäusen und Fliegen eingesetzt worden. Sowohl bei der reinen wie bei der angewandten Neurogenetik kommen zunehmend auch molekulargenetische und gentechnische Methoden zur Anwendung, wie z.B. die Herstellung transgener Organismen mit erwünschtem Phänotyp.

Im vorliegenden Text wird keine strikte Trennung in reine und nur angewandte neurogenetische Aspekte vorgenommen, da sich keine scharfe Grenze ziehen läßt. Häufig führt die Anwendung einer genetischen Methode zu einer Vermehrung des Wissens über die genetischen Grundlagen des untersuchten Phänotyps. Es werden nur ausgewählte Fallstudien besprochen und anhand einzelner Punkte dargestellt, wie der genetische Ansatz zu einer Vertiefung des Verständnisses beigetragen hat.

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