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Das Schicksal ist ein mieser Verräter

The Fault in our Stars

John Green, dtv (2014), 336 Seiten, ISBN: 978-3423625838

Das Schicksal ist ein mieser Verräter - Cover
Die Ich-Erzählerin Hazel, 16, lebt in Indianapolis (USA) und leidet seit drei Jahren an einem Lungen-Tumor, der allerdings - dank eines neuen Medikamentes - nicht zu wachsen scheint. Sie benötigt Tag und Nacht ein Sauerstoffgerät, das ihren schwachen Lungen über zwei Nasensonden Sauerstoff zuführt. Dieses muss sie immer mit sich führen, aus diesem Grund hat sie auch seit drei Jahren keine Schule besucht, aber dennoch einen Schulabschluss erworben und besucht nun Literatur-Vorlesungen an einem College. Sie ist also sehr intelligent, Einzelkind, die Mutter arbeitet nicht und widmet sich ganz ihrer pflegebedürftigen Tochter.
Darum schickt sie diese auch bei den ersten Anzeichen von Depression in eine kirchliche Selbsthilfegruppe, in der sich Krebs-geschädigte oder Krebs-rekonvalente Jugendliche zwischen 12 und 18 regelmäßig treffen und unter Anleitung gegenseitig Mut zusprechen. Hazel mag diese Treffen nicht, lernt dort aber den Unterschenkel-amputierten, 17-jährigen Augustus kennen…

Augustus (Gus) umwirbt Hazel von Anfang an und es entwickelt sich eine zarte Liebesgeschichte. Dabei spielt das Buch eines holländischen Autors, Peter Van Houten, eine wichtige Rolle: Darin geht es auch um das Sterben, die Handlung bricht mitten in einem Satz ab und lässt alles Wichtige offen. Hazel hatte bisher vergeblich versucht, Kontakt mit dem Autor aufzunehmen und ihm ihre Fragen zu dem Buch zu stellen, Augustus schafft es dann tatsächlich, Van Houten ausfindig zu machen. Es kommt zu einem Mail-Wechsel, bei dem der Autor sich zwar weigert, per Internet oder Telefon Auskunft zu geben, zugleich aber Hazel anbietet, sie doch einmal in Amsterdam zu besuchen.

Hazel ist begeistert, erkennt aber schnell die Schwierigkeiten dieses Projektes: Das Geld, das Sauerstoffgerät, das Alter, das Risiko … Aber auch hier weiß Augustus Rat: Es gibt da eine Organisation, die Krebs-kranken Kindern eine Art letzten Wunsch erfüllt, und da Augustus seinen noch frei hat, erwirkt er die Erlaubnis, eine gemeinsame Reise nach Amsterdam finanziert zu bekommen, das Datum steht auch schon fest.

In Amsterdam zeigt sich ihnen eine ganz andere Welt. Gus und Hazel verbringen einen romantischen Abend in einem gediegenen Restaurant am Kanal, mit etwas Champagner, vielen Radfahrern, Booten, Krachten und freundlichen Holländern.
Der Besuch bei Van Houten am nächsten Tag ist dann aber ein Desaster, der Alte ist hässlich, zynisch, trinkt zu viel und verweigert Hazel die Antwort auf ihre Fragen nach dem weiteren Schicksal der Figuren in dessen Roman. Im Anne-Frank-Haus steigen sie die engen Treppen hinauf in das Versteck der Franks, es strengt beide sehr an, insbesondere Hazels Lungen verweigern fast den Dienst, beide sind jedoch tief beeindruckt von den Schicksalen der verfolgten Juden; dort kommt es aber auch zum ersten Kuss und dann im Hotel zum ‚ersten Mal‘.
Am nächsten Tag ist Gus - anders als erwartet - in sich zurückgezogen: Er eröffnet Hazel schließlich, dass in der Woche vor der Abreise die Ärzte bei ihm einen Rückfall konstatiert haben, sein ganzer Körper ist vom Krebs befallen. Beide wissen, was das bedeutet. Die weitere Handlung wird von dieser Diagnose bestimmt.

Kommentar:
Der Jugendroman beschäftigt sich - wie man sieht - intensiv mit dem Leiden und Sterben von krebskranken Teenagern, geschildert aus der Perspektive der an eine Lungenmaschine gebundenen Hazel. Deren Perspektive und Erzähl-Weise bewegt sich zwischen Realismus, Hoffnung, Galgenhumor und Verzweiflung, darin ist der Roman sehr eindrücklich und die Protagonistin sehr sympathisch. Ihr Kampf um Selbstständigkeit ist ein doppelt schwerer, sie muss die Schranken ihrer Krankheit und die erdrückende Fürsorge ihrer Mutter überwinden, das ist mehr als ein ‚normaler‘ Teenager an Entwicklungsaufgaben zu leisten hat. Dies trifft auch auf Gus zu, ebenso wie auf dessen erblindeten Freund Isaac. Sie teilen ein Schicksal und bilden eine enge Empathie-Gemeinschaft. Sie bewegt die Frage, ob die Krankheit ihr Schicksal ist, sie hadern mit ihrem Schicksal, das sie auch im Stich lässt … und daraus erklärt sich auch der deutsche Titel: das Schicksal, der miese Verräter. Der Titel der amerikanischen Originalausgabe lautet dagegen: The Fault in our Stars! Wie ist das zu übersetzen? Der Makel in unseren Gestirnen? Der Systemfehler in der Schöpfung? Der Fehler in der Vorsehung? Jedenfalls scheint mir der amerikanische Titel tiefgründiger und vielsagender als der deutsche. So viel zu den Figuren und der Handlung. Ihretwegen ist das Buch lesenswert, ein Adoleszenz-Roman mit umgekehrten Vorzeichen: Wie viel Leben bleibt mir noch zum Erwachsenwerden?

Literarisch ist dies „American Shmaltz“ oder zumindest ziemlich dicht dran. Die Handlung wird durch Dialoge zerdehnt, es gibt kaum normale Gespräche, die Dialoge sind entweder total trivial oder semi-philosophisch überwölbt oder sentimental versoßt; man fragt sich, woher diese Jugendlichen eigentlich zu diesen ‚sophisticated‘ Weisheiten und Sentenzen befähigt sind? Verbringen doch die männlichen Protagonisten einen gehörigen Teil ihrer Jugend mit Computer-Spiel-Massakern, Hazel lässt keine Sendung von America’s Next Top Model (ANTM) aus, und das sind anscheinend sehr viele … In der Art und Weise, wie die Protagonisten miteinander sprechen, schimmert ein überdeutlicher Autor-Wille zu Stil und Qualität durch, der Effekt: man ist entweder gerührt und beeindruckt oder spürt die Absicht und ist befremdet.

Zuweilen klingen gesellschaftskritische Töne an, z.B. wenn das freizügige Amsterdam als Gegenentwurf zur verklemmten amerikanischen Provinz wird (Krachten, Bäume, Fahrräder, Liebe und Alkohol), wenn der Vater die Kandidatinnen für ANTM nicht zu unterscheiden vermag, wenn tausendmal „I love you“, „we miss you“, „you’re beautiful“ hin und her wechselt (Penguin Book), wenn zurückgekehrt aus Amsterdam wieder Pizza von der Hand in den Mund gegessen wird … das ist aber sehr dezent, vielleicht auch gar nicht kritisch gemeint, sondern nur in ein mildes ironisches Licht getaucht. Im Großen und Ganzen ist diese kleine Welt voller Liebe und Fürsorge, Autofahren, Fernsehen, Kirche und Konsum, und eben doch auch voller Leiden und Tod.

Und da letzteres den Kern des Romans ausmacht und mit diesem Thema sehr nachdenklich und einfühlsam umgegangen wird, ist der Roman die Lektüre wert.

P.S.: Für die unterrichtliche Behandlung gibt es bei dtv eine kostenlose Unterrichtseinheit zum Download. Ein Versuch in Klasse 9 oder 10 ist es wert, aber nicht früher.

verfasst von Klaus Dautel am 10.06.2014 | 15220-mal gelesen

Fachrichtungen: evangelische Religion katholische Religion Ethik Englisch Deutsch


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