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Verblöden unsere Kinder?

Neue Medien als Herausforderung für Eltern

Butzon & Bercker (2009), 240 Seiten, ISBN: 3766612867

Verblöden unsere Kinder? - Cover
Mit dieser ziemlich kantigen Frage betitelt der Medienpädagoge Jürgen Holtkamp sein Buch zum Thema „Neue Medien als Herausforderung für Eltern“ (Untertitel) aus dem Jahre 2009 (2. Auflage 2010 bei Butzon & Bercker). Das Buch, das sich als Elternratgeber versteht, umfasst 230 Seiten und ist umfangreich, wenn man bedenkt, dass diese Frage auch mit einem einzigen Wort beantwortet werden könnte: "Ja" oder "Nein". Wie zu erwarten antwortet Holtkamp stattdessen mit einem Ja-Nein-aber.

Das Positive zuerst:
Holtkamp fasst den ganzen Medien-Mix ins Auge, mit dem Kinder und Jugendliche heute tagtäglich und ganztägig umgehen, sowohl freiwillig als auch aufgezwungenermaßen. Das sind das Fernsehen, das Handy und das Internet, das sind Filme (analog/digital), Computerspiele und das Radio. So auch die Kapitelabfolge: Fernsehen, Handy, Computerspiele, das neue Internet. Letzteres bildet inhaltlich und auch seitenmäßig den Schwerpunkt.
Dabei informiert der Autor auch unter Aufbietung von Zahlen und Studienergebnissen über die ganze Breite der aktuellen Medienlandschaft und des Medienkonsums. Deren Vielfalt und Verzweigtheit führt zwangsläufig zu eher oberflächlichen Darstellungen, dies wird insbesondere im Hinblick auf das Web 2.0 erkennbar, doch dazu später Genaueres.
Abgerundet wird der Marsch durch die heutige Medienlandschaft mit Ausführungen zum Begriff Medienkompetenz (S. 181), sowohl bei Kindern als auch bei Eltern, und zu den Anforderungen an eine zeitgemäße Medienerziehung. Hierzu formuliert der Autor eine ganze Reihe von Thesen, die den aktuellen Stand der pädagogischen Ratgeberschaft widerspiegeln, wie z.B. dass der Blick für die Realität nicht verloren gehen darf, dass Eltern ihre Kinder beim Fernsehen begleiten sollen, dass Medien keine Zeitdiebe werden dürfen, dass es ohne verbindliche Absprachen nicht geht, dass Bewegungsbedürfnis und Kreativität nicht auf der Strecke bleiben sollen usw. (S. 191 ff).
Ließe sich ein Fazit ziehen oder eine Kurzanwort auf die oben gestellte Frage herausfiltern, so läge diese in dem folgenden Satz: „Eines steht wohl fest: Die Kombination von Computereinsatz und dem Bildungseinsatz der Eltern führt sicher zu „klügeren“ Kindern.“ (S. 197)
Alles, fast alles, läuft also auf den Elterneinsatz hinaus, darauf dass sich Eltern medial kompetent machen, dass sie ihre Kinder mit dem Medien nicht alleine lassen und dass sie glaubhafte Vorbilder im Medienverhalten sind. Für die Schule und die Lehrerschaft gilt im Großen und Ganzen das gleiche, auf Ziele und Methoden des Internet-basierten Lernens wird nur beiläufig eingegangen (S. 180: Online-Projekte, Diskussionsforen, Wikis und Blogs).
Alles, was in diesem Buch gesagt und empfohlen wird, ist sachlich angemessen, informativ und kann hilfreich sein. Dennoch bleiben einige kritische Anmerkungen übrig:
1. Die Ratschläge sind allesamt rein pädagogischer Natur und bleiben darum oft genug appellativ und moralisierend. Dabei wären hin und wieder ein paar technisch-praktische Hilfen nützlicher, z.B. wie man in den Communities seine Privatheit sichern kann, wie man Cookies kontrolliert, um von Werbemedien nicht ständig identifiziert zu werden, wie man E-Mail-Programme so einstellt, dass die Mails keine Scripte enthalten und die Downloads begrenzt werden …
2. Die Verhältnisse ändern sich schnell in der Medienwelt. Die zitierten Studien stammen bestenfalls aus dem Jahre 2007 (JIM-Studie). Das ist teilweise schon sehr lange her. In der Zwischenzeit gibt es z.B. Twitter und die Reichweite von Facebook hat enorm zugenommen. Der Stellenwert des Fernsehens nimmt bei Jugendlichen kontinuierlich ab, das - noch sehr ausführlich dargestellte „Second Life“ hat seine besten Tage gesehen. Für die Jugendlichen ist das Schreiben und Lesen von E-Mails nicht mehr ,in‘, stattdessen haben sie ihre kommunikativen Aktivitäten in die Communities hinein verlagert. Zwar haben alle Schüler heute E-Mail-Adressen, aber Lehrer können nicht mehr davon ausgehen, dass diese intensiv genutzt werden. Sie dienen eher zur Identifikation und zur Registrierung bei Online-Diensten aller Art.
3. Der Autor erwähnt zwar den Begriff „digital native“ an einer Stelle, lässt aber nicht erkennen, dass er das Buch „Generation Internet“ von Palfrey und Gasser (veröffentlicht 2008 in Englisch und in Deutsch) rezipiert hat. Vielleicht war er schon vorher fertig, das wäre dann eine unglückliche Fügung, denn dieses Buch behandelt das Thema „Internet und Jugend“ sehr umfänglich und weiß mit wesentlich konkreteren Ratschlägen an Eltern, Lehrer und Internet-Anbieter aufzuwarten. Darin ließe sich einiges an Ergänzungen und Vertiefungen finden.
4. Und zuletzt: Die Perspektive ist tendenziell unausgewogen. Die Gefahren und Risiken überwiegen, die Potenziale und Chancen haben lediglich Erwähn-Status. Das ist schade.

Trotz 1 bis 4: Ein gutes Buch für diejenigen unter uns, die ihrer Verantwortung als (Medien-)Erzieher gerecht werden und sich breit über die schöne neue Medienwelt unserer Kinder informieren wollen. Ein Buch, auf das in Elternabenden oder auch Lehrerkonferenzen hingewiesen werden kann. Kein so gutes Buch für diejenigen, die „Generation Internet“ gelesen haben. Aber das ist auch doppelt so dick und beschränkt sich auf das Internet.

verfasst von Klaus Dautel am 22.08.2010 | 2229-mal gelesen

Fachrichtungen: fächerübergreifend Deutsch Pädagogik Informatik


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