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Paradiesische Aussichten

Aus dem Französischen von Anja Nattefort

Carlsen Verlag (2006), 140 Seiten, ISBN: 3548263496

Paradiesische Aussichten - Cover
Heldin und Ich-Erzählerin dieser Geschichte von etwas über 120 Seiten ist Doria, ein 15-jähriges Mädchen marokkanischer Abstammung, die mit ihrer Mutter zusammen in einem Sozialbau der Pariser Banlieue lebt, jener Vorstädte, die von nordafrikanischen Migranten bewohnt werden und in denen es in Abständen zu gewaltsamen Unruhen kommt. Davon ist aber weniger die Rede, vielmehr vom Alltag, von der Nachbarschaft, von der Schule und von der Armut im diesem Zwei-Personen-Haushalt. Der Vater ist nach Marokko zurückgekehrt, um noch einmal zu heiraten, da ihm eine Tochter nicht genügt, und zu diesem Vater und zu dessen patriarchachlich-religiös-altertümlichen Weltbild hat Doria eine klar Meinung: Sie verachtet ihn dafür. Umso mehr bewundert sie ihre Mutter, die Analphabetin, die sich als Zimmermädchen durchschlägt und sich ausbeuten und schließlich auch noch kündigen lässt, obwohl sie an dem Streik ihrer Kolleginnen nicht teilgenommen hat.
Damit aber ist ein Wendepunkt in der Geschichte erreicht: Die Mutter besucht von nun ein eine Schule, um Lesen und Schreiben zu lernen und entdeckt dabei sich und ihren Wert neu. Ähnlich geht es auch Doria. Sie muss ihre Schule wegen schlechter Leistungen verlassen, geht dafür aber in eine beruflich orientierte Schule für Friseurinnen über, wo sie beginnt, sich besser zurechtzufinden. Insofern ist der Titel der Geschichte stimmig: Es eröffnen sich paradiesische Aussichten, allerdings auf bescheidenster Ebene, aber es geht voran. Die Aussichten aus dem Fenster der Sozialwohnung sind dagegen weiterhin trist, aber es kommt ja bekanntlich auf die innere Haltung an. Selbst eine zarte Liebesgeschichte deutet sich an und auch in der engeren Nachbarschaft entwickelt sich einiges zum Positiven.
Doria schildert ihre Welt in einem ziemlich schnoddrigen und (t)rotzigen Ton,so dass der Leser leicht in Gefahr geraten kann, die positiven Dinge zu übersehen. Diese sind z.B. auch die sozialen Leistungen, die in diesem Viertel staatlicherseits aufgebracht werden. Doria hält sie zwar alle für hässlich und blöde, ahnungslos und arrogant, dennoch wird sie wöchentlich von einer Therapeutin besucht, eine Sozialarbeiterin kommt regelmäßig vorbei, die alleinerziehende Mutter bezieht Sozialleistungen und bekommt nach ihrer Entlassung als Zimmermädchen die Schule und den Lebensunterhalt bezahlt.
Der Leser und die Leserin sollten also auch hinter diese Ich-Perspektive und deren jugendlich-schnoddrig-abwertenden Ton schauen können, um zu erkennen, dass der Titel "Paradiesischen Aussichten" keine reine Ironie oder gar Zynismus ist.

Die Erzählung vermittelt also auf unterhaltsame Weise gute Einsichten in die islamisch-nordafrikanisch geprägte Migrantenwelt.
Ein zweiter Grund für die Wahl dieser Lektüre könnte sein, dass hier von Frankreich erzählt wird und es dadurch leichter ist, auch für deutsche Schüler mit Migrationshintergrund eine relativ unbetroffene Außenperspektive beizubehalten und dennoch genug Anlass zur kritischen Reflexion deutscher Verhältnisse zu finden.
Ein dritter Grund für die Wahl könnte die Biografie der jungen, aus Algerien stammenden Autorin sein, dafür bietet die Ausgabe des Schroedel-Verlages mit ihrem umfangreichen Anhang gutes Material.

Aber: Die Geschichte ist nicht wirklich spannend, ein dramatischer Spannungsbogen, der den Leser in die Handlung hineinzieht, ist nicht vorhanden. Es handelt sich eher um einen Bilderbogen, der in kleinen Beobachtungen und Episoden die Entwicklung der Ich-Erzählerin und die Veränderungen in ihrer Welt aufzeigt.

verfasst von Klaus Dautel am 02.05.2010 | 2976-mal gelesen

Fachrichtungen: Ethik Gemeinschaftskunde Französisch Deutsch


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