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Clint Eastwood zwischen persönlicher Rache und
Gesetz: "Hang 'em High "
Jed Cooper kauft sich ein paar Rinder, wird wegen
vermeintlichen Viehdiebstahls gelyncht, vom Sheriff noch lebend
vom Baum geschnitten, vom Richter als Unschuldiger freigelassen
und zum Marshall befördert. Von nun an kann er einerseits
ganz legal diejenigen verfolgen und töten, die ihn hängen
wollten, andererseits wird er vom Richter verpflichtet, sich für
Recht und Gesetz einzusetzen. In diesem Feldzug gegen die
Barbarei und für eine zivilisierte Gesellschaft im
Oklahoma des 19. Jahrhunderts lernt Marshall Cooper (Clint
Eastwood), dass es einen Unterschied gibt zwischen
Lynchjustiz und staatlicher Justiz, obwohl in beiden
Fällen der Gehängte genau gleich tot ist."
(avguide.ch)
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"Um Haaresbreite dem Tod entronnen: Der frühere
Sheriff Jed Cooper (Clint Eastwood) wird von «Captain»
Wilson (Ed Begley) und seiner Bande beschuldigt, Rinder gestohlen
und deren Besitzer ermordet zu haben. Wie durch ein Wunder
überlebt Jed die folgende Lynchaktion. Darauhhin läßt
er sich von Richter Fenton (Pat Hingle) als Hilfssheriff
vereidigen. Fenton betreibt die Justiz mit rigoroser Härte.
Wer von Jed Cooper gefangen wird, landet fast unweigerlich am
Galgen. Schon bald findet Jed die Gelegenheit, Jagd auf seine
Henker zu machen. Und auch die schöne Rachel (Inger Stevens)
hat noch eine Rechnung offen… Einen so erbarmungslosen Richter
wie Fenton hat es tatsächlich gegeben: In Arkanas ließ
Richter Isaac Charles Parker insgesamt 88 Todesurteile
vollstrecken. 1875 ließ er sechs Verbrecher gleichzeitig
hängen wie im Film ein Schauspiel für die
Bevölkerung. Mit Sergio-Leone-Western wie «Eine
Handvoll Dollar» wurde Clint Eastwood zum Superstar. Sein
US-Comeback «Hängt ihn höher!» knupft
an das Eastwood-Image der Leone-Western an: wortkarg,
leidensfähig, nur sich selbst verpflichtet. "
(tv-Spielfilm Online)
Wenn man die beiden Kurzbeschreibungen liest, merkt man, dass
dieser Film unter mehreren Aspekten betrachtet werden kann.
Rache des Lynchopfers und erbarmungslose "Befriedung"
eines Territoriums mit Hilfe der Todesstrafe durch Richter Fenton
ist der eine Aspekt - die rigorose Bindung an das Gesetz, zu der
Richter Fenton seinen neuen Marshall verpflichtet ist die andere
Seite. Gerade in dem Gegenüber von (verstehbarem)
Rachebedurfnis und Verpflichtung auf das Gesetz ergibt sich
das Dilemma für den ehemaligen Sheriff Jed Cooper, das dem
Film auch ethischen Tiefgang verleiht.
Ich habe den Film schon mehrere Male im Ethikkurs (12/1 des
Gymnasiums im Saarland), mit wechselndem Erfolg, eingesetzt. Ende
September 2001 hatte der Film eine beklemmende Aktualität:
Jeder war erschrocken über die Brutalität des Attentats
von New York am 11. September. Jeder hatte Verständnis für
das Bedurfnis der Amerikaner, dieses Verbrechen nicht
ungestraft zu lassen. - Und jetzt ließen sich Parallelen
ziehen:
Wie reagieren Menschen auf ein
Verbrechen?
Worin liegt der Unterschied
zwischen Rache und Bestrafung in einem rechtsstaatlichen
Verfahren?
Welche Folgen stellen sich ein,
wenn Menschen das Gefuhl haben, dass kein Gesetz/kein
Richter ihnen zu ihrem Recht verhilft?
Was passiert, wenn das (legitime) Bedurfnis nach
Vergeltung den Falschen trifft?
Die Funktion von Regeln und Normen hatte ich zuvor an einem
Text mit den Schülern an einem einfacheren Beispiel (gut
geeignet: Heinz Liepmann: Das höhere Gesetz, in: Zielfelder
ru 7/8 Nr. 126) und mit Hilfe des Textes "Notwendigkeit
und Funktion von Normen und Regeln" erörtert. Die
Anwendung auf den Marshall Jed Cooper gelingt den Schülern
nicht mehr so leicht, zumal das Medium Film eben nicht
aufgeschlagen auf der Bank liegen kann. Trotzdem halte ich den
Versuch für lohnend.
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