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David gegen Goliat

Erarbeitet und © von Annette Theis,
Von-der-Leyen-Gymnasium Blieskastel

Lernziele / Hausaufgaben / Unterrichtsverlauf

Textblatt

Tafelanschrift

Literatur und Bildvorschlag

1. Sachinformationen:

Die Richterzeit bedeutete für die Israeliten eine Zeit der ständigen Bedrängung durch Nachbarvölker. Insbesondere mit den im Westen siedelnden Philistern gerieten sie immer wieder in blutige Auseinandersetzungen. Israel drohte im eigenen Land in hoffnungslose Knechtschaft zu geraten, und die Philister versäumten keine Anstrengung, um ihre Herrschaft zu sichern. Sie kontrollierten die Herstellung von eisernen Waffen und Geräten (1 Sam 13,19-22). Das Eisenmonopol bedeutete sowohl die praktische Entwaffnung Israels und die militärische Überlegenheit der Philister als auch einen Vorsprung in Wirtschaft und Handel, der Israel lahm legen musste.1
Saul (ca. 1030-1010 v. Chr.) gelang es während seiner Regierungszeit als erster König Israels, den Philistern lange Zeit zu widerstehen - war ihnen letztlich aber doch erlegen. Erst mit der Regierungszeit Davids wandelte sich das Bild. Das einmal eingeführte Königtum erwies sich als starke Kraft, die Israel zum Großreich führte.

David hat in kurzer Zeit einen steilen Aufstieg erlebt. Entsprechend seiner Bedeutung liegt eine ungewöhnlich reiche Überlieferung über ihn vor. Die Darstellung des Aufstiegs Davids ist allerdings keine geschlossene Erzählung. Das Traditionsgut ist in drei biografischen Abschnitten zusammengestellt, so dass Widerspruche und Doppelungen auftreten:
1 Sam 16,19 - 21,1 (David am Hofe Sauls)
1 Sam 21,2 - 30 (David als Fluchtling)
2 Sam 1 - 5,12 (David wird König)
Liest man die Kapitel 16 und 17 des 1. Samuelbuches nacheinander, so fällt gleich ein solcher Widerspruch auf. Nach Kapitel 16 war David bereits ein kriegstuchtiger Mann. In Kapitel 17 wird er dagegen als Hirtenjunge vorgestellt, der keine Rustung anlegen und kein Schwert handhaben kann. Nach der ersten Geschichte ist David bereits am Hofe Sauls als Saitenspieler und Waffenträger des Königs etabliert. In der Goliatgeschichte dagegen ist David weder Saul noch seinem Gefolge bekannt.

In 2 Sam 21,19 wird sogar Elchanan, der Sohn Jairs aus Bethlehem, als Bezwinger Goliats genannt. In der exegetischen Fachliteratur hält man diese Geschichte für die realistischere.2 Die Übertragung auf David wäre dann später erfolgt.

Diese Unstimmigkeiten lassen sich nicht miteinander in Einklang bringen. Sie dürfen aber auch nicht von der Kernaussage der Geschichte um "David und Goliat" ablenken. Es handelt sich nicht um einen historischen Tatsachenbericht, sondern um die Weitergabe von Erfahrungen der Israeliten mit Jahwe. Darüber hinaus will der Erzähler dieser Geschichten aufzeigen, dass David mit Recht Nachfolger Sauls wird und auch beanspruchen kann, König über ganz Israel zu werden.3

Der vorliegende Text 1 Sam 17 ist wie viele Texte der Samuelbucher kunstvoll gestaltet. Folgende Situation wird geschildert:
Die Geschichte, eine Episode aus den Kämpfen Israels mit den Philistern, führt uns in das westjudäische Hugelland (bei Socho). Erneut sammeln sich die Philister zum Kampfe gegen die Israeliten. Auch Saul und sein Heer schlagen in der Nähe des Philisterheeres ihr Lager auf. Beide Heere sind durch ein Tal voneinander getrennt, in dem sich ein ausgetrocknetes Flussbett befindet. Saul zieht sein Heer zunächst zurück, weil er sich vor dem Anfuhrer der Philister, Goliat, fürchtet.
An dieser Stelle setzt nun die Davidgeschichte ein. Er soll seinen im Kampf befindlichen Brudern und dem vorstehenden Hauptmann im Auftrag des Vaters Lebensmittel überbringen. So erscheint das Zusammentreffen Davids und Goliats zunächst rein zufällig. Als Goliat das Heer des lebendigen Gottes verhöhnt und verspottet, lästert er den Namen Jahwes und motiviert David gegen die Bedenken Sauls, den Kampf mit Goliat aufzunehmen. Der Erzähler lässt David sagen, er komme "im Namen des Herrn" (1 Sam 17,45) / "mit der Kraft des Herrn" (Neue Schulbibel).
Kunstvoll beschreibt der biblische Autor die äußere Erscheinung der beiden Kontrahenten: Der drei Meter große Riese wird dem jungsten Sohn Isais gegenübergestellt. Während der eine einen ehernen Helm, einen bronzenen Panzer und ein riesiges Schwert trägt, steht David mit seinem Hirtenstock und seiner Steinschleuder da. Der im Kampf unerfahrene David (vgl. Anlegen der Rustung Sauls) trifft auf den Vorkämpfer der Philister4 !
Angesichts dieser Überlegenheit Goliats liegt freilich die Vermutung nahe, dass David unter normalen Umständen niemals als Sieger aus diesem Kampf hätte hervorgehen können. Die Niederlage Davids hätte aber nicht nur persönliche Konsequenzen. Die Folgen wären viel weitreichender, sogar vernichtend gewesen: Jahwe wäre den heidnischen Göttern der Philister zum Opfer gefallen und Israel in Gefangenschaft geraten. Dass David dennoch den Mut fasst, das scheinbar Unmögliche zu wagen, muss aus seinem grenzenlosen Vertrauen zu Jahwe erklärt werden.
Die Geschichte von David und Goliat muss also als Auseinandersetzung Jahwes mit dem heidnischen Götterkult der Philister gedeutet werden.5 Daher erschließt sich die Erzählung als typische Rettungsgeschichte, in der Jahwe sein Volk aus einer scheinbar ausweglosen Situation errettet. Als ein "deus ex machina" greift er in die Geschichte seines Volkes ein, um dessen Untergang zu verhindern. Erneut wird Jahwes Handeln in der Geschichte sichtbar, wie es in etlichen alttestamentlichen Zeugnissen dargestellt wird. Der Gläubige macht so die Erfahrung, in Notsituationen nicht allein und ohne Hoffnung sein zu mussen.
Insofern sind auch die Figuren, die sich im Zweikampf gegenüberstehen, symbolisch zu verstehen: Goliat, der die Bedrohung Israels durch die Philister und deren Götter verkörpert und David, der Paradigma wahren Glaubens ist und die Möglichkeiten eines solchen Glaubens aufzeigt.

Die David-Geschichte ist Teil einer theologisch motivierten Geschichtsschreibung. Sie soll dem Gläubigen immer wieder vor Augen führen, dass Jahwe Herr der Geschichte und seines Volkes ist. Nur im Vertrauen auf Jahwe können das Volk Israel und sein König bestehen. Im Kampf gegen die Philister streitet er - so die biblische Tradition - zunächst für die Sache Gottes.
Seine Autorität und Legitimität ist nicht auf seine Tuchtigkeit, sondern auf seine Erwählung durch Jahwe (Salbung Davids durch den Propheten) zurückzuführen.

1 G. Fohrer, Geschichte Israels: von den Anfängen bis zur Gegenwart, 6. überarb. Aufl., Heidelberg u.a., 1995, 82f.
2 H.W. Herzberg, Die Samuelbucher, 7. Aufl., in der Reihe: Das Alte Testament Deutsch, Neues Göttinger Bibelwerk, Göttingen 1986, 116f.
3 H.W. Herzberg, a.a.O., 117.
4 Die Sitte, mit einem Einzelkampf zu beginnen, ist auch von anderen Erzählungen des AT bekannt (vgl.
2 Sam 2,14ff.)
5 F. Stolz, Das erste und zweite Buch Samuel, Zurich 1981, 111.

5. Literatur:

  • G. Fohrer, Geschichte Israels: von den Anfängen bis zur Gegenwart, 6. überarb. Aufl., Heidelberg u.a., 1995.

  • H.-G. Herzberg, Die Samuelbucher, 7. Aufl., in der Reihe: Das Alte Testament deutsch, Neues Göttinger Bibelwerk, Teilband 10, Göttingen 1986.

  • E. Kolb, David: Geschichte und Deutung, Olten 1986.

  • A. Ohler, Grundwissen Altes Testament, Stuttgart, 1987 (Bd. 2, Das Königtum, 69-104).

  • F. Stolz, Das erste und zweite Buch Samuel, Zurich 1981.

Neuere Literatur, die in der Darstellung stark von der traditionellen Vorstellung abweicht: (Einfugung von J. Betz)
I. Finkelstein, N. A. Silberman: Keine Posaunen vor Jericho. Die archäologische Wahrheit über die Bibel, C. H. Beck, München 2003 (bisher 5. Auflage)
 

6. Bildquelle:

Ausstellungskatalog: Albert Weisgerber (1878-1915) - Gemälde und Grafik, mittelrheinisches Landesmuseum Mainz, 20.Januar bis 25. Februar 1979, 75.



(stark vereinfachte Nachzeichnung von J. Betz)

 

Geplante Tafelanschrift

Textblatt


( erstellt am:15. Februar 2010)
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