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Eine kurze Geschichte des Mythos

Karen Armstrong: Eine kurze Geschichte des Mythos. dtv 13610, München 2007

Das Buch stellt die Einleitung dar zu einer großen Mythenreihe, die bei dtv erscheint. Die Autorin,  1944 geborene englische Religionswissenschaftlerin , ehemalige katholische Nonne, schreibt zu unterschiedlichen religionswissenschaftlichen Themen.

Armstrong nennt fünf Merkmale des Mythos: (S. 9f)

  1. Sie erwachsen fast immer aus der Erfahrung des Todes und der Angst vor Auslöschung

  2. Mythologie ist in der Regel untrennbar mit Ritualen verbunden. Viele Mythen ergeben keinen Sinn außerhalb eines liturgischen Dramas

  3. Mythen handeln von Unbekanntem, von Dingen, für die wir anfangs keine Worte haben. Der Mythos eröffnet also einen Zugang in ein großes Schweigen.

  4. Mythologie (versetzt uns) in die geeignete spirituelle oder psychische Haltung, um in dieser oder der nächsten Welt korrekt zu handeln.

  5. Jede Mythologie spricht von einer anderen Ebene, die neben unserer Welt existiert und sie in gewisser Weise trägt.

Als Funktion nennt sie:

  • Die Mythologie diente also dazu, mit der misslichen menschlichen Lage fertig zu werden. Sie half Menschen, ihren Platz in der Welt und die richtige Orientierung zu finden. (S. 11)

  • Ein Mythos soll uns "das Erlebnis der Transzendenz erklären. (...) Leistet ein Mythos das nicht mehr, so hat er sich überlebt und stirbt." (S. 12f)

In ihrer "kurzen Geschichte des Mythos" macht Armstrong eine tour d'horizon durch die Mythologie von den Neandertalern bis zur Moderne. Sie zeigt wie Mythologien ihre Plausibilität verlieren können und durch neue ersetzt werden. In der westlichen Welt sieht sie seit dem Beginn der Neuzeit den "Tod der Mythologie" (S. 108) als Folge des "pragmatisch wissenschaftlichen Geistes" (S. 109).
In ihrer Schlussreflexion erörtert sie die Frage, wodurch Mythen abgelöst werden können.

Ihre Erklärung dafür, warum viele Menschen des westlichen Kulturkreis ein distanziertes Verhältnis zu den Mythen der religiösen Tradition haben, scheint mir plausibel. Auf eine eindeutige Antwort zur Frage nach der Zukunft des Mythos verzichtet Armstrong, ihr Buch endet eher mit Fragen als fertigen Antworten, was es mir sehr sympathisch macht.

Johann Betz

letzte Aktualisierung:15.06.2008

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