Konzept:
Kant nimmt den Menschen als autonomes Subjekt in die Pflicht.
Lernziel:
„wahrnehmen, dass seit der Aufklärung der Mensch durch die
Philosophie als autonomes Subjekt in die Pflicht genommen wird“
Im alten Lehrplan war die „autonome
Ethik“ ein wohl selbstverständlicher Bestandteil. Auch der
aktuelle Plan sieht das Element vor, wenn es auch nicht expressis
verbis so benannt ist. Und was ist mit den anderen Bestandteilen
des alten Ethik-Halbjahres? Die werden selbstverständlich
ebenfalls gebraucht. Man kann das Revolutionäre im Kantschen
Denken erst erkennen, wenn man den kategorischen Imperativ
vergleicht mit allen anderen Quellen der sittlichen Erkenntnis.
Man nehme als Beispiel folgendes
Inhaltsverzeichnis eines Lehrbuches aus den 60er Jahren des 20.
Jahrhunderts.
Die
Quellen der mora1thelogischen Erkenntnis
§
6 Die theologischen Erkenntnisquellen
I.
Das gläubig-sittliche Gesamtbewußtsein der Kirche
II.
Die Heilige Schrift
1.
Die vorbereitende Offenbarungsstufe des Alten Testaments
2.
Die volle Entfaltung der Offenbarung im Neuen Testament
3.
Das neutestamentliche Bild der Person Jesu
4.
Die erste Gestaltwerdung christlicher Sittlichkeit im
Urchristentum
III.
Die kirchliche Lehrverkündigung
IV.
Die theologische Wissenschaft
V.
Das christliche Ethos im Wandel der Zeiten
VI.
Die großen Gestalten christlicher Sittlichkeit
§
7 Die natürlichen Erkenntnisquellen
1.
Vernunfterkenntnis in der Theologie
2.
Natürliche sittliche Erkenntnis
3.
Sach- und Wirklichkeitserkenntnis
§
8 Profanwissenschaftliche Grundlegung der Moraltheologie
I.
Philosophisch-ethische Grundlegung
II.
Moralpsychologische Grundlegung
III.
Gesellschaftswissenschaftliche Grundlegung
(Hofmann,
R.: Moraltheologische Erkenntnis- und Methodenlehre,
München 1963, VI)
Kant unterscheidet und verwirft in
seiner „Kritik der praktischen Vernunft“ noch weitere
„materiale Bestimmungsgründe im Prinzip der Sittlichkeit“
wie: Erziehung. Bürgerliche Verfassung, physisches Gefühl oder
moralisches Gefühl (§8 Lehrsatz IV, Anmerkung II).
Außer der „Vernunfterkenntnis“
hat die Moraltheologie also noch viele andere Erkenntnisquellen.
Das revolutionäre an Kants Ansatz
wird sofort deutlich: Er lässt nur noch die Vernunft gelten. Und
diesen Sachverhalt kann man den Schülern verdeutlichen.
Deontologische Ethik (Pflichtethik) vs. teleologische Ethik
(folgenorientierte Ethik)
Kant verwahrt sich ausdrücklich
dagegen, die Folgen des Handelns zum Kriterium für seine
Richtigkeit zu machen. Wie problematisch dieser Ansatz ist, wird
den Schülern sofort deutlich, wenn man das von Kant selbst
gewählte Beispiel „Darf man lügen?“ diskutiert.
Als erstes kann man an diesem
Beispiel die unterschiedlichsten Quellen für unsere sittliche
Erkenntnis demonstrieren (Zehn Gebote, Erziehung, Erwartung der
Mitmenschen, Strafrecht).
In einem zweiten Schritt kann man
versuchen, den kategorischen Imperativ auf diese Frage anzuwenden
und die Denkweise Kants zu verdeutlichen.
Und den Vergleich mit einer
folgenorientierten Ethik kann man gleich anschließen: Muss man
auch dann die Wahrheit sagen, wenn dadurch ein unschuldiger Mensch
in Lebensgefahr gerät? Das „Kategorische“ an Kants Ethik wird
für die Schüler sofort fragwürdig, wenn der Lehrer das von Kant
diskutierte Beispiel erzählt: Ein Verbrecher ist auf der Suche
nach seinem Opfer, das sich versteckt hält. Darf ein Mitwisser
den Verbrecher belügen, um das Opfer zu schützen?
An aktuellen und Beispielen aus der
Geschichte („Ist der Tyrannenmord moralisch legitimierbar?“)
kann man den Gegensatz von deontologischer und teleologischer
Ethik klarmachen.
Beispiel für eine Kursarbeit
|