Startseite GOS: 12.1: Die Entdeckung der menschlichen Freiheit: Wende zum Subjekt

Konzept: Kant nimmt den Menschen als autonomes Subjekt in die Pflicht.

Lernziel: „wahrnehmen, dass seit der Aufklärung der Mensch durch die Philosophie als autonomes Subjekt in die Pflicht genommen wird“


Im alten Lehrplan war die „autonome Ethik“ ein wohl selbstverständlicher Bestandteil. Auch der aktuelle Plan sieht das Element vor, wenn es auch nicht expressis verbis so benannt ist. Und was ist mit den anderen Bestandteilen des alten Ethik-Halbjahres? Die werden selbstverständlich ebenfalls gebraucht. Man kann das Revolutionäre im Kantschen Denken erst erkennen, wenn man den kategorischen Imperativ vergleicht mit allen anderen Quellen der sittlichen Erkenntnis.

Man nehme als Beispiel folgendes Inhaltsverzeichnis eines Lehrbuches aus den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts.


Die Quellen der mora1thelogischen Erkenntnis

§ 6 Die theologischen Erkenntnisquellen

I. Das gläubig-sittliche Gesamtbewußtsein der Kirche

II. Die Heilige Schrift

1. Die vorbereitende Offenbarungsstufe des Alten Testaments

2. Die volle Entfaltung der Offenbarung im Neuen Testament

3. Das neutestamentliche Bild der Person Jesu

4. Die erste Gestaltwerdung christlicher Sittlichkeit im Urchristentum

III. Die kirchliche Lehrverkündigung

IV. Die theologische Wissenschaft

V. Das christliche Ethos im Wandel der Zeiten

VI. Die großen Gestalten christlicher Sittlichkeit

§ 7 Die natürlichen Erkenntnisquellen

1. Vernunfterkenntnis in der Theologie

2. Natürliche sittliche Erkenntnis

3. Sach- und Wirklichkeitserkenntnis

§ 8 Profanwissenschaftliche Grundlegung der Moraltheologie

I. Philosophisch-ethische Grundlegung

II. Moralpsychologische Grundlegung

III. Gesellschaftswissenschaftliche Grundlegung


(Hofmann, R.: Moraltheologische Erkenntnis- und Methodenlehre, München 1963, VI)


Kant unterscheidet und verwirft in seiner „Kritik der praktischen Vernunft“ noch weitere „materiale Bestimmungsgründe im Prinzip der Sittlichkeit“ wie: Erziehung. Bürgerliche Verfassung, physisches Gefühl oder moralisches Gefühl (§8 Lehrsatz IV, Anmerkung II).

Außer der „Vernunfterkenntnis“ hat die Moraltheologie also noch viele andere Erkenntnisquellen.

Das revolutionäre an Kants Ansatz wird sofort deutlich: Er lässt nur noch die Vernunft gelten. Und diesen Sachverhalt kann man den Schülern verdeutlichen.

Deontologische Ethik (Pflichtethik) vs. teleologische Ethik (folgenorientierte Ethik)

Kant verwahrt sich ausdrücklich dagegen, die Folgen des Handelns zum Kriterium für seine Richtigkeit zu machen. Wie problematisch dieser Ansatz ist, wird den Schülern sofort deutlich, wenn man das von Kant selbst gewählte Beispiel „Darf man lügen?“ diskutiert.

Als erstes kann man an diesem Beispiel die unterschiedlichsten Quellen für unsere sittliche Erkenntnis demonstrieren (Zehn Gebote, Erziehung, Erwartung der Mitmenschen, Strafrecht).

In einem zweiten Schritt kann man versuchen, den kategorischen Imperativ auf diese Frage anzuwenden und die Denkweise Kants zu verdeutlichen.

Und den Vergleich mit einer folgenorientierten Ethik kann man gleich anschließen: Muss man auch dann die Wahrheit sagen, wenn dadurch ein unschuldiger Mensch in Lebensgefahr gerät? Das „Kategorische“ an Kants Ethik wird für die Schüler sofort fragwürdig, wenn der Lehrer das von Kant diskutierte Beispiel erzählt: Ein Verbrecher ist auf der Suche nach seinem Opfer, das sich versteckt hält. Darf ein Mitwisser den Verbrecher belügen, um das Opfer zu schützen?

An aktuellen und Beispielen aus der Geschichte („Ist der Tyrannenmord moralisch legitimierbar?“) kann man den Gegensatz von deontologischer und teleologischer Ethik klarmachen.


Beispiel für eine Kursarbeit


letzte Aktualisierung:20.03.11

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