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Gymnasiale Oberstufe Saar (G8)

11/1: Die Anfänge (II): Von der Bewegung um Jesus zu den Gemeinden des Christus:

Die Frage nach dem „historischen Jesus" und ihre Grenzen

Die Grenzen unseres Wissens über den historischen Jesus werden im Materialheft, das von der Lehrplankommission herausgegeben wird, kaum diskutiert. Im ersten Teil Unterrichtsblock "Der Jude Jesus und seine Bewegung" wird zwar viel über Jesus geredet, aber das Quellenproblem wird nicht eigens erörtert. Wenn P. Wilhelmy im Didaktischen Kommentar (S. 15) Martin Ebner mit den Worten zitiert „Historisch in den christlichen Quellen ist das, was im jüdischen Kontext plausibel erscheint und die urchristliche Entwicklung verständlich macht.“, dann erscheint mir diese Position doch allzu optimistisch.
Auf der Seite vorher (S. 14) schreibt Wilhelmy selber: „Die Schülerinnen und Schüler sollen grundlegend erfassen, dass die Evangelien keine Tatsachenberichte des Lebens Jesu aus der Sicht von vier verschiedenen „Reportern“ sind, sondern Glaubenszeugnisse, hinter deren programmatischen Aussagen die Konturen der historischen Gestalt des Jesus von Nazareth sehr stark verschwimmen, ja, dass es überhaupt nicht Ziel der Verfasser gewesen sein kann, etwas im heutigen Sinne „Historisches“ zu verfassen.“

Wie diese Feststellung mit der Vorgehensweise des sozialgeschichtlichen Ansatzes (Martin Ebner, siehe oben) zu vereinbaren ist, erschließt sich dem Leser m. E. nicht.
Vielleicht hat sich P. Wilhelmy zu sehr von der Vorgabe des Lehrplans festlegen lassen und versucht „in der sozialgeschichtlichen Annäherung an die Jesusbewegung einen vielversprechenden Zugang [zu] erkennen“.

Wie kann man nun den Charakter der Evangelien als Glaubenszeugnisse mit den Schülern im Kurs erarbeiten? Interessanterweise liefert das Materialheft dazu einen ganz hervorragenden Text, aber an einer Stelle, an der man ihn nicht vermuten würde:
Im Unterrichtsblock 4 („Leben über den Tod hinaus?“) befindet sich mit dem Text M 10 („Die Entstehung des Johannesevangeliums...“ von Klaus Wengst (Materialheft S. 101 ff) ein Beitrag, der sehr eindrücklich verdeutlicht, dass die Evangelien aus der nachösterlichen Perspektive entstanden sind und nur aus dieser Perspektive heraus verstanden werden können.

Hier findet man einen Versuch, die Frage nach der Historizität der Evangeliumstexte als ppt-Präsentation darzustellen. Und hier als pdf-Datei.

In einer kleinen Übersicht habe ich versucht, die verschiedenen Faktoren, die auf die Gestalt des kanonischen Evangeliumstextes eingewirkt haben, zusammenzufassen.

Johann Betz

letzte Aktualisierung:25.10.2010

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