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Das Dezimalsystem  - Hintergrundwissen für Mathe-Lehrer

5. Zahlenmystik - Numerologie



Menschen haben nicht von vornherein grosse Mengen gezählt. Sie begnügten sich mit kleinen Anzahlen. Oft war ihr Zählen schon bei 3 beendet. Was über „3“ hinausging wurde mit „Viele“ bezeichnet. Im Laufe der Entwicklung wurde dieses „Viele-Wort“ dann aber in die Zahlwort-Reihe eingegliedert oder zu einer „Knotenzahl“. Durch sprachgeschichtliche Untersuchungen kann man solche Viele-Wörter finden. Sieben ist ein solches Wort, das in vielen Wendungen auftaucht, in denen es eine (aus damaliger Sicht) eigentlich unzählbare Menge beschreibt. Oft erschliesst sich erst ein Sinn solcher Wendungen, wenn man „sieben“ durch „viele“ ersetzt:
Kirchentüren mit Leuchter
Türen der Christuskathedrale Karlsruhe (siebenarmige Leuchter)


Sieben - drei - vierzig
Sieben
Sieben ist wohl die Zahl mit dem umfangreichsten mythologischen Hintergrund: „Hinter den sieben Bergen“ ist natürlich weder ein bestimmter Ort am Rhein oder an der Leine (dort gibt es jeweils „Sieben Berge“ oder ein „Siebengebirge“). Es ist ein Ort, der hinter unzählbar vielen Bergen liegt. Selbst in Schlagern tauchte die 7 in diesem Sinne auf: „Über sieben Brücken musst Du geh’n, sieben dunkle Jahre übersteh’n, siebenmal musst Du die Asche sein ....“ ((welch tiefer Sinn!!!)). Weitere Verwendungen dieser Art: Siebenschläfer, sieben fette und sieben magere Jahre (Bibel), Drachen mit sieben Köpfen, Siebenmeilenstiefel, Spiegel zerbrechen bringt sieben Jahre Unglück, eine Katze hat sieben Leben. Ganz deutlich wird das in dem russischen Sprichwort „Sieben warten nicht auf einen“ mit der Bedeutung „Viele können nicht auf einen Rücksicht nehmen“.
Menora Der „Siebenarmige Leuchter“, die „Menora“ der Juden (rechts) hat eine über 3000 Jahre alte Geschichte: Nach dem Auszug der Israeliten aus Ägypten erhält Moses von Jahwe zwei steinerne Tafeln mit den "Zehn Geboten". Gleichzeitig ergeht der Auftrag an das jüdische Volk, einen Leuchter mit sieben Armen, Symbol des Lebensbaums, herzustellen. Die Menora muss - so will es Jahwe - aus mindestens dreißig Kilogramm Gold gehämmert werden. Detaillierte Vorschriften solcher Art sind inzwischen dem Christentum fremd. Der siebenarmige Leuchter ist aber ins Christentum übernommen worden und als Kultgegenstand in sehr vielen Kirchen anzutreffen. Auch in der Volkskunst taucht er z.B. als „Bevenser Siebenstern“ (Bild) auf.

Siebenstern
Sieben wurde auch als Zahl der göttlichen Vollendung angesehen. Das haben wir aus dem vorderen Orient übernommen (in sieben Tagen hat Gott die Welt geschaffen). Die Bedeutung der Zahl sieben ist aber wohl von noch weiter aus dem Osten gekommen.

Aus geozentrischer Sicht gab es sieben "Planeten" (Sonne, Mond, Merkur, Venus, Saturn, Mars, Jupiter). Mehr "Planeten" konnte es nicht geben, denn durch die Siebenzahl war "die Welt vollendet".



In einem umfangreichen Text aus dem 19. Jahrhundert (Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei) wird das besonders deutlich. Für Hindus haben jeweils sieben heilige Berge, heilige Flüsse und heilige Städte eine große Bedeutung.

In diesem Sinne wird immer noch gedacht: eine vollendete Fischsuppe muss von siebenerlei Fisch bereitet werden, im Lebkuchen sind sieben Gewürze. Der „siebente Himmel" ist der „letzte Himmel", in dem die Glückseligkeit vollendet ist. Astronomen hielten es über viele Jahrhunderte für selbstverständlich und unumstößlich, dass es sieben und eben nur genau sieben Planeten gäbe (für sie waren Sonne, Mond, Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn „Wandelsterne"). Sieben war die Zahl, über die nichts hinausgehen konnte! Das war vom Schöpfer so gewollt! Der Regenbogen hatte (früher) sieben Farben: rot - orange - gelb - grün - blau - indigo - violett. Die Einteilung stammmt von Isaac Newton (Newtons Indigo), für den die Sieben die Zahl der Vollendung war. Eine Einteilung in verschiedene Farben ist beim Regenbogen aber natürlich ohne Sinn, weil es sich ja um ein Kontinuum (unendlich viele Abstufungen) handelt. Aufgeklärte Geister lassen heute die Farbe Indigo weg. So bleiben nur sechs Farben im Regenbogen. Und die Anzahl der Planeten
Marienkäfer haben ganz unterschiedliche Anzahlen von Punkten. Nur der Marienkäfer mit sieben Punkten (Coccinella septempunctata) ist aber der Glückskäfer.
Wieso sollen es gerade sieben Hornissen sein, die „ein Pferd töten“?

Drei
Das häufige Auftreten in mythischen Zusammenhängen legt es nahe (oder macht es eigentlich sicher), anzunehmen, dass auch die 3 eine ähnliche Bedeutung hatte.
Märchenhelden gehören häufig zu 3 Brüdern; sie müssen jeweils 3 Aufgaben erfüllen; man hat drei Wünsche frei; man muss dreimal an das Tor klopfen, bevor es sich öffnet, drei Wege öffnen sich, dreimal auf Holz klopfen, damit kein Unglück geschieht, dreimal Aussetzen beim Würfeln, „Das hab ich Dir schon dreimal gesagt!“; „Toi toi toi“ dreimal über die Schulter spucken; auch die heilige Dreifaltigkeit ist wohl Ursache oder Ergebnis der besonderen Bedeutung der 3.

Vierzig
Im Orient und in Russland hat die vierzig eine ähnliche Bedeutung: Ali Baba hatte nicht abgezählt genau 40 Räuber gegen sich, sondern eine unzählbare Menge (auch wenn im Verlauf der Geschichte aus „tausendundeine Nacht“ dann doch mit der Anzahl 40 gerechnet wird: zwei werden wegen angeblicher Unfähigkeit geköpft und es bleiben noch 38 und nicht, wie man eigentlich annehmen sollte „zwei weniger als sehr viele“). Totenwachen oder Hochzeiten dauerten (und dauern) nicht genau 40 Tage und 40 Nächte, wie es in den Märchen beschrieben wird, sondern unvorstellbar lange. Moslemische Frauen verhüllen ihr Gesicht so, dass die Haare nicht zu sehen sind. Ein sichtbares Haar bedeutet nämlich 40 Jahre (also „unendlich lange“) in der Hölle wegen „Unkeuschkeit“. In der Bibel (ihre Autoren lebten im Orient) finden sich viele Belege für die 40 als bedeutungsvolle Zahl. Uns Westeuropäern fehlt das Verständnis für die Nebenbedeutung der 40. Wir sehen den Hintergrund meist nicht.


Zwölf
Auch die Zwölf mag eine solche Zahl gewesen sein. Sie hat z.B. im Französischen und Deutschen ein eigenes besonderes Zahlwort „douze“ (Eine Ableitung mit Hilfe von „dix“ ist natürlich naheliegend, ebenso wie bei „onze“). Dutzend heisst es in der deutschen Sprache. Das Dutzend hat seine Bedeutung noch immer nicht verloren: besonders Essgeschirr wird dutzend- oder halbdutzendweise angeschafft. Am Esstisch stehen immer noch sechs Stühle. Für unsere Grossmütter gehörten Hemden und Handtücher dutzendweise zur Aussteuer, Bleistifte werden noch jetzt in Schachteln zu je einem Dutzend verpackt, Schreibfedern und Laubsägeblätter kauft man in Dutzenden oder sogar in Dutzenden von Dutzend (ein Dutzend Dutzend = ein Gros).
Am „Tannebaum“ durften bei vielen Familien nicht mehr als zwölf Kerzen brennen und es liegen gerade zwölf „heilige Nächte“ zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag.
Diese Nächte hatten auch in heidnischer Zeit eine große Bedeutung. Es waren die „Rauhnächte“, in denen Wotans „Wilde Jagd“ über den Himmel tobte. Nachts mussten die Wäscheleinen abgenommen werden, damit sich keiner der Geister darin verheddern konnte und deshalb dem Haus Unglück brachte. Alle Türen mussten sicher verschlossen sein, um Geistern den Eintritt zu verwehren. Durch Lärmen mit Rasseln, Klappern und Knarren wurden die Geister verjagt (Silvester-Knallerei).

An vielen Stellen wird die Bedeutung der 12 sichtbar: 12 Monate hat das Jahr, 12 Stunden sind ein Tag (unser 24-Stunden-Tag ist der alte 12 Stunden-Tag und die alte 12 Stunden-Nacht zusammen). Erst etwa 1920 wurde in Deutschland die 24-Stunden-Einteilung des Tages eingeführt. Angelsächsische Länder haben die 12-Stunden-Einteilung immer noch. Sie müssen a.m (ante meridiem) und p.m (post meridiem) zur Unterscheidung der Stunden vor oder nach Mittag benutzen. Weiterhin sei erinnert an: 12 Jünger, 12 Monate des Jahres, 12 gute Feen im Märchen, wir benutzen in unserem Tonsystem gerade (zufällig?) 12 Töne.


Alte Heimatfilme zeigen es: Vor wenigen Jahrzehnten noch benutzten die Schützenvereine Schieß-Scheiben mit 12 Ringen und der 12 im Zentrum. Die 12 war auch beim Schießen auf die Scheibe das Höchst-Erreichbare und Vollendete. Essbesteck wird traditionell in Einheiten von 1 Dutzend gehandelt. Das halbe Dutzend - 6 Bestecke - ist erst jüngeren Datums.

Sogar die „Unglückszahl“ 13 deutet auf die besondere Bedeutung der 12 hin. Sie bedeutet deshalb etwas Negatives, weil sie als die Zahl angesehen wurde die die volle, die „gute“ 12 negiert und stört oder zerstört. Sie werden kaum ein Hotel finden, das ein Zimmer mit der Nummer 13 hat und Flugzeuge haben keine Reihe 13. Denken Sie  auch an Freitag der 13.! (und auch ich habe mir gegönnt im Inhaltsverzeichnis die 13 zu umgehen!). Manchmal findet man die 13 jedoch auch gerade als Glückszahl umgedeutet.

Tafelkreide-Paket









Tafelkreide-Packung
Ohne dass uns das bewusst ist, finden wir über die bereits genannten Beispiele hinaus gerade im Schulbereich Reste des Zwölfersystems. Schul-Tuschkästen haben 12 Farben oder die Hälfte davon, Künstler-Malfarben und Buntstifte werden in Einheiten zu 12, 60 und 120 verkauft, Feinminen und Tafelkreide liegen in 12er-Päckchen im Regal und  Laubsägeblätter gibt es bloß dutzendweise.








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