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- Sieben
- drei - vierzig
Sieben
Sieben
ist wohl die Zahl mit dem umfangreichsten mythologischen Hintergrund:
„Hinter den sieben Bergen“ ist natürlich weder ein bestimmter
Ort am Rhein oder an der Leine (dort gibt es jeweils „Sieben Berge“
oder ein „Siebengebirge“). Es ist ein Ort, der hinter unzählbar vielen
Bergen liegt. Selbst in Schlagern tauchte die 7 in diesem Sinne auf:
„Über sieben Brücken musst Du geh’n, sieben dunkle Jahre
übersteh’n, siebenmal musst Du die Asche sein ....“ ((welch tiefer
Sinn!!!)). Weitere Verwendungen dieser Art: Siebenschläfer, sieben
fette und sieben magere Jahre (Bibel), Drachen mit sieben Köpfen,
Siebenmeilenstiefel, Spiegel
zerbrechen bringt sieben Jahre Unglück, eine Katze hat sieben
Leben. Ganz deutlich wird das in dem russischen Sprichwort „Sieben warten nicht auf einen“ mit der
Bedeutung „Viele können nicht auf einen Rücksicht nehmen“.
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Der „Siebenarmige
Leuchter“, die „Menora“ der Juden (rechts) hat eine über 3000 Jahre
alte Geschichte: Nach dem Auszug der Israeliten aus Ägypten erhält
Moses von Jahwe zwei steinerne Tafeln mit den "Zehn Geboten".
Gleichzeitig ergeht der Auftrag an das jüdische Volk, einen Leuchter
mit sieben Armen, Symbol des Lebensbaums, herzustellen. Die
Menora muss - so will es Jahwe - aus mindestens dreißig Kilogramm Gold
gehämmert werden. Detaillierte Vorschriften solcher Art sind inzwischen
dem Christentum fremd. Der siebenarmige Leuchter ist aber ins
Christentum übernommen worden und als Kultgegenstand in sehr vielen
Kirchen anzutreffen. Auch in der Volkskunst taucht er z.B. als
„Bevenser Siebenstern“ (Bild) auf.

- Sieben
wurde auch als Zahl der göttlichen Vollendung angesehen. Das haben wir
aus dem vorderen Orient übernommen (in sieben Tagen hat Gott
die Welt geschaffen). Die Bedeutung der Zahl sieben ist aber wohl von
noch
weiter aus dem Osten gekommen.
- Aus
geozentrischer Sicht gab es sieben "Planeten" (Sonne, Mond, Merkur,
Venus, Saturn, Mars, Jupiter). Mehr "Planeten" konnte es nicht geben,
denn durch die Siebenzahl war "die Welt vollendet".
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In einem umfangreichen Text aus dem 19. Jahrhundert (Vergleichendes
Handbuch der Symbolik der Freimaurerei) wird das besonders
deutlich. Für Hindus haben jeweils sieben heilige Berge,
heilige Flüsse und heilige Städte eine große Bedeutung.
In diesem
Sinne wird immer noch gedacht: eine vollendete Fischsuppe muss von siebenerlei
Fisch bereitet werden, im Lebkuchen sind sieben Gewürze. Der „siebente
Himmel" ist der „letzte Himmel", in dem die Glückseligkeit vollendet
ist. Astronomen hielten es über viele Jahrhunderte für
selbstverständlich und unumstößlich, dass es sieben und eben nur genau
sieben Planeten gäbe (für sie waren Sonne, Mond, Merkur, Venus, Mars,
Jupiter und Saturn „Wandelsterne"). Sieben war die Zahl, über die
nichts hinausgehen konnte! Das war vom Schöpfer so gewollt! Der
Regenbogen hatte (früher) sieben Farben: rot - orange - gelb -
grün - blau - indigo - violett. Die Einteilung stammmt von Isaac Newton
(Newtons
Indigo), für den die Sieben die Zahl der Vollendung war. Eine
Einteilung in verschiedene Farben ist beim Regenbogen aber natürlich
ohne Sinn, weil es sich ja um ein Kontinuum (unendlich viele
Abstufungen) handelt. Aufgeklärte Geister lassen heute die Farbe Indigo
weg. So bleiben nur sechs Farben im Regenbogen. Und die Anzahl der
Planeten
Marienkäfer haben ganz unterschiedliche Anzahlen von Punkten. Nur der
Marienkäfer mit sieben Punkten (Coccinella septempunctata) ist
aber der Glückskäfer.
Wieso sollen es gerade sieben Hornissen sein, die „ein Pferd töten“?
Drei
Das häufige
Auftreten in mythischen Zusammenhängen legt es nahe (oder macht es
eigentlich sicher), anzunehmen, dass auch die 3 eine ähnliche Bedeutung
hatte.
Märchenhelden
gehören häufig zu 3 Brüdern; sie müssen jeweils 3 Aufgaben erfüllen;
man hat drei Wünsche frei; man muss dreimal an das Tor klopfen, bevor
es sich öffnet, drei Wege öffnen sich, dreimal auf Holz klopfen, damit
kein Unglück geschieht, dreimal Aussetzen beim Würfeln, „Das hab ich
Dir schon dreimal gesagt!“; „Toi toi toi“ dreimal über die Schulter
spucken; auch die heilige Dreifaltigkeit ist wohl Ursache oder Ergebnis
der besonderen Bedeutung der 3.
- Vierzig
- Im
Orient und in Russland hat die vierzig eine ähnliche Bedeutung: Ali
Baba hatte nicht abgezählt genau 40 Räuber gegen sich, sondern eine
unzählbare Menge (auch wenn im Verlauf der Geschichte aus
„tausendundeine Nacht“ dann doch mit der Anzahl 40 gerechnet wird: zwei
werden wegen angeblicher Unfähigkeit geköpft und es bleiben noch 38 und
nicht, wie man eigentlich annehmen sollte „zwei weniger als sehr
viele“). Totenwachen oder Hochzeiten dauerten (und dauern) nicht genau
40 Tage und 40 Nächte, wie es in den Märchen beschrieben wird, sondern
unvorstellbar lange. Moslemische Frauen verhüllen ihr Gesicht so, dass
die Haare nicht zu sehen sind. Ein sichtbares Haar bedeutet nämlich 40
Jahre (also „unendlich lange“) in der Hölle wegen „Unkeuschkeit“. In
der Bibel (ihre Autoren lebten im Orient) finden sich viele Belege für
die 40 als bedeutungsvolle Zahl. Uns Westeuropäern fehlt das
Verständnis für die Nebenbedeutung der 40. Wir sehen den Hintergrund
meist nicht.
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- Zwölf
- Auch die Zwölf mag eine solche Zahl gewesen sein. Sie hat
z.B. im Französischen und Deutschen ein eigenes besonderes
Zahlwort „douze“ (Eine Ableitung mit Hilfe von „dix“ ist natürlich
naheliegend, ebenso wie bei „onze“). Dutzend heisst es in der deutschen
Sprache. Das Dutzend hat seine Bedeutung noch immer nicht verloren:
besonders Essgeschirr wird dutzend- oder halbdutzendweise angeschafft.
Am Esstisch stehen immer noch sechs Stühle. Für unsere Grossmütter
gehörten Hemden und Handtücher dutzendweise zur Aussteuer, Bleistifte
werden noch jetzt in Schachteln zu je einem Dutzend verpackt,
Schreibfedern und Laubsägeblätter kauft man in Dutzenden oder sogar in
Dutzenden von Dutzend (ein Dutzend Dutzend = ein Gros).
- Am „Tannebaum“
durften bei vielen Familien nicht mehr als zwölf Kerzen brennen und es
liegen gerade zwölf „heilige Nächte“ zwischen Weihnachten und dem
Dreikönigstag.
- Diese Nächte hatten auch in heidnischer Zeit eine große
Bedeutung. Es waren die „Rauhnächte“, in denen Wotans „Wilde Jagd“ über
den Himmel tobte. Nachts mussten die Wäscheleinen abgenommen werden,
damit sich keiner der Geister darin verheddern konnte und deshalb dem
Haus Unglück brachte. Alle Türen mussten sicher verschlossen sein, um
Geistern den Eintritt zu verwehren. Durch Lärmen mit Rasseln, Klappern
und Knarren wurden die Geister verjagt (Silvester-Knallerei).
- An
vielen Stellen wird die Bedeutung der 12 sichtbar: 12 Monate hat das
Jahr, 12 Stunden sind ein Tag (unser 24-Stunden-Tag ist der alte 12
Stunden-Tag und die alte 12 Stunden-Nacht zusammen). Erst etwa 1920
wurde in Deutschland die 24-Stunden-Einteilung des Tages eingeführt.
Angelsächsische Länder haben die 12-Stunden-Einteilung immer noch. Sie
müssen a.m (ante meridiem) und p.m (post meridiem) zur Unterscheidung
der Stunden vor oder nach Mittag benutzen. Weiterhin sei erinnert an:
12 Jünger, 12 Monate des Jahres, 12 gute Feen im Märchen, wir benutzen
in unserem Tonsystem gerade (zufällig?) 12 Töne.
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- Alte
Heimatfilme zeigen es: Vor wenigen Jahrzehnten noch benutzten die
Schützenvereine Schieß-Scheiben mit 12 Ringen und der 12 im Zentrum.
Die 12 war auch beim Schießen auf die Scheibe das Höchst-Erreichbare
und Vollendete. Essbesteck wird traditionell in Einheiten von 1 Dutzend
gehandelt. Das halbe Dutzend - 6 Bestecke - ist erst jüngeren Datums.
- Sogar
die „Unglückszahl“ 13 deutet auf die besondere Bedeutung der 12 hin.
Sie bedeutet deshalb etwas Negatives, weil sie als die Zahl angesehen
wurde die die volle, die „gute“ 12 negiert und stört oder zerstört. Sie
werden kaum ein Hotel finden, das ein Zimmer mit der Nummer 13 hat und
Flugzeuge haben keine Reihe 13. Denken Sie auch an Freitag der
13.! (und auch ich habe mir gegönnt im Inhaltsverzeichnis
die 13 zu umgehen!). Manchmal findet man die 13 jedoch auch gerade als
Glückszahl umgedeutet.
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- Tafelkreide-Packung
Ohne dass
uns das bewusst ist, finden wir über die bereits genannten Beispiele
hinaus gerade im Schulbereich Reste des Zwölfersystems.
Schul-Tuschkästen haben 12 Farben oder die Hälfte davon,
Künstler-Malfarben und Buntstifte werden in Einheiten zu 12, 60 und 120
verkauft, Feinminen und Tafelkreide liegen in 12er-Päckchen im Regal
und Laubsägeblätter gibt es bloß dutzendweise.
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