Dwirko, Iwan

Iwan Dwirko, geb. am 24. Januar 1924; Arbeitseinsatz bei Möbelfabrik Hery, Gersthofen

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Es ist bereits das dritte Mal, dass ich mit Herrn Dwirko zusammentreffe. Letztes Jahr besuchte ich ihn hier in Jahotyn, 2002 sah ich ihn zum ersten Mal in der Stiftung in Kiew. Iwan erwartet uns bereits auf der Straße, er trägt einen Strohhut und ist braungebrannt, sieht gesund aus, kein Vergleich zu seinem Zustand von vor einem Jahr, als er sich kaum noch an etwas erinnern konnte. Aber vielleicht war es auch der Winter, der ihn seinerzeit so depressiv erscheinen ließ.
Iwan Dwirko war Zwangsarbeiter bei Hery in Gersthofen, deshalb empfinde ich eine besondere Verantwortung ihm gegen über. Im Gegensatz zu ihm aber wirkt seine Frau noch zerbrechlicher. Wir sitzen im Garten und plaudern wie alte Freunde, er zeigt mir stolz seinen Garten. Da wächst Blumenkohl, Tomaten, Gurken, Zucchini, Paprika, Melonen, Äpfel, Birnen, Johannisbeeren, Aprikosen und Kirschen, sein Garten ist 5000 qm groß. Er und seine Frau können natürlich den Garten nicht mehr versorgen, es ist ihre Tochter, die in Kiew wohnt und jedes Wochenende, seit über 30 Jahren die Eltern besuchen kommt. Sie macht das Gemüse ein, stellt den hervorragenden Wodka her und schlachtet die Hühner und Schweine. Ohne ihren Garten könnten die Dwirkos nicht überleben. Ihre Rente ist viel zu klein als dass sie davon leben könnten. Das Haus hat kein fließend Wasser, der Brunnen ist im Garten, wo sich auch die Toilette befindet.
Iwan kann kaum noch beißen, er hat keine Zähne, sondern nur noch Stümpfe in seinem Mundraum. Lubov fragt ihn, weshalb er sich nicht die Zähne richten lasse, aber da winkt Iwan nur ab. Jeder Biss schmerzt ihn, aber zum Zahnarzt kann er nicht, das ukrainische Gesundheitswesen garantiert den Rentnern lediglich eine Grundversorgung. Wenn er neue Zähne will, dann muss er die schon selber bezahlen, aber dazu fehlt ihm natürlich das Geld. Obwohl wir bereits ein Festessen bei den Bojkos hinter uns haben, werden wir dazu genötigt, nochmals eine wahrlich herrliche Brotzeit einzunehmen. Gemüse aus dem Garten, hierzu Speck vom selbstgeschlachteten Schwein, dazu Wodka aus der Eigenproduktion. Mittlerweile ist es spät geworden, die ukrainischen Fahrer drängen zum Aufbruch, ich wäre zu gerne noch geblieben, in diesem Hause fühle ich mich so wohl. Liebevoll verabschiedet sich Iwan Dwirkos Enkelin von den Großeltern, sie fährt mit uns nach Kiew zurück. Ich verspreche der Familie , wieder zu kommen. Vielleicht gelingt es mir ja noch, Iwan zu dritten Zähnen zu verhelfen, damit er wieder Freude am Essen hat. Wie verabschieden uns wie alte Freunde. Der Besuch bei Familie Dwirko hat für mich auch dieses Mal wieder die nachhaltigsten Eindrücke hinterlassen.


Bildergallerie

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