Zwangsarbeit - Lager vor Ort -
Interview mit Herrn Georg Storr

(geb. 27.4.1923 in Villenbach/Hegnenbach)

Ich habe als leitender Angestellter der Firma Bruntz und Erhard und Erhard und Leimer (Elektrofirma) die elektrische Installation der Baracken bei IG Farben im Winter 1941 vorgenommen.
Meines Wissens befanden sich dort russische, serbischer und französiche, auch italienische Kriegsgefangene.
Wir installierten Schutz- und Alarmanlagen für die KZ-Außenlager z.B. bei Messerschmitt in Kaufering, aber auch hier in Gersthofen.
Es waren ca. 300-400 Kriegsgefangene bei IG Farben beschäftigt, um die Baracken waren Einzäunungen mit Stacheldraht, später mit elektrisch geladenem Zaun. Ich kam wiederholt zur Wartung dorthin.
In den Räumen befand sich jeweils nur ein Licht mit 5W Kohlenfadenlampe. In einer Baracke waren meiner Schätzung nach 15-20 Räume, jeweils nicht mehr als 15 qm gross. In jedem Raum standen ca 20 Betten, 2-3 Stockwerkbetten.
Die hygienischen Verhältnisse waren sehr schlecht. Außerhalb der Baracke befanden sich die sogenannten Toiletten, dazu stand ein Eimer im Zimmer.
Die Ernährung erfolgte durch eine Art Feldküche.
Die Kriegsgefangenen wurden durch Kriegsversehrte und Zivilisten bewacht.
Über meine Tätigkeit in den Gefangenenlager musste ich absolutes Stillschweigen bewahren.
Wir bauten auch bei IG Farben Generatoren und Motoren für die Bearbeitung chemischer Mischprodukte ein. Im Lager IG Farben in Gersthofen war ich seit Ende 1941 insgesamt ca 10 bis 15 Tage tätig.

Auch in den Lechwerken waren in Baracken Kriegsgefangene untergebracht, ca. 25 an der Zahl, die Baracken befanden sich dort, wo jetzt sich das Turbinenwerk befindet.

In Langweid-Foret wurde Sprengstoffmaterial ausgelagert und von der Wehrmacht und Zivilpersonen bewacht. Dort befanden sich auch viele Zwangsarbeiter, Franzosen, Serben, Polen. Darüberhinaus gab es sehr viele zivile landwirtschaftlichen Zwangsarbeiter von Langweid bis hinunter nach Donauwörth.

Gablingen-Flugplatz:

Auch hier hat unsere Firma die elektrische Installation übernommen. Zuerst wohnte dort das fliegende und das Bodenpersonal. Gablingen verfügte auch über ein großes Offizierskasino. Ab 1941 waren auch Teile der Wlassovarmee in Gablingen stationiert, die der Waffen-SS unterstellt waren. Daneben gab es im Flugplatzaussenbereich Außenlager für zivile Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene.

Sägewerk Hery:

Bei Hery waren männliche und weibliche Ostarbeiter untergebracht, die Baracken waren mit Stacheldraht umzäunt. Die Posten wachten Tag und Nacht über die Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter.

Ziegelei Gersthofen:

Dort standen nach meinen Kenntnissen 8-10 Baracken. Zivile Fremdarbeiter waren hier ebenso wie Kriegsgefangene, um die Baracken war Stacheldraht, das ganze Lehmfeld war eingezäunt, um dieses herum befanden sich die Baracken. Dienstverpflichtete Deutsche führten die Aufsicht. Arbeit in der Ziegelei bedeutete Schwerstarbeit.

Munitionsfabrik Sauer:

Dort arbeiteten 20 Ostarbeiterinnen, die im Kuka-Lager an der Donauwörtherstraße untergebracht waren, wie auch aus anderen Quellen bezeugt ist.

Firma Lindenmeyer:

Dort wurden Fahrzeugteile, Brückenmetallträger, Nietungen und Eisenkonstruktionen hergestellt, in der Bahnhofsnähe befand sich auf dem Betriebsgelände ein Gefangenenlager.


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