Zwangsarbeit - Lebensumstände -
Vom Zwangsarbeiter zur Displaced Person

Für viele "Fremdarbeiter" war die Leidenszeit mit dem Einmarsch der alliierten Truppen nicht zu Ende. Die meisten der Arbeitskräfte aus dem Westen wurden in den ersten Tagen und Wochen nach der Befreiung in die Heimat zurückgebracht - oder machten sich auf eigene Faust auf den Heimweg.
Mit der Sowjetunion hatten die West-Alliierten schon auf der Konferenz in Jalta vereinbart, dass alle sowjetischen Staatsangehörigen unverzüglich in die UdSSR zurückzuschicken, zu "repatriieren" waren.

Ein nicht unerheblicher Teil der sowjetischen Kriegsgefangenen und Zivilarbeiter aber stand in den Augen der sowjetischen Behörden unter Kollaborationsverdacht - und dies betraf nicht nur die Angehörigen der "Wlassow-Armee", die auf deutscher Seite gegen die Sowjetunion gekämpft hatten. Ein Teil dieser Menschen wurde nach dem Krieg in Langweid angesiedelt.
Die sowjetischen Kriegsgefangenen wurden schon aufgrund der Tatsache, dass sie sich hatten gefangen nehmen lassen, als Kollaborateure oder Deserteure verdächtigt und scharfen Repressionen unterworfen.

Vom Regen in die Traufe

Aber auch die Zivilarbeiterinnen und Zivilarbeiter aus der Sowjetunion wurden von den sowjetischen Militärbehörden "repressiert". Unmittelbar nach Kriegsende wurden alle Sowjetbürger auf deutschem Boden ebenso wie in allen anderen Ländern schnell registriert und kaserniert, um dann in die UdSSR repatriiert zu werden - auch gegen den Willen der Betroffenen. Im Machtbereich der Roten Armee wurden sie in "Filtrierlager" eingeliefert und langwierigen Untersuchungen unterzogen, die mit einem erheblichen Maß an Willkür verbunden waren.
Diejenigen, denen Kollaboration mit den Deutschen nachgewiesen oder doch unterstellt wurde, wurden anschließend in Straflager verbracht, wie zum Beispiel Frau Martha Micik, die wir nach Deutschland eingeladen haben.

Bürger zweiter Klasse

Die übrigen ehemaligen "Deutschlandarbeiter" kehrten zurück in ihre Heimat. Dort waren sie fortan Bürger zweiter Klasse - mit geringeren sozialen Leistungsansprüchen, oft mit beschränkter Bewegungserlaubnis über Jahrzehnte hinweg.

Bis auf einige Zehntausend sind nach und nach alle DPs repatriiert worden. Die Übriggebliebenen - unter ihnen viele Polen - versuchten zum Teil nach Amerika auszuwandern; viele blieben aber auch als "Heimatlose Ausländer" in Westdeutschland.

Ulrich Herbert, Geschichte der Ausländerpolitik in Deutschland. Saisonarbeiter, Zwangsarbeiter, Gastarbeiter, Flüchtlinge, München 2001, S. 181

Vom Zwangsarbeiter zum heimatlosen Ausländer

Durch den Ausbruch des 2. Weltkrieges und die damit verbundene Einberufung junger Menschen zur Wehrmacht und später durch Ausfälle infolge Kampfhandlungen in der Zivilbevölkerung ergaben sich für die deutsche Wirtschaft erhebliche Probleme, für die auf laufende Kriegsproduktion die notwendigen Arbeitsplätze zu besetzen. Daraus entstand die Notwendigkeit, die zunehmenden Lücken (auch im landwirtschaftlichen Bereich) durch ausländische Arbeitskräfte aus allen besetzten Gebieten Europas aufzufüllen. Fremdarbeiter (oder besser gesagt: Sklavenarbeiter) waren in der Hauptsache Arbeitskräfte, die aus den besetzten Ostgebieten (Polen und ehemalige Sowjetunion, Litauen, Lettland und Estland) zwangsweise zur Arbeitsleistung nach Deutschland deportiert wurden. Auch Kriegsgefangene wurden zur Arbeitsleistung herangezogen. Meist wurden die PoW (Kriegsgefangene) und Zwangsarbeiter in riesigen Sammelunterkünften unter Bewachung durch SS oder Wehrmacht untergebracht und tagsüber in den der Wehrmacht zuarbeitenden Firmen, aber auch in der privaten Wirtschaft untergebracht. Man schätzt die Zahl der Kriegsgefangenen und Fremdarbeiter in Deutschland bei Kriegsende auf 7,5 Millionen. Nach Kriegsende bemühten sich die Siegermächte, diese zwangsweise aus ihrer Heimat verschleppten Displaced Persons so zügig als möglich wieder in ihre Heimat zurückzubringen (repatriieren), überfluteten doch Millionen deutscher Flüchtlinge die Besatzungszonen. Die Zahl derer, die nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren konnten oder wollten, weil sie Verfolgung zu fürchten hatten, wird auf etwa eine Million geschätzt.

(Quelle letzter Abschnitt: "Mitteilungen der Landesversicherungsanstalt Oberfranken und Mittelfranken", Nr. 10/1983)


Ehemalige Zwangsarbeiter zu Gast in Gersthofen


Behandlung von DPs


Französin in Gersthofen


Treffen in Kriegshaber mit ehemaligen Zwangsarbeitern (1)


Treffen in Kriegshaber mit ehemaligen Zwangsarbeitern (2)


Treffen in Kriegshaber mit ehemaligen Zwangsarbeitern (3)


Treffen in Kriegshaber mit ehemaligen Zwangsarbeitern (4)


Treffen in Kriegshaber mit ehemaligen Zwangsarbeitern (5)


Treffen in Kriegshaber mit ehemaligen Zwangsarbeitern (6)


Verstorbener Zwangsarbeiter (1)


Verstorbener Zwangsarbeiter (2)


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