10.2.17
Blutigen Schlachten in Saale-Unstrut auf der Spur
Die Bilanz nach sechs
Stunden Gemetzel war verheerend: Mehr als 6000 Soldaten kamen in
der Schlacht bei Lützen ums Leben, darunter der Schwedenkönig
Gustav II. Adolf. Damit ging sie als eine der folgenschwersten
Schlachten des Dreißigjährigen Krieges in die Geschichte
ein.
Lützen, rund 20 Kilometer südwestlich von Leipzig gelegen,
gehört zu Saale-Unstrut, einer vom Hochmittelalter geprägten
Wein- und Kulturlandschaft. Burgen, Städte, Schlösser
und Klöster machen über 1000 Jahre Geschichte greifbar.
Die Region war Schauplatz zweier großer Gefechte, die in
die historischen Bücher eingingen: die Schlacht bei Lützen
am 16. November 1632 und die Schlacht bei Hassenhausen am 14. Oktober
1806.
Wie der schwedische König im Dreißigjährigen Krieg
starb, können Besucher im Museum im Schloss Lützen sehen.
Ein Großdiorama mit über 3600 Zinnfiguren zeigt das
Gefecht zwischen den schwedisch-protestantischen und kaiserlich-katholischen
Truppen. Ab Frühjahr sollen zudem einige Funde einer der größten
schlachtfeldarchäologischen Untersuchungen in Europa gezeigt
werden.
Schlachtfeldarchäologie in Lützen: detaillierte Rekonstruktion
der Gefechte
Ein Team aus schwedischen, britischen und deutschen Wissenschaftlern
entdeckte zwischen 2006 und 2011 mit Hilfe von Metallsonden im
Boden etwa 3500 Fundstücke aus der Schlacht bei Lützen.
Darunter Gewehrkugeln, Pistolen und Uniformteile. So konnten die
Archäologen den Verlauf der Schlacht genau rekonstruieren.
Belegt ist detailliert, dass Gustav II. Adolf an die vorderste
Kampflinie geriet, von einer Kugel in den linken Arm getroffen
und im Nahkampf verwundet wurde. Er stürzte vom Pferd und
wurde von einem Reiter durch Kopfschuss getötet.
Darüber hinaus stieß das Forscherteam vor sechs Jahren
auf ein Massengrab mit 47 Toten, das großes Aufsehen erregte.
Das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in Halle
untersuchte den spektakulären Fund. Obwohl die Soldaten ohne
Kleidung, persönliche Gegenstände und Waffen bestattet
wurden, konnten die Wissenschaftler Rückschlüsse auf
Alter, Krankheiten oder Kriegsverletzungen der Toten ziehen.
Die Stadt Lützen möchte das Massengrab mit den 47 Skeletten
künftig am historischen Ort zeigen. Dazu plant sie einen Erweiterungsbau
an der Gustav-Adolf-Gedenkstätte. Die Eröffnung soll
im Spätherbst 2019 sein. „Das ist aber abhängig
von mehreren verschiedenen Faktoren, die wir selbst nur zum Teil
steuern können“, sagt Katja Rosenbaum, Leiterin des
Museums, „unter anderem muss an der Stelle, wo das Gebäude
errichtet werden soll, nochmals gegraben werden, und es ist natürlich
zu erwarten, dass auch dort Funde der Schlacht gemacht werden.“
Schlacht von Hassenhausen: blutgetränkte Kirchenbücher
In Saale-Unstrut befindet sich ein weiterer bedeutender Schauplatz
einer großen Militäroperation. Das kleine Dorf Hassenhausen
wurde durch die Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt berühmt.
15 000 Soldaten mussten im Gefecht zwischen preußischer Hauptarmee
und den Truppen Napoleons das Leben lassen.
Das Museum im Pfarrhaus stellt unter anderem blutgetränkte
Kirchenbücher aus, mit denen Knochenbrüche verwundeter
Soldaten geschient wurden. Beeindruckend ist auch das Zinnfiguren-Diorama
mit 600 Figuren. Es zeigt, wie die preußischen Reiter im
französischen Feuer zusammenbrechen. Augenzeugenberichte und
Schlachtfeldfunde vervollständigen das Bild einer blutigen
Schlacht. Außerhalb des Museum markieren Gedenksteine das
Schlachtfeld von damals. Die Gedenkstätte ist ab März
wieder geöffnet.
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